Dorfkirche Grüneberg
Deckeneinsturz in Kirche: Nur Jesus bleibt wie durch ein Wunder unbeschädigt
Die Kirche bleibt weiterhin gesperrt. Die Gemeinde muss erst 100.000 Euro für die Sanierung auftreiben.

Zum Glück lief gerade kein Gottesdienst: An einem Sonntag im Juni stürzte die Decke der mittelalterlichen Kirche im brandenburgischen Grüneberg mit lautem Krachen ein. 100.000 Euro wird die Sanierung kosten – Geld, das die Gemeinde nicht hat.
Im Inneren der Kirche sieht es immer noch so aus wie an dem Junisonntag, an dem die herabstürzende Decke Barockaltar, Kanzel und einen Teil der Kirchenbänke unter sich begrub.
An der Kirche in Grüneberg gibt es zum zweiten Mal einen Einsturz
Riesige, teils zersplitterte Teile der hölzernen Decke des Kirchenschiffs und Füllmaterial türmen sich an der Altarseite. Wie ein Zelt hängt ein Teil davon über Kanzel und Altar, nur das untere Kanzelstück ist zwischen dem Schutt zu sehen.
Bänke und Boden sind mit kleinen Steinchen übersät, die aus der Schüttung der Decke gefallen sind. Auch mehrere Grafiken eines Passionszyklus von Kurt Mühlenhaupt (1921–2006) sind verschüttet.
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Nicht das erste Unglück, das die Kirche ereilt. Die mittelalterliche Kirche ist ein Saalbau aus Feldsteinquadern, zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts, frühgotische Dreifenstergruppe im Ostgiebel, barocker Umbau, 1982 bis 1986 Erneuerung nach Dacheinsturz: So beschreibt die brandenburgische Kommune Löwenberger Land die evangelische Dorfkirche in Grüneberg (Kreis Oberhavel).
Seit einem Sonntag Mitte Juni, als unerwartet ein Teil der Decke herabfiel, ist die Kirche erneut sanierungsbedürftig. Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD), Landeskonservator Thomas Drachenberg und der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, machten sich jetzt ein Bild von der Lage.
Von außen ist nichts zu sehen. Das Dach sieht aus wie neu gedeckt. Die Feldsteinmauern wirken wie frisch verputzt. Der Rasen um die Kirche herum ist gemäht. Ein kleines Denkmalschild hängt an der Kirchentür und ein großes, laminiertes Blatt Papier, ein Schreiben vom 19. Juni.
„Konsistorium Kirchliches Bauamt“ steht dort als Absender, Kirchenoberbaurat Frank Röger. „Kirche Grüneberg – Anordnung Nutzungsuntersagung von Kirchenschiff“ steht in der Betreffzeile. „Aus gegebenem Anlass der heruntergestürzten Decke“, heißt es in der Begründung, „mit sofortiger Wirkung“ und „bis die Gefahr für Leib und Leben abgewendet ist“.
Nur Jesus steht unversehrt in den Trümmern, die rechte Hand zum Segen erhoben
Direkt vor den Trümmern steht unversehrt in einer Nische der Kirchenwand eine hölzerne Christusfigur, die rechte Hand zum Segen erhoben. Die Gäste von Land und Landeskirche sehen sich mit ernsten Blicken den Schaden dahinter an und hören den Erläuterungen eines Baufachmanns zu. Die Ursachen des Deckeneinsturzes waren Materialermüdung sowie Folgen von Starkregen und anhaltender Hitze. Der Landeskonservator dokumentiert die Schäden mit dem Smartphone.

„Man hat keine Vorstellung davon, bevor man es gesehen hat“, sagt die Ministerin. Nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn jemand in der Kirche gewesen wäre. Er sei „heilfroh und dankbar“, dass bei dem furchtbaren Unglück kein Mensch zu Schaden gekommen ist, sagt Bischof Stäblein. Und auch dafür, dass das Land die Kirche mit dem Schaden nicht alleinlasse.
Nun kommen rund 100.000 Euro Kosten für die Behebung der Schäden auf die Kirchengemeinde zu. „Die Sanierung kostet 99.105 Euro“, sagt Pfarrer Reinhard Kees: „Ohne die Solidarität vom Land, vom Kirchenkreis und von der Landeskirche könnten wir das nicht machen.“ Rund 10.000 Euro könne die Gemeinde beisteuern, sagt der Theologe. Für den Rest müssten Fördermittel beantragt werden.
Das Kulturministerium will für die Sanierung der Grüneberger Kirche rund 40.000 Euro aus der Denkmalhilfe des Landes zur Verfügung stellen. Sie sei froh, dass sie helfen könne, sagt Ministerin Schüle. Die Kirche sei der Mittelpunkt der Gemeinschaft im Ort, egal ob „bekennend oder nicht bekennend“, betont sie: „Wir brauchen in diesen Zeiten ein Mehr an Miteinander.“
Was die Restaurierung des Barockaltars und der Kanzel kosten wird, steht noch in den Sternen. „Das liegt ja alles noch unter den Trümmern“, sagt der Pfarrer: „Wir können erst anfangen zu räumen, wenn alles gesichert ist.“ Und dabei müsse dann sehr aufgepasst werden, dass auch die kleinsten Bruchstücke der Kunstschätze gefunden und nicht versehentlich übersehen werden.
Pfarrer Kees hofft nun erst einmal, dass die Bauarbeiten im Kirchenschiff 40 Jahre nach der letzten Sanierung in der DDR bald starten können. Wie lange es dauern wird, ist noch offen. Vielleicht nur wenige Wochen, sagt der Theologe: „Wir wollen Weihnachten wieder in der Kirche feiern.“