La-Tazza-Chefin Delia Lemke vor ihrem Café. Sie ärgert sich, dass die Ordnungshüter ihr und anderen Gastronomen das Leben noch zusätzlich schwer machen.
La-Tazza-Chefin Delia Lemke vor ihrem Café. Sie ärgert sich, dass die Ordnungshüter ihr und anderen Gastronomen das Leben noch zusätzlich schwer machen. Foto: Volkmar Otto

Delia Lemke (47) ist verärgert. Sie betreibt das Café La Tazza in der Hufelandstraße in Prenzlauer Berg. Wie viele andere Gastronomen in Berlin hat sie es in der Corona-Krise besonders schwer, ihr Lebenswerk unter den hohen Hygieneauflagen und Abstandsregelungen weiterzuführen. Nun macht ihr die Ordnungsbehörde auch noch zusätzlichen Stress. „Auslöser waren zwei Tische, die ich zusätzlich auf dem Gehweg aufgestellt hatte, weil auf meiner Terrasse nicht mehr genügend Platz war“, sagt sie.

Doch genau daran schienen sich die Ordnungshüter zu stören. Dabei hätten die beiden Tische ja gerade deshalb nicht mehr auf die Terrasse gepasst, weil sie die Mindestabstände eingehalten habe. „Ich war gerade drinnen, als zwei Mitarbeiter in Begleitung von zwei Polizisten in mein Café kamen“, erinnert sich die Chefin. Es sei ein eigenartiger Moment gewesen, sie habe sich doch gar nichts zuschulden kommen lassen.

„Die Beamten haben mich darauf hingewiesen, dass die Tische dort nicht stehen dürfen, und mich aufgefordert, sie wieder reinzustellen. Ansonsten müsste ich mit einer Geldstrafe im dreistelligen Bereich rechnen“, sagt Lemke. Sie könne nicht verstehen, warum die Ordnungsbehörden gerade in diesen Zeiten nicht mehr Kulanz walten ließen. „Sie haben mir gesagt, dass sie nichts machen können, und sich an die Vorgaben des Senats halten müssen, aber offenbar sind sie falsch informiert“, so die Café-Betreiberin. Schließlich habe Berlins Bürgermeister Michael Müller erst im Mai nach einer Senatssitzung erklärt, dass die Gastronomen den Sicherheitsabstand besser einhalten könnten, wenn sie Tische und Stühle auch auf Gehwegen und Straßen aufstellten. Sie sei der Meinung gewesen, dass er sich auch dafür einsetzen wolle, und nun mache ihr ausgerechnet der Bezirk das Leben so schwer.

Nur wenige Tage nach dem Kontrollbesuch in ihrem Café habe sie aus ihrer Nachbarschaft gehört, dass auch andere Gastronomen Schwierigkeiten mit den Behördenmitarbeitern bekommen hätten. Hintergrund: Gerade erst berichtete der KURIER auch über einen Backshop-Betreiber aus Steglitz, der bei einer Kontrolle durch das Ordnungsamt Steglitz-Zehlendorf aufgefordert wurde, seine Bank vor dem Laden, die er dort nach eigenen Angaben „seit fünf Jahren für Menschen mit einer Schwerbehinderung“ stehen hat, wieder abzubauen.

Warum wird in diesen Zeiten kein Auge zugedrückt? Der KURIER hakte beim zuständigen Bezirksamt Pankow nach: „Wir gehen schon mit großer Zurückhaltung bei unseren Kontrollen vor, haben aber auch Vorgaben vom Straßenbaulastträger“, teilte Pankows Bezirkstadtrat Daniel Krüger (AfD) mit. In diesem Fall hätten die beiden Tische auf dem Gehwegunterstreifen nahe der Parkplätze gestanden und hätten zu einem Sicherheitsproblem beim Ein- und Ausparken werden könnten.

Delia Lemke ärgere sich am meisten darüber, dass die Beamten sich nur an den zwei Tischen gestört hätten, aber gar nicht überprüft hätten, ob sie die Hygiene- und Abstandsregeln in ihrem Café einhalte. Sie sagt: „Das hätte ich bei einer Kontrolle eigentlich erwartet. Für mich war das nur ein Schikane-Akt, der gar nicht sein musste.“