Fiskus-Prozess des Jahres

Berliner Vater und seine beiden Söhne sollen 7,7 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben

Außerdem müssen sich die Berliner Richter im selben Fall mit einem Brautkleid für 1900 Euro befassen.

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Die Angeklagten hüllten sich am Montag im Berliner Prozess um Steuerhinterziehung in Schweigen.
Die Angeklagten hüllten sich am Montag im Berliner Prozess um Steuerhinterziehung in Schweigen.Pressefoto Wagner

Was der Vater eingefädelt haben soll, brachte nicht nur ihn auf die Anklagebank: Erik R. (53) und seine beiden Söhne stehen wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor Gericht.

Es geht um zwei Berliner Handelsfirmen und 7,7 Millionen Euro Umsatzsteuer, die dem Fiskus entgangen sein sollen. Außerdem müssen sich die Richter mit einem Brautkleid für 1900 Euro befassen. Erik R. soll laut Anklage für das wunderschöne Teil 1200 Euro schuldig geblieben sein.

Für den Vater und den jüngeren Sohn (28) klickten vor sieben Wochen die Handfesseln. Doch Millionenbeträge fand man nicht bei ihnen, keine Luxuskarossen, keine Penthouse-Wohnung. Ein Ermittler über ein Wohnhaus der Familie: „Mehrere Etagen in einem Altbau, schlichter Standard, nicht alle Räume geheizt.“

Der Boss in der Familie sei Erik R., schilderte ein Steuerfahnder im Prozess. Eindruck des Zeugen: „Alle in der Familie sind dem Vater hörig, er ist der Macher – wenn er sagte, es ist richtig so, hat keiner nachgefragt.“

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Millionen Steuern hinterzogen, aber: keine Luxuskarossen, keine Penthouse-Wohnung

Um Geschäfte mit Metallen und Rohstoffen geht es. Vater R. – groß, kräftig und grau meliert – soll Firmen gegründet haben. Die Söhne seien als Geschäftsführer eingetragen worden. Tatsächlich aber habe der Vater die Fäden in der Hand gehabt. Die Staatsanwältin ist überzeugt: „Er war faktischer Mitgeschäftsführer mit umfassender Handlungsvollmacht.“

Die Umsätze waren hoch – bis zu fünf Millionen Euro im Monat. Doch für insgesamt 17 Monate in den Jahren 2017 und 2018 gingen laut Anklage beim Finanzamt keine Umsatzsteuererklärungen für die beiden Firmen von Familie R. ein.

Der Vater und der jüngere Sohn sind vorbestraft – einschlägig. 2015 sollen sie ähnliche krumme Touren durchgezogen haben. Mit einer Firma, bei der vor Sohnemann Kay die Mama als Geschäftsführerin eingetragen gewesen sein soll. Kay R. damals im Prozess: „Habe Vater viel zu verdanken.“ Deshalb habe er sich als Geschäftsführer ins Handelsregister eintragen lassen.

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Die Angeklagten hüllten sich im Prozess um Steuerhinterziehung in Schweigen

Ein gestandener Münzhändler, dem Vater R. Platinmünzen verkauft haben soll, nun als Zeuge: „Herr R. hatte verschiedene Ideen und Geschäftsmodelle.“ Auch an einen Shoppingkanal habe R. gedacht – „er mietete Räume an“. Wurde dann wohl nichts.

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Der Zeuge über seinen Ex-Geschäftspartner: „Zuverlässigkeit stand nicht auf seiner Agenda.“ Und Ware gegen Bargeld sei das Prinzip von R. gewesen. Woher R. die Platinmünzen bezog, erfuhr der Münzhändler aus Hessen nicht. Ihm gegenüber habe R. beteuert, dass er an Steuern „alles gezahlt“ habe.

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Wo aber ist das viele Geld geblieben? Wurde es verzockt bei Verlustgeschäften? Oder irgendwo gebunkert? Am ersten Prozesstag hüllten sich Vater R., sein Sohn Kay und sein Stiefsohn (41) in Schweigen. Fortsetzung: 7. Juni.