Bis 50 Prozent ansteckender: Schon 26 Fälle von indischer Corona-Variante in Berlin
Die besorgniserregende Virus-Mutante breitet sich in der Hauptstadt aus.

Die als besorgniserregend geltende Corona-Variante, die in Indien entdeckt wurde, ist bislang 26 Mal in Berlin nachgewiesen worden. Für sechs dieser Fälle sei eine Verbindung mit Reisen angegeben, teilte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Gesundheit auf dpa-Anfrage mit (Datenstand: Dienstag).
Die tatsächliche Zahl der Fälle liegt demnach aber wohl schon etwas höher: In zwei Ausbrüchen mit zwei beziehungsweise vier Infizierten seien erst für je einen Fall die Nachweise erbracht. Teils stünden Ergebnisse noch aus, sagte der Sprecher am Mittwoch. Von den insgesamt drei bekannten Ausbrüchen hieß es bei zweien, es handle sich um Privathaushalte mit Bezug zu Reisen nach Indien.
WHO hält indische Corona-Mutante für besorgniserregend
Die von Fachleuten als B.1.617 bezeichnete Variante aus Indien ist kürzlich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als besorgniserregend eingestuft worden - ebenso wie die Mutanten, die in Großbritannien (B.1.1.7), Brasilien (P.1) und Südafrika (B.1.351) entdeckt wurden.
In Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten B.1.1.7 durchgesetzt. Die Varianten aus Brasilien und Südafrika werden vergleichsweise selten gefunden, Anstiegstendenzen zeigten sich bislang nicht. Den Anteil der indischen Variante bezifferte das Robert Koch-Institut (RKI) zuletzt auf weniger als zwei Prozent - allerdings mit steigender Tendenz. Für Mittwochabend wurde ein neuer RKI-Bericht mit Daten über die Varianten erwartet.
Bis zu 50 Prozent ansteckender, Impfung kann geschwächt werden
Das Expertengremium SAGE (Scientific Advisory Group for Emergencies), das die britische Regierung berät, schrieb vor einigen Tagen in einem Bericht, es sei „realistisch“, dass die indische Variante bis zu 50 Prozent ansteckender sein könnte als die bereits als sehr ansteckend geltende britische Variante. In Großbritannien waren bis Anfang dieser Woche mehr als 2300 Fälle bekannt. Etliche der dortigen Fälle werden auf Einreisende aus Indien zurückgeführt.
Die indische Variante kann nach Einschätzung der Frankfurter Virologin Sandra Ciesek die Wirkung der Impfung schwächen, ihren Schutz aber nicht ausschalten. „Die Varianten aus Indien haben einen leichten Immun-Escape, also eine leicht verminderte Wirksamkeit“, sagte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Dienstag im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“. Was man beobachte, sei „eine leichte Einschränkung, aber kein vollständiges Versagen der Impfungen“.
Corona-Problembezirk Berlin-Mitte nur knapp unter Inzidenz 100
Dem aktuellen Corona-Lagebericht zufolge ist die 7-Tage-Inzidenz berlinweit auf einen Wert von nunmehr 61,5 gesunken. Sorgen macht allerdings der Bezirk Mitte mit den Corona-Problemkiezen Gesundbrunnen und Wedding: Hier liegt der Wert mit 97,5 nur knapp unter dem Grenzwert von 100. Würden weitere Berliner Bezirke diesen Wert erreichen, stünden beschlossene Öffnungen auf dem Spiel.
Mehr als jede dritte Person ist in Berlin inzwischen mindestens einmal geimpft worden. Dennoch wurden zum Mittwoch weitere neun Corona-Tote gemeldet.