Wegen schwerer Schäden am Holz

Brutaler Kahlschlag: 86 historische Bäume sollen am Berliner Prachtboulevard Unter den Linden gefällt werden

Der dichte Autoverkehr soll den Linden arg zugesetzt haben, so der Berliner Senat.

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Dem Prachtboulevard Unter den Linden in Berlin droht ein brutaler Kahlschlag.
Dem Prachtboulevard Unter den Linden in Berlin droht ein brutaler Kahlschlag.Jürgen Ritter/imago

Wo sind nur die Linden hin? Berlins berühmtester Prachtstraße Unter den Linden droht ein irrer Kahlschlag. 86 der historischen Bäume sollen gefällt werden. Angeblich werden neue gepflanzt. Ob das aber auch wieder Linden sein werden, lässt die zuständige Senatsverwaltung offen.

Es wäre nicht das erste Mal, dass die Linden in Berlin ohne Linden sind. Schon in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde der berühmte Berliner Boulevard am Brandenburger Tor zur Asphaltwüste. Während der Olympischen Spiele 1936 täuschten lange Pylonen Baumreihen vor. Die mussten Jahre vorher gefällt werden, weil sie in einem schlechten Zustand waren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Bäume verfeuert, weil es keine Kohlen gab. Jetzt droht den Linden wieder ein Kahlschlag. Der RBB berichtete zuerst von dem irren Senatsplan. Sara Lühmann, Sprecherin der Senatsverkehrsverwaltung, sagte in dem „Abendschau“-Bericht, dass die betreffenden Linden in einem sehr schlechten Zustand seien.

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Pikant daran ist: Schon im Bereich Charlottenstraße fehlen die Linden auf dem Prachtboulevard völlig. 54 Bäume waren dort bei den Bauarbeiten für die Verlängerung der U5 abgeholzt worden.

Senat bevorzugt auf Unter den Linden Haselnussbäume

Jetzt geht es allerdings um kranke Bäume, so der Senat. Lühmann: Ein Gutachten habe ergeben, dass schlechte Bodenverhältnisse und der dichte Verkehr die Bäume krank gemacht hätten. Die Sprecherin kündigte allerdings auch an, dass die gefällten Bäume ersetzt werden würden: „Es wird auch mehr gepflanzt, sodass wir am Ende hier 170 Bäume auf dem Mittelstreifen haben werden“, so Lühmann. Der Kahlschlag beginne wohl im nächsten Jahr, so der RBB.

Schwierig ist der Plan auch, weil der 61 Meter breite Boulevard zurzeit massiv umgestaltet wird. Der öffentliche Straßenraum soll neu geordnet werden. Teilten sich bisher Busse und Radfahrer eine Spur neben zwei Fahrstreifen für Autos, soll es für Räder, Busse und Autos bald je eine Spur geben. Grundsätzlich aber soll der Autoverkehr an dieser Stelle Berlins deutlich reduziert werden.

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Ob je wieder Linden auf Unter den Linden gepflanzt werden, ist fraglich. Der Senat bevorzugt aus klimatischen Gründen Haselnussbäume.