Vogelparadies Groß Schauener See
Und klick! Immer mehr „Birdwatcher“ gehen auf Vogeljagd
Flussseeschwalben, schwarze Milane und Fischadler: Wo man überall in Brandenburg seltene Vögel beobachten kann

Graureiher fühlen sich hier heimisch, schwarze Milane und Flussseeschwalben. Im Naturpark Dahme-Heideseen wird die Vogelbeobachtung immer beliebter. Für Hobby-Ornithologen hat die Region viel zu bieten.
Gut zwei Dutzend Flussseeschwalben umschwärmen einen alten Fischerkahn mitten auf dem Groß Schauener See bei Storkow (Oder-Spree). „Die waren vor drei, vier Jahren plötzlich da, sie brüten von Ende April bis in den Juni und ziehen bis August ihre Jungen auf“, sagt Frederik Buhrke, der die in Deutschland selten gewordene Vogelart vom Ufer aus fasziniert beobachtet. Dem Kahn zu nahe kommen sollte in dieser Zeit niemand, rät er. Denn die möwenartigen Flussseeschwalben stürzen sich todesmutig auf jeden, der ihre Brut gefährdet.
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Der Leiter der Fischerei auf dem Naturgut Köllnitz bei Groß Schauen (Oder-Spree) kennt die Seenkette wie seine Westentasche und weiß, was für Tierarten sich im Wasser und in der Luft tummeln. „Der Kuckuck ist hier fast immer zu hören, ebenso wie der knarzende Teichrohrsänger. Auf einem Strommast am anderen Ufer brütet der Fischadler und auch Seeadler sind hier beheimatet“, erzählt er mit unüberhörbarem Stolz.
Wie auf Bestellung fliegt ein Graureiher vorbei, dann wagt sich ein Haubentaucher aus dem dichten Schilfgürtel. Schwarze Milane verfolgen die Fischerboote, wenn Buhrke und seine Kollegen die Reusen leeren. „Etwas Beifang fällt immer an. Wir sortieren ihn aus, der Milan holt ihn sich“, sagt der studierte Fischer.
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Nicht nur er ist fasziniert von dem gefiederten Artenreichtum an der 955 Hektar großen Groß Schauener Seenkette, die zum Naturpark Dahme-Heideseen gehört, den die Heinz-Sielmann-Stiftung betreut. Auch Touristen kommen gerne. Am Ende eines Naturlehrpfades steht ein hölzerner Aussichtsturm, von dem aus Besucher weit über die geschützte Seenlandschaft blicken können.
Immer mehr „Birdwatcher“ kommen nach Brandenburg
„Wir wollen Vogelbeobachtungen stärker etablieren und zum Thema machen, einfach weil sie zum nachhaltigen Naturerlebnis dazu gehören“, sagt Ellen Rußig, die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes. Immerhin drei Naturparks lägen im Seenland Oder-Spree, die Hälfe der Gebietsfläche stehe unter Naturschutz. „Da gibt es jede Menge naturtouristisches Potential für neue Angebote unter Berücksichtigung von Natur- und Artenschutz, gerade für die vielen Tagesausflügler, die wir in der Region haben“, sagt sie.
Die Nachfrage nach speziellen Angeboten steige, weil die Szene der „Birdwatcher“ wachse, ergänzt der Berliner Tourismusberater und Hobby-Ornithologe Andreas Lorenz. Gemeinsam mit zwei hauptberuflichen Vogelkundlern und dem Tourismusverband des Seenlandes Oder-Spree hat er das Thema für Besucher der Region aufbereitet.
Insgesamt sieben spezielle Vogelbeobachtungsgebiete und besondere Tipps gehören dazu – von den Altfriedländer Teichen in Märkisch-Oderland, einem europäischen Vogelschutzgebiet im Norden, über die Märkische Schweiz und die Groß-Schauener-Seenkette bis hin zur Reicherskreuzer Heide (Oder-Spree) im Süden. Zu finden sind die Informationen auf der Internetseite des Tourismusverbandes.

„Nicht nur zur Zugvogel-Zeit lassen sich Gänse, Kraniche oder Singschwäne beobachten. Buntspecht, Kiebitz oder Wiedehopf bieten das ganze Jahr über ein Naturerlebnis“, erklärt Lorenz. Und auch den ganzen Tag über seien Vögel zu hören – beginnend mit der Nachtigall im noch stockfinsteren Morgen bis zum Waldkauz am späten Abend. Gerade das Naturgut Köllnitz sei für Hobby-Ornithologen ein lohnendes Ziel. „Das ist hier wie in einem Safaripark und geht schon auf dem Parkplatz los“, schwärmt der Hauptstädter.
Das Brutparadies der Flussseeschwalben
Ganz neu sei die Vogelbeobachtung in Brandenburg nicht, sagt Birgit Kunkel, Sprecherin der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. Vor allem Kraniche und Störche stünden bei Besuchern im Fokus. „Gerade zum Vogelzug im Herbst suchen Gäste gezielt nach Beobachtungsgebieten und Aussichtstürmen sowie nach Touren mit zertifizierten Naturführern.“ Das Seenland Oder-Spree sei als gewässerreiche Region und Lebensraum seltener Vogelarten perfekt, um das Thema das ganze Jahr über zu etablieren, glaubt Kunkel.
Das Brutparadies der Flussseeschwalben auf dem alten Fischerkahn ist an der Groß Schauener Seenkette nur eine Möglichkeit, die deutschlandweit in ihrem Bestand gefährdeten und durchaus angriffslustigen Flussseeschwalben zu beobachten – am besten mit einem Fernglas.

Die Vögel, die sich am liebsten von kleinen Fischen ernähren, stürzen sich bei der Jagd aus 10, 15 Metern Höhe ins Wasser und tauchen fünf bis zehn Meter tief. Gemeinsam mit Mitarbeitern der Sielmann-Stiftung hat Frederik Buhrke im Frühjahr zwei weitere künstliche Brutinseln auf dem See platziert – weiß der Fischer doch, dass die 30 bis 40 Zentimeter großen Flussseeschwalben sich deshalb so rar machen, weil sie kaum noch natürliche Sandbänke in Flüssen zum Brüten finden. „Die Vögel haben diese Floß-ähnlichen Angebote gut angenommen“, hat er kontrolliert.
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An den schwimmenden Inseln wurden auch Wildkameras installiert. „Durch den Wellenschlag haben sie allerdings etwas den Fokus verloren.“ Noch im Juni, wenn die jungen Flussseeschwalben beringt werden, sollen die Kameras wieder ausgerichtet und fixiert werden. Die Aufnahmen veröffentlicht die Sielmann-Stiftung auf ihrer Homepage. Impressionen aus dem Fischadler-Horst vom anderen Seeufer können Besucher in der Ausstellung der Stiftung auf dem Gelände des Naturgutes Köllnitz sehen.