Selbst Tornados könnten sich in der erhitzten Luft bilden.
Selbst Tornados könnten sich in der erhitzten Luft bilden. dpa/Jennifer Finch

Es ist soweit: Hoch Yona liegt mitten über uns und heizt uns kräftig ein. Spitzenwerte, die wir eigentlich erst für Ende Juli/Anfang August erwarten würden, treiben die Temperaturen ab Mittwoch kräftig in die Höhe. Ob diese örtlich tatsächlich die 40-Grad-Marke erreichen werden, ist noch nicht ausgemacht, der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet aber auch in der Region Berlin-Brandenburg mit Höchstwerten von bis zu 37 Grad Celsius!

Dabei ist dieser Monat bereits jetzt 3,4 Grad Celsius zu warm. Wetterexperte Dominik Jung (wetter.net) rechnet damit, dass dieser Monat „in den Top 5 der wärmsten Juni-Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 landen“ wird. Das Wetter wird uns aus mehreren Gründen zu schaffen machen. Zunächst die Hitze. Sie kommt direkt aus der Sahara, erklärt Jung: „echte Sahara-Hitze“. Wir werden es auch offiziell mit einer Hitzewelle zu tun haben: Davon sprechen Meteorologen, wenn die Temperaturen mindestens drei Tage hintereinander die 30-Grad-Marke erreichen. Es werden wohl deutlich mehr: Frühestens Dienstag werden die Temperaturen etwas zurückgehen.

Lokal Unwetter mit Sturzfluten und sogar Tornados nicht ausgeschlossen

Dann die Schwüle: Wetterexperte Jung erklärt, warum diese uns ins Schwitzen bringen wird. Gemessen wird die Schwüle mit dem sogenannten Taupunkt: „Ab einem Taupunkt von 16 Grad Celsius und mehr empfinden wir Luft als schwül“, erklärt der Diplom-Meteorologe anhand nachfolgender Karte mit den Taupunkten am Sonntag. Teilweise liegen diese bei über 20 Grad Celsius.

Ab einer Taupunkttemperatur von 16 Grad Celsius empfinden wir Luftmassen als schwül: Am Sonntag messen wir beispielsweise Taupunkte bis 23 Grad Celsius.
wetterdata.de
Ab einer Taupunkttemperatur von 16 Grad Celsius empfinden wir Luftmassen als schwül: Am Sonntag messen wir beispielsweise Taupunkte bis 23 Grad Celsius.

Diese extreme Schwüle in vielen Landesteilen gibt ein Gefühl wie in den Tropen. Und wäre das noch nicht genug, kommen spätestens ab Donnerstagnachmittag „zur Hitze auch die Blitze, und die haben es in sich", so Dominik Jung. Vielerorts werden wir davon nichts spüren, aber lokal drohen dann wieder Unwetter durch Starkregen, Hagel und Sturmböen. Ja, selbst Tornados hält der Wetterexperte dann für möglich! „Genaueres kann man aber erst am Unwettertag selbst sagen“, schränkt Dominik Jung ein. Ein weiteres Problem: Da die Gewitter sich kaum von der Stelle bewegen, besteht wieder Sturzflutgefahr! „Es stehen uns turbulente Tage bevor“, fasst Jung zusammen. Nach den aktuellen Prognosen wird uns diese Wetterlage mit Spitzenwerten von voraussichtlich bis zu 38 Grad Celsius zumindest bis Montag begleiten. Ob wir in Berlin und Brandenburg tatsächlich ab Dienstag eine merkliche Abkühlung verspüren werden, ist noch nicht sicher. „Von Tag zu Tag wird die Hitze scheinbar verlängert“, so der Wetterexperte. 

Historischer Wetterrekord in Sicht: Erreichen wir die 40-Grad-Marke?

Als „normal“ sieht Dominik Jung diese hohen Temperaturen so früh im Sommer ganz und gar nicht an. „Es ist keine gewöhnliche Hitzewelle. Wir liegen teilweise 10 bis 15 Grad Celsius über den Höchstwerten, die zur Jahreszeit eigentlich normal wären.“ Die Hitze erreicht uns übrigens genau um den längsten Tag des Jahres. „Das bedeutet, dass die Sonne maximal einheizen kann und die Höchstwerte ordentlich in die Höhe schießen lässt.“ Wetterexperte Jung schließt nicht einmal aus, dass wir in den kommenden Tagen die 40-Grad-Marke erreichen könnten. Das wäre ein historischer Rekordwert! 40 Grad Celsius hat es in Deutschland in einem Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 nicht gegeben.

Dominik Jung rät dringend, bei der Hitze einen Gang zurückzuschalten und viel zu trinken. „Unser Kreislauf hatte nur wenig Zeit, sich an die Wärme zu gewöhnen.“ Gerade haben wir den kältesten April seit 40 Jahren hinter uns, den kältesten Mai seit mindestens 10 Jahren –und nun so eine extreme Wetterwende! 

In dem Zusammenhang entzaubert der Wetterexperte den Mythos Mittagshitze: Viele denken, dann sei es am wärmsten. „Ist es aber nicht. Da steht die Sonne zwar am höchsten, heizt aber munter weiter ein. Die Höchstwerte des Tages werden im Sommer so zwischen 17 und 18 Uhr erreicht.“ Sogar um 20 oder 21 Uhr könne es immer noch sehr heiß sein, „teilweise auch dann noch um die 30 Grad Celsius und mehr. Deswegen macht Sport am Abend wenig Sinn“ erklärt Wetterexperte Jung.

Aufgepasst auch auf alten Autobahnabschnitten! Jung warnt vor Straßenschäden durch Hitze, sogenannten Blow-ups. „Durch die Hitze wölben sich die Platten nach oben und bilden gefährliche Hindernisse.“ Zum Glück gebe es in Deutschland nur noch wenige Autobahnabschnitte mit diesen alten Betonplatten.