Hakenkreuze geschmiert

Nazi-Morddrohungen gegen 16-Jährige in Eisenhüttenstadt

Ein Mädchen engagiert sich in Brandenburg gegen Rechte. Nun wurden Hakenkreuze und Morddrohungen gegen sie an Wände gesprüht. Die Polizei tut wenig.

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Neonazis spüren derzeit Auftrieb. In Eisenhüttenstadt wurde eine engagierte Jugendliche mit Hakenkreuzen und Galgen mit dem Tode bedroht.
Neonazis spüren derzeit Auftrieb. In Eisenhüttenstadt wurde eine engagierte Jugendliche mit Hakenkreuzen und Galgen mit dem Tode bedroht.Archivbild/Christian Ditsch/Imago

Morddrohungen, weil sie sich gegen Neonazis und Rechte engagiert! Nach Nazi-Schmierereien und Drohungen gegen eine Jugendliche in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) hat die Polizei Ermittlungen aufgenommen. Unbekannte hatten die Drohungen in der Kleinstadt in Brandenburg auf Mauern an einem Platz gesprüht.

Die Linksjugend Brandenburg, wo die Jugendliche Mitglied ist, veröffentlichte am Samstag auf der Online-Plattform X (ehemals Twitter) entsprechende Bilder. Auch SS-Runen und andere rechtsextreme Hetze sind darauf zu erkennen. Die Polizei ermittle wegen der Bedrohung der 16-Jährigen, wegen der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole und auch wegen Sachbeschädigung, bestätigte ein Sprecher am Samstag.

Hakenkreuze und Morddrohungen gegen Jugendliche in Eisenhüttenstadt

Zum Stand der Ermittlungen konnte er zunächst nichts sagen. Unter anderem die Stadt und die Jugendliche hatten in der vergangenen Woche Anzeige erstattet. Die Drohungen an den Mauern wurden nach Angaben der Linksjugend inzwischen von Menschen, die sich mit der Jugendlichen solidarisiert haben, zu großen Teilen übermalt.

Die 16-Jährige setzt sich nach Angaben des Jugendverbandes in Eisenhüttenstadt für die Vertretung von Jugendinteressen in der Lokalpolitik ein und engagiert sich zudem ehrenamtlich in Projekten. Eines dieser Projekte, gefördert durch das Kulturland Brandenburg, war die Wiederbelebung des Platzes der Jugend. Über 50 Workshops und zahlreiche Kunstaktionen wurden den Angaben nach dort organisiert.

Jugendliche fühlt sich von Polizei im Stich gelassen

Die Jugendliche fühlt sich jedoch von der Polizei im Stich gelassen. Sie habe umgehend, nachdem sie von den Schmierereien Kenntnis erlangt habe, Anzeige erstattet. „Der Polizist mit dem ich gesprochen habe wirkte nicht besonders interessiert an meinem Fall“, hieß es in dem Post bei X weiter. „Ich habe mich in meiner Angst nicht ernstgenommen gefühlt.“

Hinweise zu möglichen Spuren, habe der Polizist ignoriert. Die Spurensicherung sei bereits erfolgt. Neben den Hakenkreuzen schmierten die bisher unbekannten Täter auch „Free Hitler“ und „Tod der Antifa“ an die Wand und klebten Sticker.

Jugendliche will sich von Engagement zurückziehen

Die Drohungen treffen die engagierte junge Frau. Sie müsse sich jetzt aus dem Ehrenamt und der Öffentlichkeit zurückziehen, ließ sie über die Linksjugend mitteilen. „Aus Angst kann ich nicht zu den öffentlichen Veranstaltungen gehen, die ich mit organisiert habe.“ 

Brandenburgs Landeschef der Linken, Sebastian Walter, verurteilte die Drohungen gegen die junge Frau. „Die Rechten in diesem Land fühlen sich in der Offensive. Das erinnert in dieser Dynamik an dunkle Zeiten“, sagte Walter der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Die staatlichen Behörden müssten die Zivilgesellschaft schützen, die sich für eine starke Demokratie und eine tolerante Gesellschaft einsetzt. „Wir werden diesen Fall im Landtag diskutieren“, kündigte Walter an, der auch Linke-Fraktionschef ist. Es dürfe sich nicht noch einmal eine Situation wie in der Schule in Burg im Spreewald wiederholen.

Dort hatten zwei Lehrkräfte der Grund- und Oberschule im April in einem Brief öffentlich gemacht, dass sie täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert seien. Sie beklagten, dass Unterstützung von Schulleitungen, Schulämtern und Politik fehle. Die beiden Lehrkräfte waren danach rechten Anfeindungen ausgesetzt. Beide verließen die Schule.