Praxisschwund droht
Kassenärzte warnen vor Praxissterben – Berliner Patienten in Sorge
Arzttermine sind schwer zu bekommen. Eigentlich bräuchte es mehr Arztpraxen in der Hauptstadt, stattdessen drohen es immer weniger zu werden.

Wohl jeder Berliner kennt das Problem: Der Termin beim Hausarzt – geschweige denn beim Hautarzt – ist immer schwieriger zu ergattern. Sprechstundenhilfen sind gezwungen, einen abzuwimmeln. Gerade neue Patienten verzweifeln bei der Suche nach einer Fachhilfe. Für einen Arzttermin von Neukölln nach Reinickendorf zu fahren, ist die neue Realität. Und die Lage wird sich wohl weiter zuspitzen: Denn unsere Ärzte sind zu alt, Nachfolger sind rar gesät.
Über die Hälfte der niedergelassenen Ärzte in Berlin ist älter als 55 Jahre
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) ist besorgt: Mehr als die Hälfte aller ambulant tätigen Ärzte und Psychotherapeuten (niedergelassen und angestellt) in Berlin ist 55 Jahre alt und älter. Der Anteil an über 60-Jährigen ist vor allem bei den Hausärzten (36 Prozent) und bei den Psychotherapeuten (42 Prozent) besonders hoch. Die Lage ist sogar noch dramatischer, wenn man sich lediglich die Niedergelassenen anschaut: Aktuell sind 61 Prozent aller Praxisinhaber 55 Jahre alt und älter.
In den kommenden Jahren werden sich somit viele Berliner Ärzte in den Ruhestand verabschieden. Und bei der Nachfolge besteht ein Problem: Es werde es zunehmend schwieriger, Nachfolger für eine Praxisübernahme zu finden, ergab eine Umfrage unter dem medizinischen Fachpersonal in Berlin. Der Personalmangel hat sich zu einem Riesen-Problem entwickelt:
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„Leider schreitet in Berlin auch der Ärztemangel ungebremst voran. Das Interesse an der Niederlassung sinkt. Praxen bleiben ohne Nachfolge, wovon besonders die hausärztliche Versorgung betroffen ist. Wir gehen davon aus, dass sich die Lage in den nächsten Jahren weiter verschärfen wird“, erklärt der Vorstand der KV Berlin.
Immer mehr Ärzte wollen in Teilzeit arbeiten
Parallel zum Ärztemangel steigt das Interesse an Teilzeitbeschäftigungen deutlich an: Der Anteil der Ärzte und Psychotherapeuten, die mit einem halben Versorgungsauftrag tätig sind, sei von 23 Prozent im Jahr 2019 auf 31 Prozent im Jahr 2023 gestiegen – das ist ein Anstieg um acht Prozent. Die vollen Versorgungsaufträge haben in dieser Zeit hingegen um ganze sieben Prozent abgenommen.
„Das ist ein weiteres Problem, mit dem wir uns auseinandersetzen: Durch mehr Teilzeit nimmt der Teilnahmeumfang an der Versorgung ab“, berichtet die KV weiter.

Schwere Folgen für die Berliner Patienten
Den drohenden Praxisschwund und den steigenden Wunsch der Ärzte nach einer Teilzeitbeschäftigung werden die Patienten in Berlin unweigerlich zu spüren bekommen: „Wenn immer weniger Arztzeit zur Verfügung steht, liegen die Folgen auf der Hand: weniger Behandlungszeit und längere Wartezeiten für die Patienten“, warnt die KV. „Hinzu kommt, dass aufgrund der alternden Gesellschaft und mehr multimorbiden Patienten der Bedarf an ärztlichen Leistungen stark zunehmen wird.“ Eine altersgerechte ärztliche Versorgung und Pflege unter diesen Umständen sei daher fraglich.
Noch längere Wartezeiten und weniger Behandlungszeit – wie könnte die Hauptstadt dieses Schlamassel noch abwenden? „Die Politik darf die Augen nicht länger davor verschließen, dass die Rahmenbedingungen in der ambulanten Versorgung dringend verbessert werden müssen, um die vorhandenen Strukturen zu festigen und mindestens den Status quo aufrechtzuerhalten“, fordert die KV abschließend.