Schlimmes Schicksal: Sieglinde I. (82) verlor Tochter und Ehemann – dann erkrankte sie selbst an Krebs!
Ein Augenarzt entdeckte bei einer Routineuntersuchung der Brandenburgerin einen bösartigen Tumor im Auge. Doch die Rentnerin gibt nicht auf

Sieglinde I. musste in kürzester Zeit mit zwei schweren Verlusten fertig werden. Im vergangenen Jahr starb erst ihre Tochter mit 59 Jahren an einem Hirnaneurysma und kurz danach ihr Mann an Prostata-Krebs. Als hätte das Schicksal die Brandenburgerin nicht schon hart genug getroffen, erkrankte sie nun auch noch selbst. Ihr Augenarzt entdeckte einen bösartigen Tumor in ihrem Auge. Trotzdem gibt die 82-jährige Rentnerin nicht auf und hat in diesem Jahr sogar eine Reise geplant.
„Ich versuche mich trotz allem auf das Positive in meinem Leben zu konzentrieren“, sagt Sieglinde I. tapfer. Sie geht viel im Wald spazieren und kocht sehr gerne Hausmannskost. „Am liebsten Gulasch und Sauerbraten mit Knödeln“, schwärmt sie. Sie ist dankbar, dass ihre Ärzte ihre schwere Erkrankung sehr früh entdeckt haben und ihr vermutlich das Leben gerettet haben.
Ihr Augenarzt hatte einen furchtbaren Verdacht

Es war im September 2021 als die dreifache Großmutter und vierfache Urgroßmutter ihren Augenarzt in Templin wegen einer Routineuntersuchung aufsuchte. Er hatte einen furchtbaren Verdacht: In dem linken Auge seiner Patientin könnte sich ein Aderhautmelanom gebildet haben, ein bösartiger Tumor, der äußerst selten und schwer therapierbar ist. Ein Schock für Sieglinde I. „Ich hatte keine Schmerzen und habe auch keine Veränderungen an meinem Auge gespürt“, sagt sie. Ihr Arzt überwies sie ins Helios-Klinikum Berlin-Buch.
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Dort konnte Sieglinde I. in der Klinik für Augenheilkunde mit Hilfe einer so genannten Brachytherapie behandelt werden. Die Strahlentherapie wird überwiegend bei kleinen bis mittelgroßen Tumoren angewandt. Mit dem Ziel, zwar den Tumor zu zerstören, aber das gesunde Gewebe sowie die Sehfähigkeit zu schonen, um das Auge zu erhalten.
Zerstörung der Krebszellen
„Bei dem rund halbstündigen Eingriff nähen wir ein kleines strahlendes Metallscheibchen (den Applikator) außen auf das erkrankte Auge auf, genau dort, wo sich an der Augeninnenseite der Tumor befindet. Die einen Millimeter dicken Applikatoren sind an ihrer Innenseite mit dem Element Ruthenium-106 beschichtet und mit Silber ummantelt. Das radioaktive Ruthenium sendet auf diese kurze Entfernung Betastrahlen aus, die zur Zerstörung der Krebszellen führen“, erklärt Chefärztin und Privatdozentin Dr. Ira Seibel.
Je nach Größe des Tumors biete der Hersteller unterschiedliche Größen der Augenapplikatoren an. Der operative Eingriff könne unter lokaler Anästhesie oder Vollnarkose durchgeführt werden. Der Ruthenium-Applikator verbleibe für die zuvor berechnete Dauer auf dem Auge und gebe im Tumor die nötige Dosis ab. „Nach zwei bis fünf Tagen wird der Applikator in einem erneuten Eingriff wieder entnommen“, so die Medizinerin.
Bei einer Streuung der Tumorzellen ist auch das Leben bedroht
Aderhautmelanome sind selten. Statistisch betrifft diese bösartige Krebserkrankung, die zu starken Seheinschränkungen führen kann und oft im Körper streut, sechs bis zehn Patientinnen und Patienten von 1.000.000 Menschen pro Jahr. Dramatisch: „Bei den Betroffenen ist nicht nur das Sehorgan, sondern bei einer Streuung von Tumorzellen auch das Leben bedroht.
Speziell die Ansiedlung von Tumorzellen (Metastasen) in der Leber, aber auch in anderen Organen ist nur schlecht einer onkologischen Therapie zugänglich. Das oberste Ziel ist das Leben zu schützen, gefolgt vom Ziel der Erhaltung des Auges als Organ und des Sehens“, sagt Dr. Seibel. Eine frühzeitige Therapie und eine sichere Tumorkontrolle hätten daher Priorität und seien höchst bedeutsam für die Patientinnen und Patienten.
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Sieglinde I. hatte Glück, dass der Tumor bei ihr rechtzeitig erkannt worden ist. „Ihr Tumor war noch im Anfangsstadium. Ihr Augenarzt hat wirklich sehr gut geschaut und untersucht. Das ist für das Auge und in diesem Falle auch für das Überleben der Patientin das absolut Entscheidendste. Der Tumor wurde sehr früh entdeckt, ist nicht sehr groß im Durchmesser und von der Tumoranatomie her besteht ein geringes Metastasierungsrisiko, daher für die Patientin absolut positiv in der Prognose“, betont Dr. Seibel.

Rückhalt erhält die Brandenburgerin von ihrer Familie. Sie lebt mit ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter zusammen in einem Haus. Ihre Enkel- und Urenkel wohnen im Saarland, in Hamburg und in Brandenburg verstreut. Doch der Tod ihrer Tochter und ihres Ehemannes haben eine große Lücke in ihrem Leben hinterlassen.
Als ihre gemeinsame Tochter 2020 ganz plötzlich am Aneurysma verstarb, sei ihrem Mann die Kraft ausgegangen. „Er hatte sehr mit seiner Krebserkrankung zu kämpfen und ist nicht damit fertig geworden, dass unser Kind vor uns gegangen ist“, sagt sie. Sieglinde I. geht regelmäßig auf den Friedhof, um ihren Mann und ihre Tochter dort zu besuchen.
Dr. Ira Seibel vom Helios-Kinikum: „Nachsorge ist sehr wichtig“
Um sich ein wenig von ihrem Kummer abzulenken, hat sich Sieglinde I. fest vorgenommen in diesem Jahr nach Holland zur Weltgartenschau zu reisen. „Ich hoffe, dass ich es schaffen werde“, sagt sie. Ihre Pläne sind nicht nur abhängig vom Infektionsgeschehen in der Pandemie, sondern auch von ihrem Untersuchungsergebnis. Denn im März muss sie sich erneut im Helios-Klinikum untersuchen lassen. Sie hoffe nicht, dass der Krebs gestreut habe.
„Wir möchten die Patienten zunächst alle drei Monate, dann alle sechs Monate und später jährlich sehen, immer abhängig vom Befund. Die Nachsorge ist sehr wichtig, da nur so mögliche Rezidive, aber auch Folgen der Bestrahlung erkannt und aufgefangen werden können“, erklärt Dr. Seibel. Darüber hinaus sollte, die Leber alle drei bis sechs Monate vom Hausarzt kontrolliert werden, um Metastasen, die sich eventuell verzögert entwickeln, frühzeitig zu erkennen.
Doch Sieglinde I. ist voller Zuversicht. Angst kenne sie nicht, sie habe sich immer allen Herausforderungen gestellt. In Gedanken sieht sie schon die holländische Blütenpracht vor sich. Trotz ihrer schweren Schicksalsschläge hat sie noch immer das Schöne im Blick.