Comedy-Star Gabi Decker: Jetzt kauft sie für arme, alte Berliner ein
Die Berlinerin versorgt ältere Menschen in Not mit Sachspenden. In der Corona-Krise wurde sie auch zur Lebensmittel-Lieferantin - „denn viele Menschen müssen hungern“, sagt sie.

Foto: Thomas Uhlemann
Auf der Bühne und im TV brachte sie ihre Zuschauer zum Lachen – doch wenn es um ältere Menschen in Not geht, wird Comedy-Star Gabi Decker (63) ernst. Mit ihrer Stiftung setzt sie sich seit Jahren für Senioren ein, die unter Armut leiden, versorgt sie mit Sachspenden. In der Corona-Krise tauchten aber neue Probleme auf, sagt Decker: „Viele ältere Menschen müssen hungern!“
Das Problem: „Viele, denen es im Alter finanziell nicht gut geht, nutzen die Tafeln, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen“, sagt die Berlinerin. „Aber diese Einrichtungen haben noch geschlossen, bekamen in den letzten Monaten oft weniger Spenden. Von zwei Kartoffeln, einer Tomate und einer Tütensuppe kann niemand leben.“ Außerdem problematisch: Viele, die zur Risikogruppe gehören, würden wegen der Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus die eigenen vier Wände nicht mehr verlassen.
Die alten Menschen sind so bescheiden. Sie essen lieber einen verschimmelten Kanten Brot, als dass sie sich irgendwo melden und um Hilfe bitten.
Gabi Decker
Decker, die im Rahmen der Arbeit ihrer Stiftung eigentlich Sachspenden verteilt – Möbel, Küchengeräte und anderes – wollte unbürokratisch helfen. „Denn Lebensmittel sind auch Sachspenden. Deshalb gehe ich auf Bestellung einkaufen und lasse das Essen ausliefern.“ Wer Hilfe braucht, kann sich telefonisch bei ihrer Stiftung melden (Tel. 030/4339681) und durchgeben, was benötigt wird. Decker kauft dann im Supermarkt alles ein, ein Lieferant bringt die gepackten Tüten zum Besteller. Jeder Einkauf sorge dafür, dass derjenige die nächsten Wochen einen vollen Kühlschrank habe. „Wer bestellt, muss bei der Lieferung nur seine Bescheinigung zur Grundsicherung zeigen. Ich will Soforthilfe leisten – und bin kein Amt, das erstmal ein dreiviertel Jahr schläft.“
Der Service lief am Anfang allerdings nur schleppend an. „Denn die alten Menschen sind so bescheiden. Sie essen lieber einen verschimmelten Kanten Brot, als dass sie sich irgendwo melden und um Hilfe bitten. Ich hatte Anrufe von Leuten, die sagten: Ich würde so gern mal wieder ein Stück Fleisch essen, es muss auch gar nicht bio sein.“ Ein Berliner habe ausschließlich Dosensuppen bestellt. „Die Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich“, sagt Decker.
Erst im Dezember hatte sich Gabi Decker von der Bühne verabschiedet – auch, um mehr Zeit für die Arbeit mit ihrer 2012 gegründeten Stiftung zu haben. „Es wird Zeit“, sagte sie dem KURIER damals. „Ich habe alles gehabt, bin verwöhnt von Publikum und Kritik, hatte eine ZDF-Show – was soll noch passieren?“ Sie wolle endlich mal im Café sitzen, in Ruhe Zeitung lesen, sich um ihren Garten und ihren Mann kümmern. Und eben auch um Menschen in Not.