Bezirksbürgermeisterin sagt: Umgestaltung der Friedrichstraße kann noch Jahre dauern
„Wenn wir ehrlich sind, war die Friedrichstraße noch nie attraktiv für Autos. Und das Gewerbe hat noch nie floriert.“

Die umstrittene Sperrung der Friedrichstraße im Zentrum Berlins für Autos ist nach einer Gerichtsentscheidung rechtswidrig, wie der KURIER berichtete. Eine Flaniermeile für Fußgänger soll die Straße laut Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) trotzdem werden. Doch das wird dauern, sagt jetzt Mittes Bezirksmeisterin.
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Bis die angekündigte Umgestaltung der Friedrichstraße zur Flaniermeile abgeschlossen ist, können nach Einschätzung von Mittes Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) noch Jahre vergehen. Schon im August 2020 startete ein inzwischen abgeschlossener Verkehrsversuch, bei dem ein rund 500 Meter langer Abschnitt der Straße für Autos gesperrt wurde.
Das Verwaltungsgericht hat das allerdings erst jüngst als rechtswidrig bewertet. Die von der Verkehrsverwaltung bereits zuvor geplante Umwidmung zur Fußgängerzone und deren entsprechende Gestaltung werden „eher ein paar Jahre als ein paar Monate dauern“, sagte Remlinger am Freitag.
Friedrichstraße: Der Hauptkonflikt besteht zwischen Fahrrädern und Fußgängern
„Ich möchte eine attraktive Friedrichstraße haben, und das ist für mich ein Fußgängerboulevard, wo man ohne Angst flanieren kann“, stellte die Bezirksbürgermeisterin klar, die erst rund eine Woche im Amt ist. Der Hauptkonflikt bestehe nicht zwischen Autos und Fahrrädern, sondern zwischen Fahrrädern und Fußgängern.
„Wenn wir ehrlich sind, war die Friedrichstraße noch nie attraktiv für Autos. Und das Gewerbe hat noch nie floriert“, sagte die Grünen-Politikerin. „Die Gehwege sind zu eng, die Straße ist zu eng.“ Es mache keinen Spaß, wenn sich dort Autos und Fahrräder, Fußgängerinnen und Fußgänger drängen müssten.

„In dem Fall bin ich völlig bei der Senatsverwaltung für Verkehr zu sagen, die Fahrradstraße packen wir in die Charlottenstraße“, so die Grünen-Politikerin. „Und aus der Friedrichstraße versuchen wir, wirklich eine Flaniermeile zu machen.“
Die Vitrinen sollen so schnell wie möglich weg
Die Vitrinen, die im Rahmen des Verkehrsversuchs auf dem für Autos gesperrten Abschnitt aufgestellt wurden, sollen schon bald verschwinden, kündigte Remlinger an. „Das Gericht hat ja gesagt, wir haben zwei Wochen. Zwei Wochen ist nicht viel Zeit.“ Die Entscheidung darüber sei schon vor dem Beschluss des Verwaltungsgerichts gefallen. „Weil die auch nicht mehr in so attraktivem Zustand waren und weil wir das Urteil ein bisschen antizipiert haben.“
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Remlinger sagte, von der Entscheidung des Gerichts sei das sogenannte Entwidmungsverfahren nicht berührt, sieht dabei allerdings noch offene Fragen: „Ich kann nicht genau einschätzen, wann das Verfahren durch ist. Dann muss man gucken, wer da klagt oder nicht klagt, was lange dauern kann.“ Und auch die Umgestaltung des Abschnitts zur Flaniermeile brauche Zeit.
Die Sperrung der Friedrichstraße für Autos gilt als hochumstritten. Kritik daran gab es vor allem von Geschäftsleuten, die über Umsatzrückgänge klagten. Auch im rot-grün-roten Senat gehen die Ansichten darüber auseinander.