Wildnis ganz nah
Im Naturparadies Döberitzer Heide kämpfen jetzt die Hirsche
In Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide eröffnet im November ein neues Naturerlebniszentrum. Aber schon jetzt ist viel los auf dem ehemaligen Militärgelände.

In Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide bietet sich den Besuchern derzeit ein besonderes Schauspiel: Am späten Nachmittag treten Hirsche aus dem Wald in die offene Landschaft, um dort nach lautem Röhren ihre Kämpfe auszutragen. „Dieses Schauspiel ist etwa ab 17 Uhr bis in die tiefe Dämmerung zu erleben“, sagt Sprecherin Elisabeth Fleisch.
Nur 30 Kilometer vom Berliner Alexanderplatz entfernt wartet in der Döberitzer Heide ein großes Naturerlebnis auf Wanderer: In Sielmanns Naturlandschaft gibt es nicht nur Hirsche, sondern auch Wisente, Wildpferde und Wiedehopfe in freier Wildbahn zu sehen. Und bald wird ein Naturerlebniszentrum eröffnet.

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Im Eingangsbereich warten ein Wolf, ein Wisent, ein Rothirsch und ein Przewalski-Pferd: Die präparierten Tiere empfangen als zentrale Botschafter von Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide künftig die Besucher im neuen Naturerlebniszentrum im Norden des Naturschutzgebiets bei Elstal. Theatermaler Mario Kwast und sein Team bringen auf der Baustelle mit Pinsel und Farbe noch weitere Bewohner auf die Wände: Wasserbüffel, Schafe und Ziegen, Wiedehopf, Steinschmätzer, Waldkauz und viele andere. Nicht zu vergessen seltene Pflanzen wie Sumpfknabenkraut, Prachtnelke oder Lungenenzian.
Döberitzer Heide: Militärisches Übungsgebiet wurde Naturparadies
Das Naturerlebniszentrum in der ehemaligen sowjetischen Kommandantur soll Mitte März kommenden Jahres mit einem Festakt eröffnet werden. Dann sollen dort Besucher multimedial über die 16 Lebensräume der Pflanzen und Tiere in der Döberitzer Heide informiert werden, die jahrhundertelang als militärisches Übungsgebiet genutzt wurde. Kernstück der Ausstellung wird eine 12 Quadratmeter große Videowand, die Filme und Fotos in hoher Auflösung zeigt. Über eine App können die Besucher die Informationen auch bei Exkursionen im Gelände nutzen.

Der präparierte Wolf hat ursprünglich selbst in der rund 3600 Hektar großen Naturlandschaft gelebt. „Er wurde bei einem Ausflug auf der Bundesstraße 5 überfahren“, berichtet die Sprecherin der Sielmann-Naturlandschaft, Elisabeth Fleisch. Denn Wölfe können – wie alle Tiere bis zur Größe eines Wildschweins – die umzäunte Kernzone verlassen, die etwa die Hälfte der Naturlandschaft umfasst und für Besucher gesperrt ist, wie Ranger Tim Funkenberg erläutert. Aktuell wurden sieben erwachsene Wölfe und fünf Welpen gezählt. Zu ihrer bevorzugten Beute zählten Wildschweine und Rehwild, sagt Funkenberg.
Gut einsehbar ist in der Kernzone aber die sogenannte Wüste, offenes Land, das von August vergangenen bis zum Frühjahr diesen Jahres aufwendig von Ginster und anderem Bewuchs befreit wurde. Inzwischen wirkt diese Fläche durch Grasbewuchs eher wie eine Prärie und bietet seltenen Vogelarten wie Heidelerche, Wiedehopf, Grauammer und vielen seltenen Pflanzenarten sowie Insekten eine Heimat.
Raritäten der Pflanzen- und Tierwelt auf Ex-Militärgelände
Der in seinem Bestand stark gefährdete Wiedehopf hat in der offenen Landschaft beste Bedingungen. Nachdem dort viele Nistkästen aufgehängt wurden, erhöhte sich die Zahl der Jungvögel von 14 im ersten Jahr auf 52 im zweiten und 57 im dritten Jahr. Auch der in Deutschland vom Aussterben bedrohte Steinschmätzer findet in den alten Bunkeranlagen auf dem ehemaligen Militärübungsplatz beste Bedingungen.

Während man diese Raritäten der Pflanzen- und Tierwelt nur mit Glück und genauem Hinsehen erspähen kann, bietet sich von Mitte September auf der „Wüste“ ein weithin sicht- und hörbares Erlebnis: die Hirschbrunft. Dann kommen vor Einbruch der Dämmerung die Hirsche aus dem Wald und liefern sich mit gewaltigem Röhren Kämpfe mit ihren männlichen Artgenossen. „Dieses Schauspiel ist etwa ab 17 Uhr bis in die tiefe Dämmerung zu erleben“, kündigt Fleisch an.
Zu bestaunen: Eine große Wisentherde
Mit rund 130 Tieren lebe auch eine der größten europäischen Wisentherden in der Kernzone, erläutert Funkenberg. Der Wisent habe jahrhundertelang in Mitteleuropa gelebt und sei Anfang des 20. Jahrhunderts in freier Wildbahn ausgestorben, berichtet der Ranger. Dann seien Wisents mit 12 Tieren aus Zoos und Tiergehegen nachgezüchtet worden, inzwischen gebe es in Europa wieder rund 9500 Tiere, meint Funkenberg. „Und auch bei uns kann man sie sehen.“ Hinzu kommen die Przewalski-Wildpferde, Galloway-Rinder und Zebus.
Funkenberg hat auf seinen Touren immer Plastikhandschuhe und Plastikdosen dabei, um Proben von Wisent-Dung einzusammeln. Dies sei eine Zuarbeit für ein Forschungsprojekt von polnischen Wissenschaftlern, die anhand des Kots eine Nahrungsanalyse durchführten, erläutert der Ranger.
Für Wanderer ist mit der Hirschbrunft im Herbst ein Besuch der Naturlandschaft besonders lohnenswert, wirbt Fleisch. Zumal sich die Bedingungen in der Naturlandschaft mit der Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER im Süden von Berlin für Menschen und Tiere grundlegend verbessert hätten, sagt sie: „Seit Tegel zu ist, herrscht Ruhe in der Heide.“