Oben ohne für alle: es gab sogar eine Solidaritätsdemo am Mariannenplatz. 300 Menschen kamen oben ohne.
Oben ohne für alle: es gab sogar eine Solidaritätsdemo am Mariannenplatz. 300 Menschen kamen oben ohne. Berliner Zeitung/Markus Wächter

Es war der Aufreger des letzten Sommers. Eine Frau erhielt einen rüden Platzverweis, weil sie mit nackter Brust am Wasserspielplatz „Plansche“ mit ihrem Sohn auf der Wiese lag. Sie klagte. Mit der Wiedereröffnung der Plansche Ende Juli gelten nun neue Regeln.

Künftig wird es dort erlaubt sein, „oben ohne“ zu planschen. Die Bekleidungsregeln seien entsprechend geändert worden, das teilte die Linke-Fraktion im Bezirk am Montag mit.

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„Der Aufenthalt im Planschbecken ist ausschließlich in handelsüblicher Badebekleidung erlaubt. Die Badebekleidung muss die primären Geschlechtsorgane vollständig bedecken. Das gilt für alle Geschlechter“, heißt es neuerdings auf der Seite des Bezirksamts. Das hatte auch die Linke-Fraktion in ihrem Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung gefordert. Es sei diskriminierend, von einer Personengruppe die Bedeckung der Brust zu verlangen, von einer anderen aber nicht.

Solidaritätsbekundungen für Gabrielle Lebreton auf einer Demo.
Berliner Zeitung/Markus Wächter
Solidaritätsbekundungen für Gabrielle Lebreton auf einer Demo.

Sommer-Aufreger 202 - der Busenzoff an der Plansche

Wir erinnern uns: Gabrielle Lebreton war am 20. Juni 2021 mit ihrem Sohn und einem Bekannten und dessen kleiner Tochter in der Plansche. Offenbar gab es Beschwerden, als sich die Mutter ihr T-Shirt auszog und sich nur mit einer Badehose bekleidet auf der Wiese sonnte. Der Sicherheitsdienst kam, bat die Frau, sich einen BH anzuziehen.

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Als Lebreton erklärte, sie mache kein FKK und sie könne sich auch wie die Männer auf dem Gelände mit freiem Oberkörper bewegen, kam es zu einem verbalen Schlagabtausch. „Wo bleibt da die Gleichberechtigung?“, fragte sie. Am Ende kamen zwei Polizisten, leisteten dem Sicherheitsdienst Amtshilfe und erteilten Lebreton einen Platzverweis.

Sommer 2021 : Termin Rathaus Köpenick mit Gabrielle Lebreton und Unterstüzerinnen.
Gerd Engelsmann
Sommer 2021 : Termin Rathaus Köpenick mit Gabrielle Lebreton und Unterstüzerinnen.

Mit nackter Brust auf der Wiese liegen, das ging gar nicht. Bei Männern hingegen ist das meist kein Problem. Gabrielle Lebreton fühlte sich diskriminiert, legte Klage nach dem Berliner Antidiskriminierungsgesetz (LADG) ein.  Eine Entscheidung steht zwar noch aus. Aber in der Plansche soll in Zukunft schon mal gleiches  Recht für alle gelten.

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Bezirksbürgermeister Oliver Igel hatte schon damals zu dem Vorfall an der Plansche eine Meinung. „Wir sollten das etwas lockerer sehen“, sagt er dem KURIER. „Wenn sich eine Frau ,oben ohne‘ in der Öffentlichkeit sonnt, dann ist es ihre freie Entscheidung.“ Igel erklärt weiter: „Wichtiger ist es, dass die Frauen nicht von Gaffern belästigt werden.“

Plansche am Plänterwald eröffnet nächsten Freitag

Die „Plansche“ wird am kommenden Freitag, dem 29. Juli um 10 Uhr nach Sanierungsarbeiten wieder eröffnet. Ab dann gilt die neue Bekleidungsregelung. Seit dem letzten Sommer wurden die Wassertechnik und die Sanitärgebäude saniert. So sprudelt das Wasser künftig nur noch ab einer Temperatur von mindestens 21 Grad Celsius. Außerdem gibt es nun eine barrierefreie Toilette mit Wickeltisch. Im Falle des Oben ohne Sonnens hatte es eine wochenlange Diskussion in der Stadt gegeben.

Wasserspielplatz Plansche im Plänterwald.
Wasserspielplatz Plansche im Plänterwald. Gerd Engelsmann

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Busendemo aus Solidarität

Zu einer Solidaritätskundgebung hatten sich damals 300 Menschen in Kreuzberg zu einer Demonstration versammelt. Die meisten Teilnehmer an der Demonstration waren ohne Oberbekleidung unterwegs. Organisiert wurde sie von der „Sektion die wilden Möpse – hedonistische Internationale“. In ihrem Aufruf hieß es: „Für das Recht auf freien Oberkörper – für alle! Gegen die Diskriminierung von Körpern aufgrund von Geschlecht!“ Beim Start am Mariannenplatz wurde ein Grußwort von Gabrielle Lebreton abgespielt, die nicht vor Ort war. Sie bedankte sich darin für die Solidarität.