Ein Virologe der Charité spricht sich für realistischere Empfehlungen für medizinisches Personal aus.
Ein Virologe der Charité spricht sich für realistischere Empfehlungen für medizinisches Personal aus. Foto: imago images/photothek

Nicht jeder Arzt, jede Krankenschwester mit Kontakt zu Corona-Infizierten kann vorsorglich zwei Wochen in Quarantäne geschickt werden, wenn sich, wie erwartet, die Fallzahlen erhöhen. Jetzt spricht sich Virologe Christian Drosten für eine realistischere Herangehensweise aus.

Nach Ansicht des Berliner Virologen sollte das RKI die Quarantäne-Empfehlungen zum Coronavirus für medizinisches Personal lockern. „Wenn wir das gesamte medizinische Personal, das mit Infizierten Kontakt hatte, in Quarantäne schicken, bricht die medizinische Versorgung für die Bevölkerung zusammen. Nicht nur für Corona-Patienten, sondern auch für alle anderen“, sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Charité.

Lesen Sie auch: Corona in Berlin: Wenn die Helfer Hilfe brauchen

Masern waren schwieriger zu handhaben

Die Charité werde die Empfehlungen nicht mehr 1:1 umsetzen, kündigte Drosten an. Es sei notwendig, dass das RKI seine Empfehlungen „nach und nach“ der Realität anpasse, so der Experte. „Denkbar wäre, das gesamte Personal einer Ambulanz jeden Tag zu testen. Dann würden Pfleger oder Ärzte maximal einen Tag nach einer Infektion noch arbeiten“, sagte Drosten. In dieser Zeitspanne wären Betroffene wahrscheinlich noch nicht ansteckend.

Sollte nach Expertenrat die strengen Quarantäneregeln der Realität anpassen: das RKI.
Sollte nach Expertenrat die strengen Quarantäneregeln der Realität anpassen: das RKI. Foto: imago images/Christian Ditsch

Während sich Kliniken und Hausärzte so gut wie möglich auf die Situation einstellen, sieht der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid sein Team für die Suche nach Infizierten gewappnet. Große Masern-Ausbrüche in der Hauptstadt seien schwieriger zu handhaben gewesen als das Coronavirus. Die Suche nach Masernpatienten sei „ungleich viel komplizierter“ gewesen, so Larscheid. Masern seien bedeutend ansteckender. Im Bedarfsfall hole er sich mehr Mitarbeiter dazu. „Das kann ich eine Weile leisten, und das ist für uns auch Tagesgeschäft.“

Lesen Sie auch: Corona: Was Sie wirklich wissen müssen!

Im gleichen Atemzug rief die Senatsverwaltung mögliche Kontaktpersonen eines Reinickendorfer Infizierten dazu auf, zu Hause zu bleiben. Der Mann war am 29. Februar Gast im Club „Trompete“ in Mitte. Menschen, die den Club an dem Abend auch besuchten sollen sich beim Gesundheitsamt Mitte per Mail an corona@ba-mitte.berlin.de melden.

Ab Montag  10 Uhr öffnet  Vivantes eine weitere Untersuchungsstelle im Klinikum Prenzlauer Berg sowie am Wenckebach-Klinikum in Tempelhof.
Ab Montag 10 Uhr öffnet Vivantes eine weitere Untersuchungsstelle im Klinikum Prenzlauer Berg sowie am Wenckebach-Klinikum in Tempelhof. Foto: imago images/Lichtgut

Neu Infizierte in Quarantäne

Die Zahl der mit dem Virus infizierten stieg am Freitag auf 19. Alle neu Infizierten seien zu Hause in Quarantäne, teilte die Gesundheitsverwaltung  mit. Die meisten der jüngsten Infektionen stünden in Verbindung mit bestätigten Fällen.

Lesen Sie auch: Charite: Die Corona-Schlange

Wegen Corona-Verdachts hatte auch erstmals ein Restaurant geschlossen. Nach KURIER-Informationen hatten sich die Inhaber des „Zwiebelfisch“ am Savignyplatz entschlossen, ihr Lokal vorsorglich zu schließen, nachdem ein Gast mit dem Virus das Lokal besucht hatte. Nach Beratungen mit den Behörden habe man sich dann aber doch entschlossen, wieder zu öffnen.