Künstlerin startet Online-Portal für Klinik-Krebsstationen

Damit die kranken Kinder wieder Mut bekommen

Una Gonschorr will mehr Abwechslung und Freude in den tristen Krankenhausalltag bringen und betroffene Familien während der Kontaktbeschränkungen aus der Einsamkeit und Isolation herausholen. 

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Una Gonschorr hat online ein Programm für Kinder in Kliniken und Hospizen entwickelt, um sie von ihrem Leiden abzulenken und aus der Einsamkeit herauszuholen 
Una Gonschorr hat online ein Programm für Kinder in Kliniken und Hospizen entwickelt, um sie von ihrem Leiden abzulenken und aus der Einsamkeit herauszuholen Sabine Gudath
Una Gonschorr führte mit ihrem Ensemble unter anderem das Musical „Aponi “ in verschiedenen Berliner Kinderkliniken auf.
Una Gonschorr führte mit ihrem Ensemble unter anderem das Musical „Aponi “ in verschiedenen Berliner Kinderkliniken auf.

Schwer kranke Kinder haben es in Corona-Zeiten noch schwerer. Da sie nur eingeschränkt Besuch bekommen dürfen, sind sie noch isolierter von der Außenwelt. Die freiberufliche Künstlerin Una Gonschorr aus Charlottenburg will ihnen den Alltag auf den Berliner Kinderonkologien und Hospizen etwas erleichtern und hat deshalb ein interaktives Online-Portal (www.namunetwork.org) mit Videos und Live-Chats entworfen, das ihnen Abwechslung und Wissen vermitteln soll, aber auch einen Kontakt zur Außenwelt ermöglicht.

„Es ist enorm wichtig, dass die Kinder weiterhin Kontakt haben und sich austauschen können“, sagt Una Gonschorr. Eigentlich ist sie mit ihrem Verein „Namu Art for Life Network e.V.“ bereits seit 15 Jahren einmal wöchentlich auf Kinderkrebsstationen und in Kinderhospizen zu Gast und führt dort mit ihrem Team selbst geschriebene und komponierte Musicals auf. Doch da das während der Pandemie nicht mehr möglich ist, hat sie ein Konzept entworfen, das ausschließlich online funktioniert. 

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In einem Baumhaus mit mehreren Unterhäusern, das eine Illustratorin nach der Handlung von Una Gonschorrs Musicals „Aponi's Verwandlung“ entworfen hat, verbirgt sich hinter acht Türen ein vielseitiges Programm. In einem Haus können sich die Kinder in einem Live-Chat verabreden und miteinander kommunizieren.

In einem anderen können sie Beatboxen, eine Kunst mit dem Mund Instrumente zu imitieren, lernen. Dort gibt es noch mehrere spannende Tiere und Gegenstände zu entdecken, die bei Kontakt Töne von sich geben.

Im nächsten Haus gibt es ein Video über Entspannungsmethoden und ein Video in dem der Verlust von Haaren während einer Chemotherapie sehr behutsam und spielerisch thematisiert wird. Hinter weiteren Türen finden Kinder Bau- und Bastelanleitungen, die auch am Krankenbett einfach umzusetzen sind, ein Bilderbuch zum Ausmalen sowie ein Kino, in dem sie sich Filme anschauen können. 

Una Gonschorr weiß nicht nur aus den vielen Begegnungen mit krebskranken Kindern, sondern aus eigener Erfahrung, wie dankbar man über ein wenig Abwechslung ist, wenn man wegen eines Schicksalsschlag mitten aus dem Leben gerissen wurde. 2015 setzte ihr Herz kurzzeitig aus und sie bekam einen Herzschrittmacher eingesetzt.

Aktuell hat sie nun fünf Jahre später mit ihrer Brustkrebs-Diagnose zu kämpfen und nach 24 Chemotherapien noch eine sechswöchige tägliche Bestrahlung vor sich. „Es ist so wichtig und entscheidend für den Heilungsprozess, dass die Gedanken trotz all dem Leid positiv bleiben“, sagt sie.

 Anfang vergangenen Jahres verlor der Verein von Una Gonschorr auch noch seine Räumlichkeiten in Kreuzberg (der KURIER berichtete) und erschwert seitdem ihre ehrenamtliche Arbeit, da sie darauf angewiesen sind, um dort die Kulissen, Kostüme und Requisiten unterzubringen und auch für die Aufführungen zu proben. Bis heute haben sie keinen neuen gefunden und ist über Unterstützung bei der Suche dankbar.

Ihre persönlichen Sorgen hindern Una Gonschorr aber nicht daran, anderen Menschen in Not zu helfen. Mit dem Inhalt ihrer selbst entworfenen Homepage, die ab 1. Februar erreichbar ist und  von der Aktion Mensch und der Stiftung Berliner Sparkasse gefördert wurde, wolle sie die Kinder auch aufbauen und ihnen Mut machen, die Hoffnung trotz widriger Umstände nicht zu verlieren.

Sie habe während ihrer lebensbedrohlichen Erkrankung versucht, stets optimistisch und fröhlich zu bleiben und wolle ihre positiven Erfahrungen an die Kinder weitergeben.  „Ich freue mich, wenn ich ihnen etwas von meiner Lebensfreude abgeben kann“, sagt Una Gonschorr.