Im Jahr 2019 registrierte die Polizei in Berlin laut Kriminalstatistik 15 645 Opfer innerfamiliärer oder häuslicher Gewalt.
Im Jahr 2019 registrierte die Polizei in Berlin laut Kriminalstatistik 15 645 Opfer innerfamiliärer oder häuslicher Gewalt. Foto: Maurizio Gambarini/ dpa

Die Zahl der von ihrem Partner geschlagenen Frauen sowie die von Kindern, die von einem oder auch beiden Elternteilen misshandelt werden, wird im Rahmen der Corona-Krise zunehmen. Das befürchtet Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne). Von häuslicher Gewalt Betroffenen kann wegen des bestehenden Kontaktverbots derzeit zudem nur von Opferschutzverbänden geholfen werden.

Das Zusammensein auf engem Raum könne in der Coronakrise dazu führen, dass soziale Konflikte eher eskalierten, teilte der am Mittwoch mit. Dirk Behrendt wörtlich: „Wir stellen uns in dieser Zeit darauf ein, dass Straftaten der häuslichen Gewalt deutlich zunehmen werden.“ Für diese Fälle werden laut Senator trotz der Pandemie Kapazitäten bei der Staatsanwaltschaft bereitgehalten. Gleiches gelte für die Zivilgerichten.

Alarmierende Zahlen aus Italien und China

In den meisten Fällen geht es bei häuslicher Gewalt um Männer, die ihre Frauen schlagen und um verprügelte Kinder. In einem Interview von „Zeit Online“ hatte Berlin Justizsenator Behrendt zuvor gesagt, erste Zahlen aus Italien und China würden den Schluss nahelegen, dass häusliche Gewalt zunehme. In beiden Ländern wurde bereits strenger Hausarrest verordnet.

Beim Opferschutz-Verein Weißer Ring in Berlin hieß es, Betroffene könnten derzeit wegen der Coronakrise nicht persönlich besucht werden. Die rund 130 Ehrenamtlichen in der Hauptstadt seien aber im Einsatz und betreuten Kriminalitätsopfer telefonisch, sagte Sprecherin Gisela Raimund der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Auch die Online-Beratung laufe, so die Landessprecherin. Sie betonte: „Wir sind gut aufgestellt.“

Neue Behördenvernetzung soll Opfern schneller helfen

Nach Angaben des Vereins gibt es bislang noch keine verstärkten Meldungen wegen häuslicher Gewalt. Sobald sich das ändert, könne jedoch rasch reagiert und Unterstützung organisiert werden. Nach dem Terroranschlag vom Breitscheidplatz 2016 seien in Berlin verschiedene Szenarien entwickelt worden, so dass die Kontakte zu anderen Hilfsorganisationen sowie zu Ämtern und Behörden jetzt eng seien und die Fäden zusammenliefen. Diese neue Vernetzung hilft demnach auch den Opfern von häuslicher Gewalt.

Nach Angaben des Vereins melden sich von Misshandlungen und Gewaltattacken Betroffene oftmals zuerst bei der Berliner Gewaltschutzambulanz oder der Polizei. Zudem würde sich Betroffene von häuslicher Gewalt würden sich meist auch nicht bei den ersten Vorfällen melden, sondern erst viel später.

Für das vergangene Jahr registrierte die Polizei in Berlin laut Kriminalstatistik 15 645 Opfer innerfamiliärer oder häuslicher Gewalt. (mit dpa)