Nachhaltig konsumieren

Berlins neuer Super-Konsum entsteht in den Osramhöfen

Über 500 Menschen wollen in Wedding einen genossenschaftlichen Supermarkt eröffnen. Im August sollen die ersten Waren in den Regalen stehen.

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Marie-Luise Albrecht,&nbsp;Johanna Kühner,&nbsp;Micha,&nbsp;Desiree Bösemüller und Vincent Wyszynski mit Sohn Fritz wollen in Zukunft in ihrem eigenen Supermarkt einkaufen.<br>
Marie-Luise Albrecht, Johanna Kühner, Micha, Desiree Bösemüller und Vincent Wyszynski mit Sohn Fritz wollen in Zukunft in ihrem eigenen Supermarkt einkaufen.
Markus Wächter

Wie wäre das: Nicht nur Kunde eines Supermarktes sein, sondern mit vielen Gleichgesinnten gemeinsam auch dessen Besitzer? Noch bis Sonntag kann man im Rahmen einer Crowdfunding-Campagne Mitglied einer neuen Berliner Konsum-Genossenschaft werden: SuperCoop heißt das Vorhaben, das in den Weddinger Osramhöfen bald die Ladentüren aufmachen will.

Nachhaltig konsumieren, gute, fair produzierte Lebensmittel kaufen. Regionale Kooperationen eingehen, wissen wo die Lebensmittel herkommen. „Wir vertrauen den Produkten im Regal, weil wir sie dort hinstellen und mitentscheiden können“, so lautet die Idee von SuperCoop. Nichts weniger, als die Lebensmittelindustrie zu verändern, indem neue Supermarktwirtschaften entstehen, ist das Ziel. Profitmaximierung durch Gammelfleisch, Etikettenschwindel und ausbeuterische Produkte kommt der neuen Generation von Supermarktbesitzern nicht in den Stoffbeutel.

Über 500 Mitglieder sind es schon, die die neue Einkaufswelt erproben wollen, „je mehr Menschen noch dazu kommen, desto besser“, sagt Johanna Kühner, die sich im SuperCoop-Vorstand engagiert.

Johanna Kühner, Mitglied des Vorstandes bei SuperCoop.<br>
Johanna Kühner, Mitglied des Vorstandes bei SuperCoop.
Markus Wächter

Das Prinzip haben sich die Berliner Macher, die an diesem Freitag in den Osramhöfen mit Kuchen und frisch gezapftem Bier um neue Mitglieder werben, von ähnlichen Initiativen in New York und Paris abgeschaut. In Amerika betreiben 17.000 Mitglieder einen Markt, in Paris sind 7000 Genossenschaftler aktiv. Erst vor Kurzem war eine Gruppe Berliner in Frankreich, um von den Genossenschaftlern dort zu lernen.

Der Betrieb des Super-Konsums fußt auf Mithilfe aller Besitzer

Für drei Stunden im Monat muss jeder Eigner, der mit 100 Euro einen Anteil erwirbt, auch im Alltagsgeschäft des Supermarkts mithelfen. Waren räumen, kassieren, sauber machen. Das senkt die Betriebskosten und ermöglicht günstigere Preise. Schon jetzt sind die Mitglieder in 15 Arbeitsgruppen tätig, damit ihr Traum von einem gerechteren und nachhaltigen Einkauf Wirklichkeit wird.

Marie-Luise Albrecht,&nbsp;Micha und&nbsp;Johanna Kühner im Projektraum in den Osramhöfen. Der eigentliche Raum für den Supermarkt befindet sich ein paar Türen weiter.&nbsp;<br>
Marie-Luise Albrecht, Micha und Johanna Kühner im Projektraum in den Osramhöfen. Der eigentliche Raum für den Supermarkt befindet sich ein paar Türen weiter.
Markus Wächter

Auch die erste Produkte können bereits bestellt werden, Partnerschaften mit regionalen Landwirten sind angeleiert. Kleine Teams kümmern sich um Fragen, wie neue Mitglieder erreicht werden können, die IT oder die Einrichtung des Ladens. Am Infotisch in den Osramhöfen, wo bereits Gespräche über Räume für den Supermarkt laufen, haben sich heute eine Handvoll Mitglieder eingefunden.

Micha ist da, er wohnt in der Nähe und will in Zukunft regelmäßig hier im SuperCoop einkaufen. Für Marie-Luise ist das Projekt neben seinem Nachhaltigkeitsaspekt ein willkommener Anlass, Gleichgesinnte kennenzulernen, gerade ist sie aus Neukölln in den Wedding gezogen. „Was einer allein nicht kann, vermögen viele“, sagt Johanna Kühner. Es brauche Alternativen zum jetzigen Konsum- und Wirtschaftsverhalten, als Einzelner könne man zwar beim Einkauf versuchen, nachhaltig oder regional einzukaufen. Die gemeinsame Alternative aber mache es leichter, bessere Entscheidungen zu treffen.

Sortiment im SuperCoop

Was wird es im Super-Konsum zu kaufen geben? Nur Dinkelstangen und krumme Möhren? „Wir streben ein Vollsortiment an“, sagt Johanna Kühner. Das Preisniveau soll unter dem herkömmlicher Biosupermärkte liegen.

Zum Ende des Sommers soll es losgehen mit dem Einkaufen im eigenen Laden. Auch Pick-up-Stationen in anderen Kiezen sind geplant. Dass der erste Super-Konsum in den Osramhöfen aufmacht, ist kein Zufall. „Wir waren auf der Suche nach einer sozial gemischten Nachbarschaft, so vielfältig wie möglich“, so Kühner. Nachbarschaft stiften und Austausch ermöglichen ist gewollt. Den Infoflyer für den gemeinsamen Markt gibt es auch auf Türkisch.

Ein großer Meilenstein für den genossenschaftlichen Markt ist mit dem Einsammeln von 50.000 Euro genommen. Die Summe war Voraussetzung für ein Darlehen, welches den Betrieb im Laden möglich macht.

www.supercoop.de

www.startnext.com/supercoop-berlin