Berliner Straßenköche müssen umdenken
Die Streetfood-Szene erfreut sich in der Hauptstadt großer Beliebtheit. Doch aufgrund der Corona-Krise setzen einige Foodtrucker auf neue Rezepte.

Die Dunckerstraße im Prenzlauer Berg hat einen neuen Gourmettempel. Im Erdgeschoss von Hausnummer 10 servieren Kay Sokolowski und seine Frau Jane Schütt nun Burger, Bowls und Burritos. „Piekfein“ heißt ihr Restaurant, das die beiden Foodtruck-Betreiber in der Krise zur Existenzrettung eröffnet haben.
In dem kleinen Ladenlokal spürt man nicht den Hauch einer existenziellen Bedrohung. Der Gastraum wirkt offen und hell, die Wände sind im Pop-Art-Look gehalten, Pflanzen in Regalen und auf Tischen schmücken den Bereich für die Gäste. Im hinteren Teil des Lokals befindet sich das Herzstück: die kleine offene Küche mit Grill.
Ihre hausgemachten Burger-Kreationen, für die sie 2018 mit dem European Streetfood Award als Europas beste Straßenköche ausgezeichnet wurden, bieten Sokolowski und Schütt nun hier ihren Gästen an. Wir setzen jetzt erst mal auf eine feste Destination und schauen, wie sich die Lage im Streetfood-Bereich entwickelt. Mit dem, was wir tun, sind wir nun mal auf Events und viele Leute gleichzeitig angewiesen“, sagt Sokolowski.
Aufgrund fehlender Veranstaltungen wie Streetfood-Festivals, Märkte oder Caterings für Großevents war früh klar, dass den beiden ein hartes Jahr bevorsteht: „Normalerweise startet die Saison im Frühjahr und geht dann bis in den Herbst. In den Wintermonaten lebt man dann von diesen Einnahmen“, erzählt Sokolowski. „Wir hatten für dieses Jahr eine starke Auftragslage, sollten mehrere Großevents organisieren. Durch die Krise ist uns ein 100 prozentiger Auftragseinbruch entstanden“, sagt er.
Für Sokolowski und Schütt ist das ein herber Schlag. Vor einigen Jahren konnten sich der gelernte Kellner und die Köchin mit ihrem Foodtruck „Piekfein“ den Traum von der Selbstständigkeit erfüllen. Das Restaurant sei nun der letzte Joker gegen eine mögliche Pleite des Betriebs. Sokolowski und Schütt bekamen zwar die Soforthilfe vom Staat, aber das reicht auf Dauer nicht. Sie beschlossen zunächst einen ihrer drei Trucks zu verkaufen, um kurzfristig Liquidität zu schaffen.
Für eine weitere gute Einnahmequelle in den letzten Jahren sorgte die Vermietung einer ihrer Trucks für Filmaufnahmen. In der Fernsehserie „Berlin Tag & Nacht“ diente der Truck oftmals als Requisite. „Aber die können ja momentan auch nicht richtig drehen und benötigen den Truck deshalb auch nicht“, sagt Sokolowski.
Das Kerngeschäft von „Piekfein“ ist jetzt das Burger-Restaurant. Dort bietet das Team neben seinen aus dem Foodtruck bekannten Pulled Pork- oder Angus-Burgern (ab 7,90 Euro) auch eine Auswahl verschiedener Bowls wie Beef Teriyaki, Veggie oder Flamed Tuna (klein 9,90 Euro, groß 12,90 Euro) sowie Burritos an. Auch Desserts wie ein Schoko-Soufflé (4,80 Euro) finden sich auf der Karte, ebenso wie Heiß- und Kaltgetränke. Die Gäste können ihre Speisen und Getränke unter Einhaltung der üblichen Hygieneregeln wie Abstände zwischen den Tischen, Mundschutz für Mitarbeiter und regelmäßiger Desinfektion ab sofort in der Dunckerstraße 10 genießen.