Montag beginnt die Schule

Schock zum Schulstart: Brandenburg fehlen noch 500 Lehrer!

Am Montag fängt in Brandenburg die Schule wieder an. Doch zum Schulstart fehlen 500 Lehrerinnen und Lehrer, 460 Vollzeitstellen sind unbesetzt.

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Ein leeres Klassenzimmer in einer Grundschule. Der Lehrermangel führt zu Engpässen und Unterrichtsausfällen.
Ein leeres Klassenzimmer in einer Grundschule. Der Lehrermangel führt zu Engpässen und Unterrichtsausfällen.Fabian Sommer/dpa

Schlechte Nachrichten von der Bildungsfront: Das Brandenburger Bildungsministerium hat für das kommende Schuljahr weniger Lehrkräfte neu gewonnen als benötigt werden. Nur 1380 ausgebildete Pädagogen und Seiteneinsteiger wurden unbefristet eingestellt, teilte das Bildungsministerium am Donnerstag mit.

Damit sind rund 460 Vollzeitstellen im Bundesland noch nicht besetzt. Unter Berücksichtigung der Teilzeitquote seien noch fast 500 Stellen an den Schulen ausgeschrieben.

„Dennoch wird an allen Schulen die Stundentafel und damit der Kernunterricht sichergestellt“, betonte Bildungsminister Steffen Freiberg. Wenn an einer Schule Lehrer fehlten, könnte es aber passieren, dass zusätzlicher Unterricht etwa im Ganztagsangebot oder bei den Wahlpflichtfächern bis zu einer Neueinstellung zurückgestellt werde oder Lerngruppen gemeinsam unterrichtet werden müssten. „Dabei kann auch die Obergrenze der Schülerzahl überschritten werden, um den Unterricht zu gewährleisten“, erklärte der Minister. Es könnte also voll werden in den Klassen.

Das neue Schuljahr beginnt am Montag – mit verschärftem Lehrermangel

Das neue Schuljahr 2023/24 beginnt in Brandenburg am Montag. Und die Zahl der Schülerinnen und Schüler wächst im kommenden Schuljahr um 8000 auf 318.000. Darunter sind rund 25.000 Erstklässler, die am kommenden Samstag ihre Einschulung feiern.

Der Lehrkräftemangel erstrecke sich inzwischen auf alle Schulformen und Fächer, berichtete die zuständige Abteilungsleiterin im Ministerium, Regina Schäfer. Besonders problematisch sei derzeit die Situation an den Oberschulen im Bereich Frankfurt (Oder).

Die Neueinstellung von Lehrkräften werde im laufenden Schuljahr fortgesetzt, sagte Freiberg. „Wir stellen ausgebildete Lehrkräfte jederzeit ein“, betonte er.

Notwendig gewesen wären mindestens 1900 neue Lehrer

Nach den Berechnungen des Bildungsministeriums wäre wegen vieler Pensionierungen und wachsender Schülerzahlen mit Tausenden Schülern aus der Ukraine die Neueinstellung von mindestens 1900 Lehrkräften notwendig gewesen. Doch davon sind die Brandenburger Zahlen weit entfernt.

Unter den Neueinstellungen seien 490 Seiteneinsteiger, berichtete das Ministerium. Damit steigt deren Anteil bei insgesamt 21.600 Lehrkräften auf 18 Prozent, nach gut 15 Prozent im Vorjahr.

Eine Anhebung der Unterrichtsverpflichtung um eine Stunde wie in Sachsen-Anhalt lehnte der Minister ab. „Das verpflichtend anzuordnen, ist nicht mein Weg, denn diese Stunde fehlt dann ja bei den anderen Aufgaben der Lehrer“, meinte er.

Die CDU fordert längere Wochenarbeitszeiten der vorhandenen Lehrer

Dem widersprach der Bildungsexperte der mitregierenden CDU-Fraktion im Landtag, Gordon Hoffmann. Wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft seien, müsse man diskutieren, die Wochenarbeitszeit der Lehrer zeitlich begrenzt um eine Stunde anzuheben, forderte er.

Diese Mehrarbeit müsse bezahlt oder auf einem Arbeitszeitkonto zum späteren Ausgleich vermerkt werden, sagte Hoffmann: „Die eine Stunde Mehrarbeit entspricht in Summe der Einstellung von 800 zusätzlichen Lehrern. Damit wären wir durch die Tür.“

Die Linke will mehr Förderung durch multiprofessionelle Teams

Die oppositionelle Linke-Fraktion im Landtag forderte weitere Maßnahmen: So müssten Schulen mit besonders großem Lehrermangel und vielen Schülern mit Förderbedarf durch multiprofessionelle Teams mit Sozialarbeitern und Therapeuten unterstützt werden, sagte deren bildungspolitische Sprecherin Kathrin Dannenberg. Dafür sollten unbesetzte Lehrerstellen umgewidmet werden. Außerdem sollten ältere Lehrer mit Teilzeitangeboten länger in den Schulen gehalten werden. Die Linke will dazu im September im Landtag eine Initiative starten, kündigte sie an.