Ältester Kunde war 92

Diese Berliner Prostituierte sorgt für vergnügliche Stunden im Altenheim

Stephanie Klee (61) arbeitet als Sexualassistentin in vielen Berliner Pflegeeinrichtungen. Zu ihrem Job gehört auch Sex mit Senioren.

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Stephanie Klee verschafft Senioren in Berlin ihre letzten sexuellen Erfahrungen.
Stephanie Klee verschafft Senioren in Berlin ihre letzten sexuellen Erfahrungen.Horst Galuschka/imago

Wer in einem Pflege- oder Altenheim lebt, hört nicht automatisch auf, sexuelle Bedürfnisse zu haben! Das weiß auch Stephanie Klee, die als Sexualassistentin in solchen Einrichtungen ihr Geld verdient.

Auch im Alter ist Sex noch gefragt

Im Bild-Interview berichtet Stephanie Klee von ihrem Job als Sexualassistentin. Die 61-Jährige arbeitet schon seit vielen Jahren als Prostituierte. Mit zunehmendem Alter wurden auch ihre Kunden aus dem Bordell älter: Einige zogen in Altenheime oder ähnliche Einrichtungen. So fing Klee damit an, auch dort ihre Dienstleistung anzubieten, die im Prinzip die gleiche ist wie bei einer Sexarbeiterin. Nur besucht sie als eine von wenigen Sexualassistentinnen Krankenhäuser, Hospize und Pflege- oder Altenheime.

Ihre jüngsten Kunden in den Pflegeheimen seien um die 30 Jahre alt – ihr ältester Klient hingegen war 92 und wurde von Klee „bis in den Tod“ begleitet. „Wir müssen uns davon verabschieden, dass Menschen, die in Alten- oder Pflegeheime gehen, keine Sexualität mehr haben. Es ist hinreichend bewiesen, dass es nicht so ist“, erklärt die Sex-Expertin.

Doch wie läuft das genau mit den Aufträgen? Klee habe „wenige Stammkunden“, die sie dann auch eigenständig anfragen. Doch in den meisten Fällen handle es sich um Neukunden, der Kontakt werde dann direkt über das Pflegeheim hergestellt. Die meisten Klienten besuche die Sexualassistentin aber maximal dreimal, denn: „In dem Alter geht es auf den Tod zu, da will man bestimmte Dinge noch mal erleben. Man will noch mal ins Brauhaus gehen, den Dom besuchen, eine Schiffsfahrt machen – und so will man auch noch einmal Sexualität erleben.“

Pflegepersonal hat einem Senioren ihre Dienste spendiert

Doch welche Dienstleistungen bietet Klee an? Und welche sind besonders beliebt? Von „sich nackt berühren“ über Massagen bis hin zum Geschlechtsverkehr sei alles dabei. Bei den älteren Kunden wünschen sich das noch etwa zwei Drittel.

Und was kostet der Spaß? Für den ersten Besuch berechnet die 61-Jährige 250 Euro pro Stunde. Danach würde sie entsprechend reduzieren, abhängig davon, was gewollt wird. Meistens zahlen die Kunden das Honorar selbst, manchmal auch Angehörige. Außerdem erzählt Klee diese Anekdote: „In einem Fall hat das Personal des Seniorenzentrums zusammengeworfen und dem Herrn das zum Geburtstag geschenkt.“

Stephanie Klees Dienstleistung wurde einmal vom Pflegepersonal eines Senioren gezahlt.
Stephanie Klees Dienstleistung wurde einmal vom Pflegepersonal eines Senioren gezahlt.Horst Galuschka/imago

So wichtig sind Sexualassistenten

Doch nicht jede Pflegeeinrichtung sei aufgeschlossen für das wichtige Thema „Sex im Alter“, sagt zumindest Klee. Laut der Prostituierten gibt es Fälle von Demenzkranken, die bestimmte Schamgefühle nicht mehr haben und dann Pflegerinnen oder andere Heimbewohner sexuell bedrängen.

Dabei müsste es gar nicht erst so weit kommen: „Die ersten Signale werden oft übersehen und dann kommt es einfach zu Auffälligkeiten und Übergriffen – und erst dann fällt den Einrichtungen ein, dass es mich, beziehungsweise Sexualassistenz, noch gibt.“

Klee setzt sich für die Rechte von Prostituierten ein

Übrigens: Die Berlinerin ist eine diplomierte Sozialarbeiterin und Verwaltungswirtin – und setzt sich neben ihrer Haupttätigkeit als Sexualassistentin für die Rechte von Prostituierten ein. Klee war an verschiedensten Aktionen zum Thema Prostitution beteiligt, wie zum Beispiel zum Internationalen Hurentag und vielen Demonstrationen. 

2001 klagte Klee erfolgreich ihren Lohn ein und erreichte so, dass ein Vertrag zwischen Prostituierten und ihrer Kundschaft nicht mehr als sittenwidrig gilt. Ihr Fall war einer von vielen, die im Prostitutionsgesetz berücksichtigt wurden: Seit 2002 haben Sexarbeiter gegenüber ihrer Kundschaft einen einklagbaren Anspruch auf ihren Lohn.

2002 war die 61-Jährige außerdem an der Gründung des Bundesverbandes Sexuelle Dienstleistungen e. V. beteiligt, dem ersten Interessenverband von Bordellbetreibern und Sexarbeitern in Deutschland. Sie vertritt den Verband als Vorstandsmitglied und Sprecherin.