Schaudepot für Filmfans
Mit DDR-Kamerakran! Potsdamer Filmmuseum hat neues Archiv
Über eine Million Sammlungsstücke sind in das neue Archiv des Potsdamer Filmmuseums in Babelsberg gezogen.

Ein wahrhaftiger Schatz wartet bald in Babelsberg auf alle Filmfans! Mehr als eine Million Sammlungsstücke sind in das brandneue Archiv des Potsdamer Filmmuseums gezogen. Aktuell ist die imposante Sammlung nur Fachbesuchern zugänglich, kommendes Jahr darf dann jeder die Filmgeschichte in Babelsberg bewundern.
Von der Ufa über die Defa
Was erwartet die Besucher im künftigen Schaudepot? Film- und Fernsehtechnik aus mehr als 110 Jahren Filmgeschichte in Babelsberg! Das hiesige Filmstudio gilt übrigens als das älteste Großfilmatelier der Welt und das größte Filmstudio Europas. Dazu Filme, Requisiten, Kostüme, Drehbücher und Szenenbild-Entwürfe aus allen Zeiten des Filmschaffens in Potsdam, von der Ufa über die Defa bis hin zur Nachwende-Produktion des Studios Babelsberg.
„Wir zeigen den gesamten Ablauf der Filmproduktion vom Drehbuch bis zur Projektion des fertigen Films“, schwärmt Ralf Forster, der Leiter der Techniksammlung. „Dazu haben wir Material auf 4700 Quadratmeter Archivfläche, das wir in das künftige Schaudepot einbeziehen.“
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Ab November 2024 soll die Ausstellung dann für alle offenstehen: „Auch das Publikum des Filmparks, Familien und Touristen sollen sich das Schaudepot ansehen können“, kündigt Co-Museumsdirektorin Ilka Brombach an. Und die Besucher können sich nicht nur alte Stücke anschauen – sondern auch die alten Techniken ausprobieren! „Es wird einen Vermittlungsraum geben, in dem Schulklassen Workshops etwa zur Farbe im Film machen können“, sagt Brombach.
Highlight ist der acht Meter hohe Kamera-Kran
Zahlreiche Teile der Filmgeschichte werden im Schaudepot des Archivs auf 450 Quadratmetern zu sehen sein. Eines der beeindruckendsten Stücke, der acht Meter hohe Kamera-Kran, wird die Besucher direkt im Foyer begrüßen. Er wurde 1949 in der Maschinenbaufabrik Orenstein & Koppel gebaut und zunächst von der Defa und dann für das DDR-Fernsehen genutzt.

Ebenfalls spannend: Im Archiv lagert eine 70-Millimeter-Kamera der Defa, mit der besonders aufwendig großformatige Filme produziert wurden. Und neben vielen anderen auch eine Kamera des Naturfilmers Siegfried Bergmann, die von dem Filmer im Eigenbau mit einer Schallschutzhaube verkleidet wurde, um die Tiere nicht mit dem lauten Surren der Kamera aufzuschrecken.

Außerdem lagern in den Archivräumen auf Regalen – in säurefreien Kartons – originale Szenenbild-Zeichnungen zu in Babelsberg gedrehten Filmen! Darunter beispielsweise ein Bild von Willi Depenau. Dazu gibt es Nachlässe von Schauspielern und Regisseuren wie Frank Beyer („Spur der Steine“), der allein 180 Kartons voller Dokumente zu seinem Filmschaffen hinterlassen hat.
Zu betrachten gibt es auch den Vorlass des Regisseurs Andreas Dresen, der das Filmmuseum bereits zu Lebzeiten bedacht hat – und zu dessen 60. Geburtstag im Museum eine Sonderschau am 6. Oktober eröffnet wird. Archiviert sind auch Sammlungen von Fans der Stars Hans Albers oder Marlene Dietrich, die Programme oder Bände mit Zigarettenbildchen gehortet hatten.

Prall gefülltes Archiv mit Promi-Kostümen
Sauber verpackt lagern im Archiv Kostüme der Stars, auch private Kleidung wie etwa ein buntes Kleid der Stummfilm-Schauspielerin Asta Nielsen. Und in der 3D-Sammlung sind Objekte wie Modelle von Raumschiffen für Science-Fiction-Filme oder eine offene Aufzugskabine zu sehen, die für die Dreharbeiten von „Grand Budapest Hotel“ genutzt wurde. Oder ein Fahrrad aus Dresens Komödie „Sommer vorm Balkon“.

In einem weiteren, auf vier Grad heruntergekühlten Raum, lagern 15.000 Filmrollen von Spielfilmen europäischer Produktion der 1960er- bis 1980er-Jahre. Dazu gehört auch eine große Sammlung von Filmplakaten und auch Repliken von Gemälden wie „Die nackte Maja“ – das Bild wurde im Film „Goya – oder der arge Weg der Erkenntnis“ von Konrad Wolf genutzt.

Der Umzug mit den kostbaren Stücken dauerte knapp ein Jahr
Der Umzug der gesamten Sammlung aus dem Stadtteil Bornstedt in das neue Gebäude in direkter Nachbarschaft zum Filmpark und dem Studio Babelsberg habe von Ende April 2022 an fast ein Jahr gedauert, sagt Co-Museumsdirektorin Christine Handke. Die Herausforderung: Die empfindlichen Objekte durften nur mit sorgfältiger Verpackung und nicht bei extremen Temperaturen transportiert werden. Nun wird das Material am neuen Standort zunächst gesichtet und dann eingelagert.