Corona und die Kitas
Brandbrief einer Erzieherin: Angst vor dem Ausbrennen
In der Pandemie wird Kita-Personal so knapp, dass Erzieher die Kinder nicht mehr richtig versorgen können und vor Erschöpfung manchmal weinend im Keller stehen.

Durch die Pandemie wird die Personalknappheit an Berliner Kindergärten noch einmal drastisch verschärft. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass es zu Einschränkungen des Regelbetriebs kommen wird. In der Begrenzung der Öffnungszeiten sehen viele Kita-Träger ein Mittel, ihre Erzieherinnen und Erzieher vor Überlastung zu schützen.
In Telefon-Interviews hatten Kita-Leitungen berichtet, dass ihre Fachkräfte ungeheuer erschöpft seien von der Arbeit der letzten Monate, von den sich ständig ändernden Regelungen und den verantwortungsvollen Entscheidungen, die täglich in den Gruppen zu treffen seien.
Von der Angst auszubrennen spricht auch eine Erzieherin in einem Brief, der den Berliner KURIER am Montag erreichte:
„Ich habe eben den Artikel über den offenen Brief der deutschen Kitaträger gelesen und war nach Öffnen und Lesen des Briefes teils geschockt. Auch ich arbeite in einer Kita und noch dazu in einem der dort aufgeführten Träger. In den vergangenen Monaten arbeiteten wir im offenen Betrieb, teils mit 120-170 Kindern auf nur zwei bis drei Fachkräfte. Wenige davon in Vollzeit. Der Rest des Teams besteht aus Praktikanten, Azubis und Bundesfreiwilligen.
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Wir schaffen es im offenen Betrieb teilweise nicht einmal mehr, die Kinder einmal pro Tag zu wickeln. Wir schaffen es nicht, die Eingewöhnung vorzunehmen, lassen alle Kinder im System durchrutschen und sehenden Auges Kindswohlgefährdung zu. Die Arbeitskräfte sind durch, teils stehen sie weinend im Keller, manche kündigen sofort, viele melden sich einfach nur noch krank über Wochen.
Niemand aus unserer Einrichtung wurde gefragt, weder mündlich, noch per Brief, wie wir das System demnächst am Laufen halten wollen. Ob wir die offene Arbeit gut fänden oder welche Lösungen uns sinnvoller scheinen. Seit Wochen appellieren wir an unsere Leitungen und bitten um eine verkürzte Öffnung der Einrichtung oder darum, den Notstand auszurufen. Die oftmals nicht ausgebildeten Arbeitskräfte dürfen fremde Kinder wickeln, auch wird nicht mehr davor zurückgeschreckt, Hospitanten an nackte Kinder zu lassen. Würden wir unsere Kinder gerne so betreut sehen?
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Die Überforderung ist auf allen Seiten groß, das wissen wir. Wir sind gerne mit den Kindern zusammen, aber viele von uns sind doch einfach auch nur Menschen – manche Eltern, manche Pflegende. Haben wir kein Recht auf Gesundheit? Haben wir keinen Schutz verdient durch Staat und Arbeitgeber?
Ich war so erschüttert, meine ganze Ausbildung stelle ich hier in Frage. Drei Jahre arbeite ich in Teilzeit unter schlechten Bedingungen. Dass wir einen Erziehermangel haben, beten wir seit Jahren den Gewerkschaften und der Politik vor. Dieser Beruf wird nicht aufgewertet, indem sie die bereits bestehenden Fachkräfte verbrennen.“