Berliner Vater musste sterben, weil er um seine zwei Kinder kämpfte
Sein Schwager steht unter Mordverdacht. Die Staatsanwaltschaft erhob jetzt Anklage.

Der Fall sorgte in Berlin für Aufsehen. Ein 39-Jähriger, Vater von zwei Kindern, wurde im November 2021 erschossen in seiner Wohnung in der Müllerstraße gefunden. Zwei Männer (32 und 39) stehen unter Verdacht, eine Frau (24) wird der Beihilfe beschuldigt. Jetzt wurde einer von ihnen wegen Mordes angeklagt. Das Motiv: Der Berliner Vater wurde offenbar umgebracht, weil er um das Sorgerecht seiner beiden Söhne kämpfte.
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Opfer und Tatverdächtige sind arabisch-libanesischer Herkunft, einer der Verhafteten ist der Schwager (32) des Erschossenen. Gegen diesen hat die Staatsanwaltschaft jetzt beim Landgericht Berlin Anklage wegen Mordes erhoben. Die Ermittler sind davon überzeugt, dass der erschossene Vater sterben musste, weil er seine Kinder nicht hergeben wollte.
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Die Staatsanwaltschaft erklärt, dass der 32-jährige Hauptangeklagte mit einem Komplizen und dessen Freundin von Bonn nach Berlin gefahren sei, um seinen Schwager wenige Tage vor einem Termin beim Familiengericht in Bonn zu töten. Die Ermittler sehen Heimtücke und niedrige Beweggründe als wichtige Mordmerkmale in diesem Fall gegeben.
Streit um Sorgerecht war der Auslöser
Was war eigentlich passiert? Vor der Tat war ein Streit um das Sorgerecht für die beiden Neffen (2 und 3) des Hauptangeklagten entbrannt. Seine Schwester, die Mutter der Kinder und Lebensgefährtin des später Getöteten, war im Februar 2021 in Berlin plötzlich an einer Herzerkrankung gestorben. Ihre Familie sah dafür die Schuld bei ihrem Partner, dem Vater der Jungen. Obwohl es dafür keine Beweise gab, holte die Familie der verstorbenen Frau die Kinder zu sich nach Bonn und verlangte das Sorgerecht.
Dagegen wehrte sich der Vater. Noch im Februar 2021 erhob er Klage auf Feststellung der Vaterschaft und Umgang mit den Kindern beim Familiengericht in Bonn. „Im Sommer 2021 bestätigten dann zwei DNA-Gutachten seine – bis dahin jedenfalls nicht offiziell feststehende – Vaterschaft“, erklärt die Staatsanwaltschaft. Es sollte zur Verhandlung kommen, die am 10. Dezember 2021 vor dem Bonner Familiengericht stattfinden sollte. Dazu kam es jedoch nicht mehr: Am 23. November wurde der Vater tot in seiner Wohnung in Wedding aufgefunden.
Dem Vater wurde zweimal in den Kopf geschossen
Nach Überzeugung der Ermittler wurde er von seinem Schwager erschossen. Dieser soll dem Opfer erst in die linke Schulter, dann durch ein Kissen zweimal in den Kopf geschossen haben. Sein 39-jähriger Komplize soll ihn in die Wohnung begleitet haben. Gemeinsam nahmen sie dann laut Anklage Geld und eine Tasche mit, in der sich unter anderem Geburtsurkunden der Kinder befanden. Die Staatsanwaltschaft hat deswegen neben dem Mord auch Raub mit Todesfolge angeklagt. Die 24-Jährige Freundin des Komplizen wird der Beihilfe beschuldigt: Sie soll als Fahrerin fungiert haben.
Eine Entscheidung dazu, wer die Vormundschaft für die Kinder bekommt, gibt es bislang nicht, wie ein Sprecher des Amtsgerichts Bonn auf Anfrage sagte. Es sei offen, wann dies erfolge. Die Kinder befinden sich in der Obhut des Jugendamtes, sagte der Sprecher.
Die drei Tatverdächtigen sitzen in Untersuchungshaft. Wann der Prozess vor dem Landgericht Berlin beginnt, ist derzeit noch offen.