Böller-Verbot: Das Problem sind die Idioten! Aber: Warum gibt es in Deutschland keinen Knaller-Führerschein?
Soll Feuerwerk in der Silvesternacht verboten werden? Nein, findet unser Autor - zumindest nicht für jene, die vernünftig damit umgehen können.

Pandemie, Krieg, Energiekrise, Inflation: Noch nie schien es nötiger als in diesem Jahr, in der Silvesternacht die bösen Geister des alten Jahres zu vertreiben. Zwei Monate sind es noch, bis wir in ein neues Jahr rutschen… und schon jetzt beginnen die Diskussionen darüber, wie der Jahreswechsel aussehen soll. Nach zwei Jahren Verkaufs-Sperre für Silvesterfeuerwerk wünschen sich die einen, dass die bunten Raketen zurückkehren, die anderen sehen die Chance, das lange erträumte Verbot der Knallerei endlich Realität werden zu lassen.
Lesen Sie dazu jetzt auch: Böllerverbot zu Silvester? Die Mehrheit der Deutschen ist dafür! >>
Das zeigt eine Untersuchung des Umfrageinstituts Insa Consulere im Auftrag der Brandenburger Verbraucherzentrale: Hier wurde gefragt, ob die Menschen sich für oder gegen ein Böllerverbot zu Silvester aussprechen. Das Ergebnis: 53 Prozent sind dafür, 39 Prozent sprechen sich dagegen aus, 8 Prozent beantworteten die Frage mit „weiß nicht“ oder enthielten sich.
Lesen Sie auch: Horoskop für heute: Montag, der 7. November 2022: So wird Ihr Tag – laut Ihrem Sternzeichen >>
Böller-Verbot: Feuerwerk ist toll, das Problem sind die Idioten!
Ich selbst bin großer Feuerwerksfan. Habe über Jahre manchmal Hunderte Euros für Raketen und Fontänen ausgegeben. Wohlbemerkt: Nicht dafür, dass es kracht und meinen Nachbarn der Kitt aus den Fensterrahmen fliegt, sondern für bunte Lichter. Aber: Seit ich in Berlin lebe, hat mein Interesse am Feuerwerk merklich abgenommen. An alle, die jetzt „Musste wegziehen!“ brüllen wollen: Ich liebe diese Stadt sehr. Aber die Silvesternacht ist mir hier einfach zu gefährlich.
Lesen Sie auch: „Celebrations“: Nasch-Konzern gelingt großer PR-Erfolg, weil er DIESEN Riegel aus den Packungen wirft! >>

Es sind zu viele Chaoten und Idioten unterwegs, die Pyrotechnik als Spielzeug sehen, um „die Sau rauszulassen“ – und denen die Gefahren für sich und andere einfach schnurzpiepegal sind. An meinem ersten Silvester in Berlin, damals war ich 15 und nur zu Besuch - wurde ich auf der Straße in Lichtenberg mit Böllern beworfen, obwohl ich nur ein kleines Feuerwerk abbrennen wollte.
Ein paar Jahre später, als ich hier lebte, wurde ich von Balkonen mit Raketen beschossen – und ich habe auch schon erlebt, dass Polenböller vom Balkon flogen, während darunter die Passanten entlang liefen. Ich habe Leute erlebt, die Feuerwerksbatterien absichtlich auf die Seite legten, damit die einzelnen Schüsse kreuz und quer durch die Gegend flogen. Oder, noch schlimmer: Die sich damit gegenseitig beschossen.
Böller-Verbot: Feuerwerk kann Kunst sein, Polen-Böller sind es nicht
Den Vogel abgeschossen hat aber ein Familienvater, den ich mit seiner Familie und Freunden mal um Mitternacht vor dem Haus stehen hatte: Alle stellten sich im Kreis auf, in die Mitte des Kreises wurden Knaller gezündet, die offensichtlich alles andere als legal waren. Alle freuten sich über das Scheppern, über den Druck. Und ich konnte nur schwer ertragen, wie der Mann hier Verletzungen in Kauf nahm. Und dann die Videos der Leute, die illegale Kugelbomben, die eigentlich von Profi-Feuerwerkern benutzt werden, auf dem Boden zünden. Die Funken fliegen in die Menschenmengen – und was spektakulär aussieht, kann tödlich sein.
Lesen Sie auch: Das große Horoskop für die ganze Woche: So stehen Ihre Sterne vom 7. bis 13. November! >>

Lesen Sie auch: Lukas Podolski mit Traumtor: Weltmeister trifft aus 60 Metern für Gornik Zabrze – mit Video >>
Feuerwerk kann Kunst sein – stattdessen sorgen solche Flachpfeifen dafür, dass die gesamte Knallerei in Verruf gerät. Denn auf ihr Konto gehen auch viele der Böller-Kritikpunkte: Verletzungen, Sachbeschädigungen, Brände – die meisten dieser Zwischenfälle sind für mich auf unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkskörpern zurückzuführen… oder auf den Import verbotener Ware aus Polen. Klar: Es gibt auch tolle Feuerwerksprodukte aus Polen, die auf dem deutschen Markt zugelassen sind, dagegen ist nichts einzuwenden. Aber: Auf den Märkten jenseits der Grenzen liegen auch genug Böller, die sicher nie eine Zulassung bekommen würden.
Böller-Verbot: Kein Mitleid für jene, die illegale Böller zünden
Wenn ich schon Tage vor Silvester lese, dass sich wieder jemand schwer verletzt hat, weil er aus polnischen Böllern und einem Staubsaugerrohr eine Kanone bauen wollte, habe ich kein Mitleid mehr. Es dürfte äußerst schwer sein, sich mit einem in Deutschland geprüften Knaller, den man gemäß Anleitung benutzt, die Hand zu zerfetzen. Für Idioten, die mit Böllern spielen oder gefährlichen Sprengstoff aus dem Ausland importieren, habe ich kein Verständnis. Im Gegenteil: Sie regen mich auf.
Lesen Sie dazu jetzt auch: Krasse Videos! SO sieht es aus, wenn eine Kugelbombe am Boden explodiert >>
Brauchen wir deshalb ein Verbot? Nein! Wir brauchen eher einen Böller-Führerschein! Im Ernst: Wie wäre es, wenn man vor dem Feuerwerkseinkauf beweisen müsste, dass man in der Lage dazu ist, damit verantwortungsvoll umzugehen? Eine Art Mini-Ausbildung? Bisher gibt es das nur für Pyrotechniker. Aber warum nicht für Silvesterfeuerwerk?

Wer in der Gastronomie arbeiten will, muss beim Gesundheitsamt eine Hygiene-Schulung besuchen. Jeder, der sich in ein Auto setzt, muss Prüfungen ablegen und viel Geld ausgeben, um sich und andere nicht zu gefährden. Sogar Ibuprofen gibt es in der Apotheke ohne Rezept nur bis 400 Milligramm – mehr Verantwortungsbewusstsein traut man uns nicht zu. Über die Cannabis-Legalisierung wird seit Ewigkeiten diskutiert. Aber mit Feuerwerkskörpern hantieren darf jeder einfach so?
Lesen Sie auch: Zoff um das Böllerverbot zu Silvester: Goldrichtig oder trifft das Verbot nur die Falschen? >>
Meine Theorie: Es würden weniger Leute böllern – aber die, die den Aufwand auf sich nehmen würden, hätten ein wesentlich sicheres Feuerwerk zu bieten. Denn die, denen am Feuerwerk wirklich etwas liegt, würden dafür Berge versetzen, ihre Lichter in den Nachthimmel zaubern zu dürfen. Und das wären in meinen Augen zu großen Teilen jene, die auch kein Schindluder damit treiben. Natürlich, diese Idee ist völlig absurd. Und warum? Weil es unsere Ordnungsbehörden nicht einmal auf die Kette bekommen, den Strom von illegalem Feuerwerk aus den Nachbarländern zu bremsen. Und so haben die Idioten weiterhin freie Bahn, allen anderen den Spaß zu verderben - und uns damit ein Böllerverbot zu bescheren.
Was halten Sie von der Diskussion um das Böller-Verbot? Sind Sie dafür oder dagegen?
Ich freue mich auf Ihre Nachrichten an florian.thalmann@berlinerverlag.com