Dieser Betonmischer überrollte die Radfahrerin am Montag. Am Donnerstag ist sie gestorben.
Dieser Betonmischer überrollte die Radfahrerin am Montag. Am Donnerstag ist sie gestorben. dpa/Paul Zinken

Die Radfahrerin (44), die am Montag auf der Bundesallee von einem Betonmischer überrollt worden war, ist für hirntot erklärt worden. Die Polizei korrigierte am Freitagmittag eine vorherige Meldung, der zufolge die Frau im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen sei. Die Frau werde vielmehr weiterhin in der Klinik intensivmedizinisch behandelt, so die Polizei. Die medizinische Diagnose Hirntod bedeutet allerdings ein unumkehrbares Ende aller Hirnfunktionen. Sie wird also künstlich am Leben gehalten.

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Gleichzeitig gab die Polizei bekannt, in derselben Straße einen Mann (48) festgenommen zu haben, der den Lkw-Fahrer (64) unmittelbar nach dem Unfall mit einem Messer verletzt hatte. Er ist inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen, der mutmaßliche Messerstecher soll noch am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt werden. Der Verdächtige aus dem Obdachlosenmilieu kö

Der Unfall hatte bundesweit für Aufregung gesorgt, weil ein sogenannter Rüstwagen der Feuerwehr von der Wache Charlottenburg-Nord, dessen vierköpfige Mannschaft den Betonmischer mit Spezialgerät anheben und die eingeklemmte Frau befreien sollte, wegen einer Klima-Kleber-Aktion auf dem Stadtring A100 nur langsam durch den Stau kam.

Feuerwehr musste bei der Bergung der Verunglückten improvisieren

Die bereits am Unfallort angekommenen Kollegen mussten improvisieren, um die Frau bergen zu können.

Wie es zu dem Unfall kam, ist noch nicht abschließend geklärt. Wie der Tagesspiegel ermittelte, ereignete er sich auf der zweiten Spur von links auf der der vierspurigen, stadteinwärts führenden Fahrbahn der Bundesallee. Die Frau hatte nicht den Radweg benutzt, wollte möglicherweise nach links abbiegen.

Ermittlungen gegen zwei Klima-Kleber

Zu dem Stau auf der A100 war es gekommen, weil sich Mitglieder der Letzten Generation auf einer Schilderbrücke über der Autobahn festgeklebt hatten und die  Polizei die Straße darunter sperrte. Gegen einen 63-Jährigen und einen 59-Jährigen wurden Ermittlungen wegen unterlassener Hilfeleistung beziehungsweise der Behinderung hilfeleistender Personen eingeleitet.

Die Festnahme des mutmaßlichen Messerstechers soll gelungen sein, weil die in einem vorbeifahrenden Tesla eingebauten Kameras die Tat aufgenommen hatte.

Die „Letzte Generation“ hat am Donnerstag ihren Protest erneut fortgesetzt, dokumentierte das über Twitter: Am Morgen blockierten die Klimaschützer die Invalidenstraße in Mitte. Die Aktion war aber schnell beendet.

Kritik der Innenministerin an den Klima-Klebern. Polizeigewerkschaft fordert Verbots-Prüfung

Wegen des Falls geraten die Klima-Aktivisten unter zunehmenden Rechtfertigungsdruck. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)  forderte ein entschiedenes Vorgehen: „Wenn Straftaten begangen werden und andere Menschen gefährdet werden, ist jede Grenze legitimen Protests überschritten. All das hat mit einer demokratischen Auseinandersetzung überhaupt nichts zu tun. Die Straftäter müssen schnell und konsequent verfolgt werden.“

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte, juristisch ein Verbot der Klima-Protestgruppe „Letzte Generation“ zu prüfen. Angesichts des Unfalls der Radfahrerin in Berlin müsse schnell geklärt werden, wie lange sich der Rechtsstaat noch nötigen lassen wolle, sagte der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke. „Der Protest der Aktivisten läuft zusehends aus dem Ruder. Wir finden, es reicht.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält die umstrittenen Aktionen für nicht zielführend im Kampf gegen den Klimawandel. „Die Frage ist, ob das, was wir auch sehen in diesen Tagen, dass kostbare Gemälde mit Lebensmitteln beworfen werden oder Menschen sich auf der Straße festkleben, dem Klimaziel wirklich weiterhilft“, sagte Steinmeier am Donnerstag bei seinem Japan-Besuch. „Ich befürchte, dass es die breite gesellschaftliche Unterstützung für mehr und entschiedeneren Klimaschutz eher in Frage stellt beziehungsweise uns die Chance raubt, diese Unterstützung noch größer werden zu lassen.“

Letzte Generation will am „friedlichen Widerstand“ festhalten

Die Gruppe „Letzte Generation“ zeigte sich bestürzt über die Nachricht vom Hirntod der Frau. „Es trifft uns tief, dass die Radfahrerin, die am Montag in Berlin bei einem Unfall von einem Betonmischer schwer verletzt wurde, nun für hirntot erklärt wurde“, erklärte Aktivist Henning Jeschke am Donnerstag. Auf die Frage, ob der Hirntod der Frau etwas an den Protestaktionen ändere, sagte er: „Solange unsere höchsten politischen Organe unsere gemeinsame Verfassung mit Ansage brechen, da sie unsere Lebensgrundlagen zerstören, solange werden wir friedlichen Widerstand leisten.“