Sie glauben nicht, WIE gesund diese Pflanze ist!
KURIER-Besuch im Lavendel-Paradies - ein Hauch Provence in der Mark
Am Ortsrand von Grimme in der Uckermark locken Lavendelfelder zur Erntezeit. Ist das eine neue Anbaukultur für den Klimawandel?

Ein Hauch südfranzösischer Provence zieht durch den nordöstlichen Teil der Uckermark. Am Ortsrand von Grimme betören Lavendelfelder zur Erntezeit im Sommer. Trockene, kalkreiche Böden und viel Sonne lassen die Pflanzen gedeihen. Eine neue Anbaukultur für Brandenburg?
Karol und Joanna Olszewski wirken tiefenentspannt. Kein Wunder, bauen sie doch seit 2017 Lavendel in der Uckermark an. Den ätherischen Ölen der aus dem Mittelmeerraum stammenden Duftpflanze mit den lilafarbenen Blüten sollen beruhigend und angstlösend wirken. Olszewskis können das aus eigener Erfahrung bestätigen. Und nicht nur das: Lavendel kommt gut mit dem Folgen des Klimawandels in Brandenburg zurecht, könnte Zukunft haben auf den märkischen Feldern.
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Am Rande des Brüssower Ortsteils Grimme hat das aus dem polnischen Stettin stammende Ehepaar mehrere Felder auf knapp drei Hektar Fläche angelegt, zehn Lavendelsorten ausprobiert, deren Duft in der aktuellen Erntezeit in der Luft liegt. Eigentlich war die polnische Familie in die Uckermark gezogen, weil die studierte Gartenbauerin Joanna einen Platz für ihre Pferde und einen geplanten Gnadenhof suchte.
Ihrem Mann Karol war wichtig, dass Sohn und Tochter neben Polnisch weitere Sprechen erlernen. „Wir haben uns bei unserer Suche immer auch auf den Friedhöfen umgeschaut. Hier in Grimme sind die Leute demnach stets sehr alt geworden – das musste ein guter Platz zum Leben sein“, erzählt der 48-Jährige, der zuvor in Polen als Sicherheitsinspektor in einer Gasfirma gearbeitet hat. „Viel Geld, wenig Leben“, deutet er an.

Mit dem Lavendel sollte alles buchstäblich entspannter werden. Inspiriert von einer kleinen, aber erfolgreichen Lavendelplantage in Masuren in Polen nahm Joanna Olszewski Bodenproben in Grimme. Ihr Fazit: „Lavendel braucht kalkhaltigen Boden, der eher trocken als feucht sein muss. Hier im sonnigen Grimme stimmte das alles.“
Mit dem Lavendel sollte alles entspannter werden
Die Pflanzen würden Feuchtigkeit nicht über die Wurzeln aus dem Boden, sondern über die Blätter aus der Luft aufnehmen, sagt die 50-Jährige. Deswegen ist Gießen unnötig. „Lavendel ist damit die ideale Pflanze für den Klimawandel.“ Das bestätigt Anne Rademacher, Wissenschaftlerin am Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften in Finsterwalde.
„Wir haben auf der Suche nach Klima angepassten Anbaukulturen 2020 mit dem Forschungsprojekt Lavendel begonnen und die Ansätze sind vielversprechend.“ Auf drei Feldern seien sowohl echter Lavendel als auch eine gegen Trockenheit noch resistentere und Frost härtere Hybridform angepflanzt worden – mit Erfolg, sagt sie. „Lavendel ist für Brandenburg durchaus geeignet“, so das Fazit der Wissenschaftlerin.
In der Ostprignitz versuche sich ebenfalls schon ein auf Kräuter spezialisierter Landwirtschaftsbetrieb daran, weiß Rademacher. Vorreiter seien jedoch die polnischen Pioniere in der Uckermark gewesen, die sich vor sechs Jahren zunächst durch die deutsche Bürokratie kämpften, wie Olszewski beschreibt. „Lavendel als Anbaukultur existierte in den Brandenburger Vorschriften gar nicht. Ist die Pflanze als Lebensmittel oder Kosmetik einzuordnen?“, deutet er an.

Doch sie gaben nicht auf, bauten von Jahr zu Jahr mehr Lavendel an. 16.000 Pflanzen warten nun darauf, geerntet zu werden. Dabei werden die Blüten nebst Stängel mit Messer oder Schere von der Lavendelpflanze getrennt. Eine mühselige, den Rücken strapazierende Prozedur, bei denen die Lavendelbauern Hilfe aus dem Dorf bekommen.
Zu Beginn der Blüte veranstalten sie seit drei Jahren immer ein großes Erntefest. „Es gibt Leute, die von weit her extra anreisen“, erzählt Karol. Yogafeste, aber auch Projekte mit Joannas Pferden ziehen ebenfalls Besucher nach Grimme, unweit der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern. „Mit dem Lavendelhof wird eine noch eher unbekannte Teilregion der Uckermark touristisch erschlossen“, freut sich Anet Hoppe, Geschäftsführerin der Tourismus Marketing Uckermark GmbH.
Für die Weiterverarbeitung der Blüten haben sie sich Partner in der Region gesucht: „Lavendel braucht viele Hände. Wir machen Produkte wie Kosmetik, Likör, Honig oder Öl nicht selbst“, erzählt Karol. Geerntet werden die blauen bis violetten Blüten früh morgens, wenn sie noch geschlossen sind. „Das hält die ätherischen Öl darin fest“, erklärt er.
Lavendel braucht viele Hände
Nach dem Ernten trocknet der Lavendel zwei, drei Wochen in einer ehemaligen Tabakscheune und wird dann an die Partner zur Weiterverarbeitung geliefert. Doch nicht die gesamte Ernte, in diesem Jahr wohl eine Tonne. Der 48-jährige Lavendelbauer hat eine Maschine entwickelt, mit der die Öle aus den Blüten herausgelöst werden. „Sozusagen kalt, effizienter als die herkömmliche Dampfextraktion. Den Sud liefern wir an Eismanufakturen“, erklärt er. Demnächst will er mit Partnern auch einen Lavendelsekt auf den Markt bringen.
Lavendelpflanzen können 25 Jahre alt werden, bis zur ersten Ernte müssen sie zunächst drei, vier Jahre wachsen, erklärt der Wahl-Uckermärker, der auf ökologischen Anbau ohne den Einsatz von Dünger oder Pestiziden setzt. Arbeitsintensiv sei der Lavendel trotzdem, so Olszewski.
Ab April bekommen die Pflanzen mit der Heckenschere ihren typisch kugelförmigen Korrekturschnitt, um dichter zu wachsen. Ende Juni beginnt die erste, im Herbst dann die zweite Ernte. Im November dann ein erneuter Korrekturschnitt. In zwei Jahren, so plant er, soll der Lavendel auf dem größten ihrer drei Felder erstmals maschinell geerntet werden.
Lavendel auch als natürlicher Schlafhelfer beliebt
An der entsprechenden Maschine tüftelt er noch. Olszewskis glauben an eine große Zukunft des Brandenburger Lavendels, während der Anbau in Südfrankreich aufgrund Schädlingsbefalls zurückgeht. „Eine Zikadenart befällt dort die Pflanzen“, sagt Wissenschaftlerin Rademacher. Welche Zukunft die Pflanze in Brandenburg hat, dazu forscht sie.
Lavendel hat neben der Klimawandeltauglichkeit viele weitere Vorzüge, darunter diese:
Beruhigende Wirkung: Lavendel wird oft für seine beruhigenden Eigenschaften verwendet. Sein Duft kann Stress und Angst reduzieren, was zu einer entspannteren Stimmung führt. Deshalb wird Lavendelöl oft in Aromatherapie und Duftlampen eingesetzt.
Schlafverbesserung: Aufgrund seiner beruhigenden Wirkung ist Lavendel auch als natürlicher Schlafhelfer beliebt. Lavendel-Produkte wie Duftkissen oder ätherisches Lavendelöl können dabei helfen, Schlaflosigkeit zu bekämpfen und die Schlafqualität zu verbessern.
Unterstützung bei Kopfschmerzen: Einige Menschen finden Linderung von Kopfschmerzen und Migräne, wenn sie Lavendelöl auf die Schläfen oder den Nacken auftragen.
Entzündungshemmend und schmerzlindernd: Lavendel kann auch bei Entzündungen und Schmerzen aufgrund seiner natürlichen entzündungshemmenden Eigenschaften helfen.
Insektenschutz: Der Duft von Lavendel hält viele Insekten fern, einschließlich Mücken und Motten. Lavendelbündel oder Lavendelöl in Raumsprays können als natürliche Insektenschutzmittel verwendet werden.
Hautpflege: Lavendelöl kann bei der Behandlung von Hautproblemen wie Akne, Hautreizungen und leichten Verbrennungen helfen. Es wird oft in Hautpflegeprodukten und Lotionen eingesetzt.
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Aromatisierung von Speisen: Lavendelblüten können auch in der Küche als kulinarische Zutat verwendet werden, um Gerichten einen subtilen Lavendelgeschmack zu verleihen.
Antioxidative Wirkung: Lavendel enthält antioxidative Verbindungen, die dazu beitragen können, die Zellen vor Schäden durch freie Radikale zu schützen.
Natürlicher Luftreiniger: Lavendel kann helfen, die Luft zu reinigen und unangenehme Gerüche in Innenräumen zu reduzieren.
Bienenfreundliche Pflanze: Lavendel zieht Bienen und andere nützliche Insekten an, was dazu beiträgt, die Bestäubung von Pflanzen im Garten zu fördern.