Steigt Preis um 5 Prozent? Berliner sollen mehr Wasser sparen!
Große Trockenheit, wenig Regen: Das kostbare Nass wird aufgrund des Klimawandels knapp. Das Sinken der Ressourcen bereitet den Wasserbetrieben immer mehr Sorgen.

Große Trockenheit, zu wenig Regen: Der Klimawandel sorgt auch in Berlin dafür, dass Wasser ein kostbares und vor allem ein immer knapper werdendes Gut geworden ist. Die Pegel der Seen, der Flüsse und im Untergrund sinken seit Jahren. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) schlagen Alarm. Die Berliner sollen jetzt noch mehr Wasser sparen als bisher. Wird es am Ende sogar teurer? Von einer Erhöhung von fünf Prozent ist die Rede.
BWB-Chef Christoph Donner erklärt die aktuelle Situation. „Mit der Ausnahme von 2021 haben wir es seit 2018 mit einer Dürresituation zu tun“, sagt er. Wie knapp das Wasser aufgrund des Klimawandels wird, sehe man deutlich an den Grundwasserständen in den Einzugsgebieten der neun Wasserwerke. Die Pegel seien vor allem im Nordosten und Südosten Berlins deutlich gesunken – in manchen Bereichen um teils mehr als 75 Zentimeter im Vergleich zum langjährigen Mittel.
Das Absinken des Grundwassers ist ein Alarmsignal. Denn der natürliche Wasserspeicher im Untergrund ermöglicht es den Wasserbetrieben, einige trockene Jahre zu überbrücken. Aber mittelfristig müssen nun die Vorräte wieder aufgefüllt werden. Normalerweise geschieht das vor allem mit Regen. Doch da dieser in der Vergangenheit immer weniger fiel, hilft nur noch eins – Wasser sparen!
Das täten zwar die Berliner schon. Laut den Wasserbetrieben sei bereits im vergangenen Jahr der Trinkwasserverbrauch in der Stadt mit insgesamt rund 215,5 Millionen Kubikmetern im Vergleich zum Vorjahr fast konstant geblieben. Trotz der extremen Hitze im Sommer 2022 sei sogar der Pro-Kopf-Verbrauch von 118 auf 113 Liter gesunken. „Aber von einer Entlastung unserer Ressourcen sind wir weit entfernt“, sagt Wasserbetriebe-Chef Donner. Verbraucher müssten daher weiter und vor allem mehr Wasser einsparen.

Beim Wassersparen sind die Berliner nicht immer konsequent
Denn beim Einsparen waren die Berliner nicht das ganze Jahr über konsequent. Das zeigte sich vor allem in den Sommermonaten 2022. Da verbrauchten die Kunden sogar mehr Wasser als im Vergleichsvorjahreszeitraum. Nicht etwa beim Duschen, sondern beim Rasensprengen, allerdings nicht mehr am Tage.
Denn an den Hitzetagen im vergangenem Sommer wurden in den Wasserwerken zum ersten Mal „Mitternachtsspitzen“ in den internen Aufzeichnungen registriert, also ein Anstieg der Wassernutzung in der Nacht. Dies führen die Wasserbetriebe auf vermehrte automatisierte Gartenbewässerung zurück.

Wie teuer wird das Wasser in Berlin?
Wird der Wasserpreis in Berlin nun teurer? Momentan liegt der Brutto-Preis bei 1,81 Euro pro Kubikmeter. Seit 2021 ist die Gebühr festgeschrieben. Die Vereinbarung mit dem Senat gilt bis zum Ende der Tarifperiode 2022/2023. Frühestens 2024 könnte die Gebühr, nach erneuter Aushandlung mit dem Senat, angepasst und möglicherweise erhöht werden.
Laut B.Z. sollen die Gebühren dann für das Trinkwasser um fünf Prozent, für Abwasser um 2,9 Prozent steigen. Die Höhe steht allerdings noch nicht fest, sagte eine Sprecherin der Berliner Wasserbetriebe (BWB) am Donnerstag. Die Zahlen stammen aus dem Geschäftsbericht, den das landeseigene Unternehmen am Mittwoch vorgestellt hatte. Das seien jedoch lediglich „grobe Einschätzungen, mit denen wir für die Zukunft planen“, sagte die Sprecherin. Entscheiden müsse der Aufsichtsrat.
Wasser sparen: Die Stadt verschwendet das kostbare Nass
Während die Berliner versuchen, Wasser zu sparen, ist es die Stadt selbst, die Wasser „verschwendet“. Denn auf etwa einem Drittel der Stadtfläche ist der Boden mit Asphalt oder Beton versiegelt – Straßen, Gehwege, Parkplätze. Auch ungenutzte Areale sind mit Beton dicht gemacht, durch das kein sauberes Regenwasser, wenn es denn mal regnet, als wichtige Grundwasserressource ins Erdreich versickern kann. Dieses kostbare Nass geht somit der Nutzung verloren.

Man könnte das Verschwendungsproblem lösen. Die Wasserbetriebe hätten Flächen von insgesamt rund 100 Hektar identifiziert, die potenziell entsiegelt werden könnten.
Zudem versuche das Unternehmen herauszufinden, wer als Hauseigentümer Regen unerlaubterweise in die Schmutzwasser-Kanalisation leite, anstatt dafür zu sorgen, dass das Wasser versickern kann. „Wir betrachten Regen nicht als Entsorgungsproblem, sondern als wichtige Ressource“, sagt Wasserbetriebe-Chef Donner.
Um mehr Wasserressourcen zu gewinnen, müsse auch der Abwasserkreislauf stärker in den Blick genommen werden. Die Berliner Wasserbetriebe haben im vergangenen Jahr rund 100 Millionen Euro in die Reinigungsqualität der eigenen Kläranlagen investiert.
Doch das gereinigte Abwasser müsse auch besser genutzt werden, sagt Donner. „Im Moment kennt es nur einen Weg: Über Spree, Havel, Elbe in die Nordsee.“ Mit Abwasser könnten etwa Grünflächen bewässert oder eines Tages sogar die Trinkwasserversorgung unterstützt werden.