„Suche Wohnung“ steht auf dem Zettel an einer Laterne. Kurz vor Beginn des Sommersemesters suchen viele Studenten in Berlin noch händeringend nach einer Wohnung.
„Suche Wohnung“ steht auf dem Zettel an einer Laterne. Kurz vor Beginn des Sommersemesters suchen viele Studenten in Berlin noch händeringend nach einer Wohnung. dpa/Zinken

Die Wohnungsnot in Berlin trifft natürlich die besonders hart, die wenig Geld zur Verfügung haben. Dazu gehören Studenten. Freie Wohnheimplätze sind in Berlin rar, bezahlbare WG-Zimmer kaum zu kriegen. Zum Start des Sommersemesters sind viele Studenten verzweifelt. Ihre Not bringt sie in teils unangenehme Situationen.

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Ein Blick auf die Internetseite von Ebay-Kleinanzeigen bestätigt die prekäre Lage. Vieles ist überteuert und obskur, Vermieter versuchen die Not auszunutzen. 1090 Euro im Monat werden etwa für ein 22 Quadratmeter großes, möbliertes Zimmer in einem Studentenwohnheim in Mitte aufgerufen.

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Die Anzeige „0ne room for rent for 4 Months ...just student girl...“, mit dem ein 15 Quadratmeter kleines Zimmer in Reinickendorf für 600 Euro an die Studentin gebracht werden soll, scheint nicht sonderlich seriös zu sein.

Die Wartezeit auf ein Zimmer im Studentenwohnheim beträgt drei Semester

Zu Beginn des Sommersemesters suchen viele in Berlin noch händeringend nach einer Wohnung. Zum 1. April haben sich mehr als 1700 Studenten auf einen der insgesamt rund 9000 Studentenwohnheimplätze beworben, wie eine Sprecherin des Berliner Studierendenwerks mitteilt.

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Auf einen Platz müssen sie lange warten: Die Wartezeit beträgt mindestens drei Semester. Etwas mehr als 4600 Menschen stehen derzeit auf der Warteliste (Stand 11. April). Auch die Wohnanlagen der Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee, die über knapp 1190 Plätze verfügen, sind nach Angaben einer Sprecherin alle belegt. In Berlin studieren etwa 200.000 Menschen.

Studenten während einer Vorlesung an der Humboldt-Universität. Zum Start des neues Semesters suchen viele noch eine Bleibe in Berlin.
Studenten während einer Vorlesung an der Humboldt-Universität. Zum Start des neues Semesters suchen viele noch eine Bleibe in Berlin. imago/Photothek

„Die Leute sind wirklich unglaublich verzweifelt“, sagt Öffentlichkeitsreferentin Leah Strauß vom Referent_innenrat der Humboldt-Universität, der die Interessen der Studenten vertritt. Weil es zu wenig Wohnraum gebe, müssten viele vorübergehend in Hostels übernachten oder einen Mietpreis von bis zu 80 Prozent ihres monatlichen Einkommens in Kauf nehmen.

„Ich kenne junge Frauen, die mit extrem unangenehmen älteren Männern zusammenleben müssen“

Bachelorstudent Hannes Ruland weiß, wie schwierig es ist, eine Wohnung zu finden. Der 24-Jährige wohnt seit zweieinhalb Jahren in Berlin und hat in der Zeit bereits in drei verschiedenen Wohnungen gewohnt. Im Juli muss er erneut umziehen, weil dann seine aktuelle Untermiete in Berlin-Mitte endet. „Es ist ein ziemlicher Stress“, sagt der Sozialwissenschaftsstudent der Humboldt-Universität. Die Suche ist besonders schwierig, weil viele Vermieter keine Studenten akzeptierten.

Hinzu kommen die hohen Preise. Ein Zimmer kostet im Sommersemester 2023 im Schnitt 640 Euro, wie das Moses-Mendelssohn-Institut (MMI) in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-gesucht.de vor wenigen Wochen in einer Studie veröffentlichte. Das sind 140 Euro (plus 28 Prozent) mehr als noch vor zwölf Monaten. Berlin ist damit die zweitteuerste Stadt nach München.

Strauß zufolge geraten viele Studenten dadurch in prekäre Situationen. „Ich kenne junge Frauen, die mit extrem unangenehmen älteren Männern zusammenleben müssen, einfach weil sie nicht anders eine Wohnung finden.“ Am schwersten haben es ausländische Studenten, deren Not von Vermietern durch überteuerte Angebote ausgenutzt werde.

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Strauß fordert unter anderem eine Erhöhung der Bafög-Wohnkostenpauschale, die derzeit bei 360 Euro liegt, und mehr bezahlbaren Wohnraum. Um Abhilfe zu schaffen, sollen den Angaben der Senatsverwaltung für Wissenschaft nach bis 2026 rund 4560 studentische Wohnheimplätze gebaut werden.