Berliner BVG: Immer mehr Beschwerden wegen Diskriminierung
Bei der Ombudsstelle Berlin gehen die Beschwerden gegen Beschäftigte der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) oder deren Dienstleister ein.

Wie rabiat gehen die BVG-Kontrolleure vor? Bei der Ombudsstelle Berlin gehen immer mehr Beschwerden gegen Beschäftigte der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) oder deren Dienstleister ein. Bis zum 11. Mai sind mit 23 Beschwerden bereits ebenso viele Fälle eingegangen wie im Gesamtjahr 2022. Das teilt ein Sprecher der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales mit.
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„Die vorliegenden Zahlen beunruhigen mich“, sagt Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe. „In Berlin müssen sich alle Menschen frei bewegen können, ohne Angst vor Beschimpfungen und Beleidigungen.“ Das gelte vor allem auch in Bussen und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs.
Die Beschwerden richteten sich hauptsächlich gegen Kontrolleure, Busfahrer, U-Bahn-Fahrer, Straßenbahnfahrer und Security-Mitarbeiter. Unter den bisher eingegangenen Beschwerden im laufenden Jahr gehe es am häufigsten um Diskriminierungen wegen Behinderung (in zehn Fällen), Lebensalter (fünf Fälle) und wegen des sozialen Status (fünf Fälle). In vier Fällen soll es rassistische Zuschreibungen gegeben haben.
Liegt die steigende Zahl der Beschwerden an externen Dienstleistern?
Ein Grund für die zunehmende Zahl der Beschwerden könne nach Einschätzung des Senatssprechers die Anstellung externer Dienstleister sein. Festangestellte Kontrolleure seien enger mit den Werten der BVG verbunden als externe Anbieter mit häufig wechselndem Personal. Die BVG beschäftigt 40 eigene Kontrolleure. Insgesamt sind täglich aber rund 100 im Einsatz, wie ein Sprecher des landeseigenen Unternehmens mitteilt.

Die BVG prüfe jeden einzelnen Vorwurf intensiv und umfassend und sorge mit präventiven Ausbildungs- und Schulungsmaßnahmen für ein Minimum an Konfliktfällen, teilt ein Unternehmenssprecher mit. „Die BVG toleriert Diskriminierung in keinster Weise.“
Immer mehr Berliner beschweren sich bei der Ombudsstelle
In den Bussen und Bahnen der BVG sind täglich mehrere Millionen Menschen unterwegs. „Da, wo viele Menschen aufeinandertreffen, kann es in Einzelfällen zu Konflikten kommen, bei denen sich Fahrgäste oder Mitarbeitende nicht korrekt behandelt fühlen“, sagt der Sprecher. Wenn sich Vorwürfe dieser Art bestätigen, dann bedauere man das sehr.
Die Ombudsstelle berät bei Diskriminierungserfahrungen, die unter das Berliner Antidiskriminierungsgesetz fallen. Berlin ist bislang das einzige Bundesland, das solch ein Gesetz hat. Es soll Bürger vor Diskriminierung durch öffentliche Behörden schützen.
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Die Anzahl der eingehenden Beschwerden steigt nicht nur im Falle der BVG. Im Jahr 2021 gab es laut Angaben der Ombudsstelle von Ende April 613 Hinweise, im darauffolgenden Jahr waren es bereits 645. Im ersten Quartal des aktuellen Jahres habe man 205 Beschwerden gezählt, 45 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dass auch die Beschwerdezahl im Zusammenhang mit der BVG steigt, könnte insofern auch mit der steigenden Bekanntheit der Ombudsstelle zusammenhängen.