Ein Berliner Gericht befasst sich wieder mit Jérôme Boateng.
Ein Berliner Gericht befasst sich wieder mit Jérôme Boateng. dpa/Hoppe

Das Model und der Fußballstar: Kasia Lenhardt und Jérôme Boateng waren 15 Monate lang ein Paar. Ihre Beziehung aber endete tragisch. Nun prüft ein Berliner Gericht eine Klage gegen den Ex-Nationalspieler.

Es geht um Äußerungen des Profi-Fußballers nach der Trennung. Ein Interview Anfang Februar 2021, das hohe Wellen schlug. Wenige Tage nach der Veröffentlichung nahm sich das Model das Leben.

Nun kämpft ihre Mutter vor Gericht. Ihr Anwalt: „Der, der die Äußerungen in die Welt gesetzt hat, soll sich öffentlich entschuldigen. Eine solche Distanzierung würde der Familie helfen.“

Kasia Lenhardt bei der Verleihung der Bunte New Faces Award Style 2018 im Berliner Spindler & Klatt
Kasia Lenhardt bei der Verleihung der Bunte New Faces Award Style 2018 im Berliner Spindler & Klatt imago stock&people

Katarzyna Lenhardt, genannt Kasia. Bildhübsch und intelligent. Sie war 2012 Finalistin bei „Germany’s Next Topmodel“. Sie nahm später ein BWL-Studium auf, wurde Mutter. Am 9. Februar 2021 gab ihre Familie über einen Anwalt bekannt, dass Kasia tot sei. Das Model war leblos in einer Berliner Wohnung gefunden worden. Kasia wurde nur 25 Jahre alt.

Jérôme Boateng möchte sich mit der Familie nicht streiten

Ihrer Mutter geht es nun um die Würde, das Ansehen der toten Tochter. Anwalt Markus Hennig saß für die Mutter im Gerichtssaal. Was Schlechtes in dem Bild-Interview gesagt wurde, soll aus dem Internet verschwinden. Hennig: „Ihr geht es darum, Äußerungen über ihre verstorbene Tochter, die Unwahrheiten beinhalten, zu unterbinden.“

Eine sogenannte Unterlassungsklage gegen den Profi-Fußballer. Auch Boateng war nicht persönlich erschienen. Seine Anwältin Stephanie Vendt: „Jérôme Boateng möchte sich mit der Familie Lenhardt nicht streiten. Aus unserer Sicht wäre ein persönliches Gespräch zwischen ihm und der Familie gut.“ Das Interview bedauere er und habe „kein Interesse, gemachte Äußerungen zu wiederholen“.

Jérôme Boateng, der auf Berliner Bolzplätzen groß wurde. Inzwischen hat er als Sportler schon fast alles erreicht: Gewann mit dem FC Bayern mehrere deutsche Meisterschaften, 2014 wurde er mit der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien Weltmeister.

Hat er im Interview das Maß überschritten? Wäre das Model noch am Leben, müsste der Fußballer nachweisen, dass alles stimmt, was er damals sagte. Kasia aber ist tot. Nun geht es um das sogenannte postmortale Persönlichkeitsrecht. Die Richterin: „Da ist der Maßstab strenger, als wenn die Betroffene selbst zu Lebzeiten gegen die Äußerungen vorgegangen wäre.“

In einem Interview hatte Jérôme Boateng von „ihren Lügen“ gesprochen

Nur derart gravierende Äußerungen, die ein Lebensbild schwer beeinträchtigen, verletzen auch nach dem Tod Persönlichkeitsrechte, so die Richterin. Mehrere Passagen in dem Interview greift die Klägerin an. Die Richterin: „Die meisten Äußerungen beschäftigen sich mit der Beziehung – da geht es darum, wer was gemacht hat.“

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Beim letzten Passus der Veröffentlichung könnte aus Sicht der Richterin allerdings „etwas dran sein“. In dem Interview hatte Boateng von „ihren Lügen“ gesprochen, von angeblichen Alkoholproblemen, Erpressung. Die Richterin: „Aber wir haben bislang zu wenig zum Lebensbild der Verstorbenen, um zu sehen, ob es eine grobe Entstellung ist.“

Die Klägerin solle mehr zum Lebensbild ihrer verstorbenen Tochter vortragen. Ihr Rechtsanwalt bekam nun vier Wochen Zeit für weitere schriftliche Ausführungen. Das Urteil soll am 21. Juni verkündet werden.