Das Flair ist weg und kommt nicht wieder
Boulevard der Dämmerung? Der weltberühmte Kudamm in Berlin ist nur noch ein Schatten seiner selbst, meinen Besucher
Auf Bewertungsportalen im Internet meckern Berlin-Besucher über den Abstieg der Einkaufsstraße.

Er war das Schaufenster des Westens im Kalten Krieg, Symbol des westdeutschen Wirtschaftswunders, Sehnsuchtsort vieler Ostdeutscher, Spielplatz der Showstars und Laufsteg des Asphalt-Adels: der Kurfürstendamm in Berlin. Nach der Wende 1989 ging es zunächst bergab, dann – als die Friedrichstraße in den Nullerjahren immer teurer und langweiliger wurde – erlebte die Einkaufsstraße in der City West ihre Wiedergeburt. Doch inzwischen mehren sich Stimmen, die sagen: Das Flair des Kudamms ist weg, und es kommt auch nicht wieder.
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Von Bewertungsportalen im Internet leben auch die Händler des Kurfürstendamms ganz gut – bisher. Nun dürfte sich langsam Unmut regen, denn immer mehr Berlin-Besucher meckern über den Abstieg des einstigen Prachtboulevards.
„Der Kudamm ist tot. Wer ihn wirklich erleben will kommt mindestens 25 Jahre zu spät“, heißt es in einem dieser Beiträge. „Heute ist er nur noch eine Shopping-Meile wo nach 20 Uhr die Lichter ausgehen. Einfach nur noch langweilig, kein Nachtleben mehr. In den 80ern war der Kudamm ein einziger Abenteuerspielplatz ... Kinos, Discotheken, Bars und Kneipen ohne ende, nicht nur direkt am Kudamm sondern auch in der näheren Umgebung. Der Flair ist weg und kommt auch nicht mehr wieder. Wer shoppen will kann dann auch gleich zur Schloßstr. fahren.“
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Es dürfte wohl auch daran liegen, dass Nachtleben-Größen wie Rolf Eden ihre Finger nicht mehr im Spiel haben. Eden, der nach dem Zweiten Weltkrieg den Kurfürstendamm mit seinen Clubs wiederbelebte, ist altersbedingt abgetaucht und dürfte so schnell auch nicht ersetzt werden. Ein weiteres Thema sind die steigenden Gewerbemieten.
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Mit Brettern vernagelte Geschäftsräume am Kudamm
Immer öfter sah man zuletzt mit Brettern vernagelte Geschäftsräume am Kudamm, das eindeutige Zeichen des Abstiegs. Michael Reink, im Handelsverband Bereichsleiter für Standort- und Verkehrspolitik, erklärte schon Ende 2020: „Man kann sagen, dass sich die Mieten seit den 70er-Jahren bis heute verdreifacht haben. Im Zeitraum von ungefähr 1990 bis heute, haben sie sich ungefähr verdoppelt.“
Und weiter: „Im Einzelhandel gab es eine ganze Zeit lang den Fall, dass gewisse Standorte unbedingt im Portfolio sein sollten. Da gehörte Berlin dazu, der Kurfürstendamm, in Düsseldorf die Kö und so weiter. Da wurden Mieten bezahlt, die an diesem Standort eigentlich gar nicht erwirtschaftet werden konnten. Das heißt: Man hat das quasi über andere Standorte kompensiert. In der Masse hat es dann wieder funktioniert. Trotz alledem hat man dort natürlich die Mieten hochgetrieben, auf über 300, teilweise über 400 Euro den Quadratmeter. Das kann überhaupt nicht erwirtschaftet werden.“
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Hinzu kommen die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Wie fast jede Einkaufsstraße ächzt auch der Kurfürstendamm in Berlin unter einer stetig sinkenden Nachfrage. Die Leute kauften im Homeoffice vermehrt im Internet ein, und viele haben sich daran gewöhnt und das bis heute beibehalten.
Entsprechend ärmlich sieht das dann am Kudamm aus. Christophe aus Lauterbrunnen in der Schweiz meint: „Die goldenen Jahre sind vorbei. Der Kurfürstendamm hat seine besten Jahre wohl hinter sich. KaDeWe ist immer noch ein tolles Einkaufserlebnis. Viele andere Geschäfte und Restaurants sind aber zwischenzeitlich angestaubt.“ Angestaubt ist die eine, ob sie die Krise überleben, eine ganz andere Frage.
Zum Glück gibt es aber auch Touristen, die dem Kudamm die Treue halten. Kerstin B. aus Andernach gehört dazu. Sie schreibt: „Also zum Einkaufen kommen wir eigentlich nicht her. Vielmehr schauen wir uns stundenlang die Schaufenster, das kunterbunte Publikum, die Gedächtniskirche und das quirlige Leben ringsum an. Zwischendurch mal ein Käffchen trinken oder was schnabulieren und dann vielleicht doch die ein oder andere Kleinigkeit kaufen? So sieht für uns ein perfekter Ku’Damm Tag aus.“