Fahrschein-Kontrolle bei der BVG.
Fahrschein-Kontrolle bei der BVG. imago

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) folgen dem Beispiel des MVV München und wollen den Begriff „Schwarzfahren“ nicht mehr verwenden. Die Münchner Verkehrsbetriebe hatten alle Plakate abgehängt, auf denen vor „Schwarzfahren“ gewarnt wurde. Statt „Schwarzfahren kostet 60 Euro!“ heißt es nun: „Ehrlich fährt am längsten.“ In Berlin greift das „Diversity-Programm“ des Berliner Senats, das diskriminierende Sprachregelungen ersetzen will. Allerdings stellte BVG-Pressesprecherin Petra Nelken gegenüber unserer Zeitung klar, dass nichts abgeschafft werden kann, was es nicht gab. In offiziellen Schreiben oder Dokumenten der BVG sei das Wort noch nie verwendet worden. Darin hieß es laut der Sprecherin schon immer „Fahren ohne gültigen Fahrschein“.

Die Verwirrung sei entstanden, weil das Berliner Verkehrsunternehmen in Zukunft bei seiner Werbung darauf verzichten werde, derartiges Vokabular zu verwenden. „Wir mussten jetzt aber auch keinen Schriftzug abkratzen oder ändern, weil wir so etwas gar nicht mehr verwenden“, sagte die BVG-Sprecherin. Als Beispiel nannte Nelken ein Plakat der BVG aus dem Jahr 2017, auf dem geschrieben stand: „Wer schwarz fährt, muss Eier haben – oder 60 Euro“. So etwas wird es nicht mehr geben – und eigentlich gab es so etwas auch schon länger nicht, so Nelken.

Die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland Bund (ISD) feiert die Ankündigung der Verkehrsgesellschaften in Berlin und München. „Es ist begrüßenswert, denn der Begriff hat für schwarze Menschen einen negativen Anklang“, sagte der Sprecher der Initiative, Tahir Della, am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. „Es wird damit assoziiert, dass Schwarzes für etwas Negatives steht.“

Schwarzfahren leitet sich von jiddischem Wort ab

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hatten der „Bild“-Zeitung bestätigt, Fahren ohne gültigen Fahrschein nicht mehr als Schwarzfahren zu bezeichnen. Der Begriff kommt in diesem Fall allerdings nicht von der Farbe, sondern vom jiddischen Wort shvarts, das arm heißt.

ISD-Sprecher Della sagte AFP, es sei bei vielen Begriffen so, dass diese ursprünglich anders angelegt waren. Sprache verändere sich aber. „Auch wenn Schwarzfahren überhaupt nicht rassistisch angelegt war, ist trotzdem die Wirkung bei Betroffenen, dass schwarz für etwas Negatives steht, für Kriminalität etwa oder Illegalität.“

Deshalb sei es sinnvoll, den Begriff nicht mehr zu nutzen. Es sei auch sinnvoll, Sprache mit Blick auf ihre aktuelle Wirkung auf den Prüfstand zu stellen und immer wieder neu die Wirkung zu überprüfen. Della forderte, auch explizit schwarze Menschen anzuhören, wie sie entsprechende Bezeichnungen wahrnehmen.