In Corona-Zeiten haben Singles es besonders schwer und suchen nach der großen Liebe.
In Corona-Zeiten haben Singles es besonders schwer und suchen nach der großen Liebe. Foto: Imago / Kirchherr

Ob Bars, Clubs oder Geburtstagsfeiern von Freunden – im Lockdown light fallen Orte weg, an denen Singles schnell neue Menschen treffen können. Gut 17,6 Millionen Singles leben momentan in Deutschland, das zeigen neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Doch einsam müssten sich Singles in der Corona-Zeit nicht fühlen, geht es nach Partnervermittlerin Martina Eisenbraun: „Viele Singles haben ein gutes soziales Netz.“ Viele Kunden würden erzählen, dass sie in dieser Zeit der Pandemie viel mehr telefonieren und sich mit Freunden und Familie austauschen. „Es ist nicht die Einsamkeit, die Singles zu mir bringt. Es ist die Sehnsucht nach einem Partner.“

Eisenbraun arbeitet seit gut 30 Jahren als Partnervermittlerin in Berlin. Über 1000 Hochzeitspaare habe sie bereits zusammen geführt. Ihre jüngste Klientin ist 29 Jahre alt, die älteste 84. Sie vermittelt ganz klassisch: mit intensiven Gesprächen und Fragebogen.

In ihrer Partnervermittlung „Partner for you“ bringt Martina Eisenbraun Singles in Berlin zusammen.
In ihrer Partnervermittlung „Partner for you“ bringt Martina Eisenbraun Singles in Berlin zusammen. Foto: Markus Wächter

Was hält Eisenbraun vom Online-Dating? „Ich finde es gut, dass es Online-Plattformen gibt. Man kann viele Menschen kennenlernen, gerade auch in Zeiten von Corona“, sagt sie. Doch Online-Dating sei oft frustrierend für Singles, denn: „Viele wollen Spaß haben und sind nicht auf der Suche nach der Lieber und einer ernsthaften Partnerschaft.“ Singles, die zu ihr in die Partnervermittlung kommen, hätten dagegen dieses eine Ziel vor Augen: einen Partner fürs Leben zu finden.

Der Stellenwert der Partnerschaft hat sich erhöht

Die Auswirkungen von Corona spürt Eisenbraun deutlich. Die Nachfrage sei in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Außerdem verändere die Pandemie die Menschen: Partnerschaft habe durch Corona einen viel höheren Stellenwert bekommen, sagt sie. Der Wunsch nach Nähe und Stabilität habe sich enorm verstärkt. Sie wisse aus Gesprächen mit Klienten, dass es für viele wichtig sei, gerade in einem Lockdown jemanden um sich zu haben.

Corona habe zudem dazu geführt, dass viele Menschen zur Ruhe gekommen seien und über ihr Leben nachdenken würden. „Ich merke deutlich, dass sich die Schwerpunkte durch die Pandemie verändert haben. Viele legen etwa viel mehr Wert auf Fürsorglichkeit als auf die steile Karriere. Geld scheint durch die Pandemie unwichtiger geworden zu sein.“

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Singles müssen zudem in der Pandemie kreativ werden. Dates im Restaurant, im Museum oder im Kino fallen momentan weg. Die Partnervermittlerin rät Singles deshalb, sich auch in der Pandemie persönlich zu treffen und nicht nur zu telefonieren oder zu schreiben. „Es ist immer etwas anderes, ob man mit jemanden schreibt oder ihn dann wirklich persönlich trifft und das Gegenüber richtig anschauen kann: die Mimik, die Augen. Ein persönlicher Kontakt ist sehr wichtig“, erklärt sie. Am besten könne man sich draußen bei einem Spaziergang mit Abstand treffen. „Man kann einen Sekt mitnehmen, einen Coffee to go, vielleicht ein paar Snacks. Das macht schon viel aus“, sagt Eisenbraun.

Am Ende muss die Chemie stimmen

Aber wozu braucht es – abseits von Corona – heutzutage noch die klassische Partnervermittlung ? „Viele sind überfordert bei Dating-Apps und Online-Plattformen, weil sie nicht wissen, wer es wirklich ernst meint oder wer zu einem passt“, sagt Eisenbraun. Eine Partnervermittlung übernimmt diese Aufgabe mit einer ersten Auswahl. Nach intensiven Gesprächen und einem achtseitigen Fragebogen kann Eisenbraun ihre Klienten einschätzen: Was sind die Lebensziele? Gibt es einen Kinderwunsch? Lebt der oder die Suchende traditionelle Werte? Wie ist die Persönlichkeit? Was ist der Familienhintergrund? Man dürfe diese Punkte nicht unterschätzen.

Sie merke in den ersten Gesprächen, ob es potenzielle Partner für die jeweilige Person gibt. Je mehr Punkte übereinstimmen, desto besser passten die Suchenden zusammen. „Die Persönlichkeiten müssen einfach harmonieren. Wenn der eine einen Kinderwunsch hat und der andere nicht, ist das ein Problem. Daraus kann keine langjährige Partnerschaft entstehen“, sagt Eisenbraun. Am Ende müsse aber immer die Chemie stimmen. Daran führe kein Weg vorbei.

Deshalb gibt die Partnervermittlerin zu: Sobald Bars, Restaurants und Vereine wieder ihre Türen öffnen, seien dies die besten Orte, um neue Menschen kennenzulernen und vielleicht auch den potenziellen Partner. Auch sie selbst hat ihren Ehemann da draußen kennengelernt – im Sportstudio.