Ihr Hund half ihr aus der Lebenskrise
Claudia Russo (48) und ihr Hund Green teilen das gleiche Schicksal: Beide sitzen im Rollstuhl
Seit einem Jahr meistert das ungewöhnliche Duo die gemeinsame Bürde.

Diese Liebe zwischen Mensch und Tier ist wohl einmalig: Claudia Russo (48) aus Karlshorst und ihr Mischlingshund Green teilen eine tiefe Verbundenheit. Beide haben ein kaputtes Rückgrat und sind zeitlebens auf den Rollstuhl angewiesen. Seit einem Jahr meistert das ungewöhnliche Duo sein gemeinsames Schicksal.
„Diesen Hund hat der Himmel geschickt. Er hat meinem Leben wieder einen Sinn gegeben“, sagt Claudia Russo. Sie sitzt in ihrem Elektro-Rollstuhl draußen auf dem Bürgersteig, ihr Green fährt entspannt neben ihr her. Sein Körper ist in einem Gestell eingespannt, an dem hinten zwei Rollen befestigt sind. Darin kann er sich mit den Hinterpfoten fortbewegen. Claudia Russo hat den Hunderolli im Internet einem Amerikaner abgekauft, der ihn extra für Vierbeiner mit Handicap hergestellt hat.
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Rein zufällig stieß Claudia Russo 2018 auf eine Vermittlungsanzeige von dem Welpen der Tierschutzorganisation „Ein Herz für Streuner e.V.“. „Als ich ihn auf dem Foto sah, ist mein Herz explodiert und ich wusste sofort, der gehört zu mir.“ Hinzu kam Greens traurige Vergangenheit, die ihr Herz sehr berührte. Der Mischling wurde als Welpe in Rumänien mit gebrochenem Rücken und einem gebrochenen Bein ausgesetzt und ist wie sie selbst gehandicapt. Auch Claudia Russo hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich. 2002 nahm sich ihr Ehemann Christian, mit dem sie seit ihrem 13. Lebensjahr liiert gewesen war, das Leben. Während ihrer Trauer sei es ihr gesundheitlich immer schlechter gegangen. Sie bekam mehrere Bandscheibenvorfälle und brach sich das Kreuzbein. Zusätzlich diagnostizierten ihre Ärzte Parkinson (eine fortschreitende Erkrankung des Gehirns) sowie Morbus Crohn, eine Entzündung im Darm. Seit 2014 ist die Mutter einer erwachsenen Tochter wegen ihrer schweren Erkrankung erwerbsunfähig und bezieht nur eine schmale Rente, die kaum zum Leben reicht, sodass sie auch auf Lebensmittelspenden angewiesen ist. Früher stellte sie als selbstständige Künstlerin besondere Drucke (Spread-Art) für T-Shirts, Tassen und Kissen her. Das Geschäft habe sie schweren Herzens aufgeben müssen.
Ihr gemeinsames Schicksal führte Claudia Russo und Green schließlich in einer Seniorenwohnanlage in Karlshorst, wo die 48-Jährige barrierefrei wohnen kann und auch pflegerisch unterstützt wird, zusammen. „Anfangs war das ein richtiges Drama, da Green vor allem Angst hatte, sogar vor meinem elektrischen Rollstuhl. Er griff jeden an, der sich ihm näherte“, erinnert sie sich. Zuletzt habe sich das Pflegepersonal schon geweigert, zu ihr in die Wohnung zu kommen. Doch Green hat Claudia Russos Lebensfreude wieder erweckt, die sie, wie sie sagt, wegen ihrer Beschwerden nicht mehr hatte. Sie war bereit, um ihren Liebling zu kämpfen.
Mühsam und mit viel Geduld versuchte Claudia Russo, ihm die Ängste zu nehmen. Für ihn habe sie zunächst auf den elektrischen Rollstuhl verzichtet und sich mühsam im Handrollstuhl fortbewegt. Später sei sie sogar aufgestanden und habe nach Jahren wieder versucht, ein paar Schritte zu gehen. „Ich hatte solche Schmerzen. Ohne Green an meiner Seite hätte ich das nie gemacht“, betont sie. Durch ihn habe sie auf einmal so viel Kraft bekommen, dass sie wieder kleinere Strecken laufen konnte. Auch der Mischling profitierte von seinem Frauchen und lernte kleine Kunststücke. Er bringt ihr die Schuhe, und wenn sie „Socke“ ruft, zieht er ihr sogar die Socken aus. „Inzwischen ist er superlieb und entspannt. Er fährt sogar gern Fahrstuhl“, sagt Russo.
Mithilfe ihres Hundes hat Claudia Russo wieder laufen und leben gelernt. Längere Strecken zur Berliner Tafel oder zum Arzt muss sie noch immer in ihrem elektrischen Rollstuhl zurücklegen. Die schafft aber ihr Hund nicht allein. Damit sie mit Green auch mal gemeinsam ihren Kiez verlassen kann, spart sie jetzt mühsam auf einen speziellen Anhänger für Hunde mit eigener Rampe, der elektronisch absenkbar ist. Den kann sie dann an ihren Rollstuhl anschließen und ihren Vierbeiner damit ziehen. Auch nur einen einzigen Tag ohne Green kann sich Claudia Russo nicht mehr vorstellen. Sie sagt: „Er ist der Deckel auf meinem Topf und bestimmt für mich.“ Mehr über das ungewöhnliche Duo auf https://www.facebook.com/glueckaufzweiraedern/