Clan und Tschetschenen schließen Frieden
Die Rädelsführer der verfeindeten Gruppierungen sollen sich in der Baitul Mukarram Moschee in Neukölln getroffen haben, um zu verhandeln.

Nachdem es am vergangenen Wochenende in Berlin zu mehreren Massenschlägereien zwischen Tschetschenen und einem arabischen Clan kam, soll nun wieder Frieden herrschen. Die Rädelsführer der verfeindeten Gruppierungen sollen sich in einer Moschee in Neukölln getroffen haben, um zu verhandeln. Ein Neuköllner Unternehmer soll bei dem Treffen als Friedensrichter vermittelt haben. Auch der syrische Profiboxer Manuel Charr soll nach eigenen Angaben als Friedensbotschafter agiert haben.
Der 36-jährige Charr hatte in den sozialen Netzwerken eine Stellungnahme veröffentlicht, in der es unter anderem heißt: „Frieden in Berlin Al Hamdullah es war keine Selbstjustiz alles in Absprache mit der Polizei und meinem Freund“. Dazu postete er ein Foto mit sieben Männer, die in einem Raum um einen Tisch sitzen und verhandeln. Charr schrieb außerdem: „Wir sollten einander lieben und uns mehr verbinden als zuvor“. Diese Aussage werde in Polizeikreisen als Friedenszeichen gewertet.
Mehr aktuelle Nachrichten aus dem Ressort Berlin finden Sie hier >>
Dieses Vorgehen der verfeindeten Gruppen ist kein Einzelfall. Clans versuchen, ihre Konflikte ohne den Rechtsstaat zu lösen und die Polizei draußen zu halten. Die Oberhäupter, Vermittler und sogenannte Friedensrichter haben seit Jahrzehnten eine Paralleljustiz etabliert.
In Berlin waren am vergangenen Wochenende die Machtkämpfe zwischen Tschetschenen und einem arabischen Clan eskaliert. Dabei soll es laut Szenekennern offenbar um den Einfluss im Drogenmilieu gegangen sein. Es kam zu drei Massenschlägereien zwischen Tschetschenen und Angehörigen des Remmo-Clans. Auslöser war nach Informationen der Berliner Zeitung eine gewalttätige Auseinandersetzung vor einem Spätkauf in der Wildenbruchstraße in Neukölln.
Tschetschenen holten sich Verstärkung aus Magdeburg
Nach Erkenntnissen von Ermittlern wurden dabei die Betreiber und Gäste eines Geschäfts angegriffen, der in der Hand eines arabischen Clans ist. Die tschetschenischen Angreifer, die Verstärkung von Landsleuten aus Magdeburg hatten, setzten unter anderem Hämmer als Waffen ein. „Wir haben schon länger mit derartigen Auseinandersetzungen zwischen arabischstämmigen Gruppierungen und Tschetschenen gerechnet, da letztere sich nicht mehr als Söldner für die Clans anstellen lassen wollen, sondern selbst ein großes Stück vom Kuchen haben möchten“, sagte Benjamin Jendro von der Gewerkschaft der Polizei (GdP).
Tschetschenische Banden gelten als besonders gewaltaffin. Das Bundeskriminalamt attestiert ihnen im aktuellen Lagebild Organisierte Kriminalität eine „überdurchschnittlich hohe Eskalations- und Gewaltbereitschaft“. Auch arabische Clans haben vor ihnen Respekt. Inzwischen betätigen sich tschetschenische Kriminelle nicht mehr als Handlanger für kriminelle Clans. Sie haben nach Beobachtung der Polizei eigene kriminelle Strukturen aufgebaut.