Schatz, ich sterbe ... Ein Mann leidet schrecklich unter „Männerpest“, bei Frauen als Schnupfen bekannt. (Symbolfoto).
Schatz, ich sterbe ... Ein Mann leidet schrecklich unter „Männerpest“, bei Frauen als Schnupfen bekannt. (Symbolfoto). imago/Panthermedia

Frauen rollen über ihren Herzens-Hypochonder mit den Augen, wenn er sich zum Sterben an der Männerpest (medizinisch: Schnupfen) zurückzieht. Abgesehen von übertriebenem Leiden an der Triefnase: Frauen und Männer werden über alle Altersgruppen hinweg häufig aus unterschiedlichen Gründen krankgeschrieben. Das zeigt eine Patientendaten-Analyse der Krankenkassen Barmer anlässlich des „Welt-Männer-Tags“ am Donnerstag.

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Besonders erschreckend ist der Unterschied zwischen Frauen und Männern bei der Diagnose „Verhaltensstörungen durch Alkohol“: Hier gab es 2021 in Berlin drei Mal so viele Krankschreibungsfälle bei Männern als bei Frauen. Im Durchschnitt kamen auf jeweils hundert Versicherte bei den Männern 16,3 Tage Ausfall, bei den Frauen 5,7. 

Pro Kopf sind das im Schnitt nur 0,163 beziehungsweise 0,057 Tage. Die Werte sind bei anderen Diagnosen erheblich höher, und auch hier gibt es deutliche Unterschiede. „Männer sind besonders anfällig für Verletzungen und Kreislauferkrankungen, weisen hier bis zu doppelt so viele Fehltage auf wie Frauen“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.  

Junge Männer in Berlin fallen wegen Verletzungen lange aus

Gerade bei jungen männlichen Beschäftigten, in der Regel Azubis, sind Verletzungen ein zentraler Grund für hohe Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Allein in Berlin war 2021 in der Altersgruppe der 14- bis 19-Jährigen jeder männliche Beschäftigte im Durchschnitt 3,5 Tage wegen einer Verletzung krankgeschrieben. Bei den jungen Frauen waren es nur 1,6 Tage.

„Die Berufstätigkeit erklärt diesen Unterschied nur zum Teil“, vermeldet die Krankenkasse. Selbst, wenn Frauen und Männer die gleichen Berufe ausüben würden – ein Job auf dem Bau ist unfallträchtiger als bei Tätigkeiten im Büro –  lägen ihre Fehlzeiten wegen Verletzungen immer noch ein Drittel unter denen der Männer. „Wenn der Volksmund vom jugendlichen Leichtsinn spricht, dann steckt darin ein Fünkchen Wahrheit“, sagt Barmer-Geschäftsführerin Leyh. „Wir führen die hohe Zahl von Verletzungen auf die Fahrlässigkeit junger Männer zurück.“

Unfallstatistik der Polizei belegt: Junge Berliner sind fahrlässiger als junge  Berlinerinnen

Das deckt sich mit der Unfallstatistik der Berliner Polizei. Die Zahl der Verkehrsunfälle, die 2020 von jungen Männern herbeigeführt wurden, war bei praktisch nahezu allen Unfallursachen höher als die der von jungen Frauen verursachten. Junge Männer fuhren zu schnell (292 Fälle, 68 bei den Frauen) oder zu dicht auf (3202/1157). Und sie verursachten deutlich öfter Unfälle, weil sie angetrunken unterwegs sind (110/20), sei es im Auto, mit dem Motorrad, auf dem Fahrrad oder zu Fuß.

In der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen sind demnach bei Männern Rückenschmerzen die häufigste Ursache für eine Krankschreibung. Sie machten in Berlin im vergangenen Jahr durchschnittlich 0,8 Fehltage je männlichem Beschäftigten aus. Zu Vergleich: Bei den Frauen in dieser Altersgruppe gibt es zwar ebenfalls 0,8 Fehltage wegen Rückenschmerzen, mehr waren es aber bei  Atemwegsinfektionen, depressiven Episoden und Reaktionen auf schwere Belastungen.

Ältere berufstätige Männer fallen länger wegen Kreislauferkrankungen aus als Frauen

Mit zunehmendem Alter gewinnen Kreislauferkrankungen an Bedeutung. Sie führten bei Berliner Männern in der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen mit durchschnittlich 2,3 Tagen je Versicherten zu mehr als doppelt so vielen Fehltagen wie bei Frauen mit 1,1 Tagen.

„Das Risiko für Kreislauferkrankungen wie zum Beispiel einem Herzinfarkt hängt maßgeblich mit dem Lebensstil in jüngeren Jahren zusammen. Ausgewogene Ernährung, viel Bewegung und Verzicht auf Alkohol und Zigaretten sind – für Männer und für Frauen – deshalb gute Voraussetzungen, gesund alt zu werden“, sagt Leyh. Laut Statistischem Bundesamt sind Herzkreislauferkrankungen geschlechts- und altersübergreifend die Krankheitsarten mit den meisten Todesfällen.

Die Wahrheit über den Schnupfen bei Männlein und Weiblein

Im Übrigen muss laut der Statistik das Thema Schnupfen ein wenig relativiert werden: In den Jahren von 2014 bis 2021 wurden Berlinerinnen wegen „Akuter Rhinopharyngitis“ durchgehend häufiger krankgeschrieben als Berliner ...