Berliner Bezirksamt will Eidechsen für Friedhof töten lassen
Die Art ist besonders streng geschützt. Das Zerstören ihres Lebensraumes ist gestzlich untersagt. Doch das scheint in Berlin niemanden zu interessieren.

Sie werden 24 Zentimeter groß, gelten als die kleinsten Verwandten der Krokodile. Die Rede ist von den Zauneidechsen. Nicht nur ihre Art ist streng geschützt. Es ist auch per Gesetz verboten, den Lebensraum dieser Tiere zu zerstören. Doch in Berlin setzt man sich nun darüber hinweg. Das Bezirksamt Spandau will nun diese Tiere für den Erweiterungsbau des Friedhofes Gatow töten lassen.
Die Berliner Naturschutz-Organisationen schlagen deshalb Alarm. „Es ist unfassbar, dass ökologisch wertvolle Friedhofsflächen in zentral gelegenen Gebieten Berlins bebaut werden, da diese angeblich nicht mehr für Bestattungen benötigt werden. Gleichzeitig werden am äußersten Stadtrand streng geschützte Tiere getötet, um Flächen für Begräbnisse zu schaffen. Das ist absurd!“, sagt Dirk Schäuble, Stadtnatur- und Artenschutzreferent des Umweltverbands BUND Berlin.
Was ist passiert? Der Landschaftsfriedhof Gatow, ihn gibt es seit 40 Jahren, gehört zu den wenigen muslimischen Grabstätten in der Stadt. 14 Hektar ist er groß. Auf einem Teil können dort Beerdigungen nach islamischen und griechisch-orthodoxen Glauben durchgeführt werden. Über 2300 Grabstellen gibt es dort, über 9000 Muslime sind dort beigesetzt worden.
Landschaftsfriedhof Gatow: Nicht mehr genug Platz für Bestattungen
Doch der Friedhof hat nicht mehr genug Platz für neue Bestattungen. Der Grund: In Berlin gibt es zu wenig Beerdigungsmöglichkeiten für Muslime. Eine zentrale Grabstelle fehlt. Die einzige Alternative ist Gatow, da man das Friedhofsgelände beliebig ausbauen kann.
Dies soll nun wieder geschehen. Doch auf dem benötigten Areal haben sich die Zauneidechse niedergelassen – und das schon seit Jahren. Die Tiere stehen unter strengen Schutz. Daher kritisieren Berlins Naturschützer, dass sich das Straßen- und Grünflächenamt Spandau die Tötung von Zauneidechsen genehmigen lassen will, um kurzfristig Begräbnisflächen auf dem Landschaftsfriedhof Gatow Süd zu erweitern.
Bereits seit 2015 sei dem Senat und dem Bezirk bekannt, dass auf dem Friedhof weitere Flächen für Bestattungen der muslimischen Gemeinden vorgesehen sind, erklären die Naturschützer. 2021 kam das Thema erneut auf die Agenda. Demnach hatte das Bezirksamt Spandau ausreichend Zeit, die Umsetzung von Zauneidechsen nach Naturschutzrecht zu beantragen und Ausgleichsflächen für sie zu schaffen.
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Töten von Zauneidechsen: Grüne-Umweltsenatorin Bettina Jarasch soll Sondergenehmigung erteilen
Doch das ist offenbar nicht geschehen. Um die Pläne nun durchzusetzen, hofft der Bezirk auf Unterstützung der Senatsumweltverwaltung. „Es ist skandalös, dass die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz nun die Tötung streng geschützter Tiere genehmigen soll!“, sagt Ansgar Poloczek, Artenschutzreferent des Nabu Berlin.
Die Behörde von Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hat am Montag dem Bezirk Spandau bei seinem Vorhaben grünes Licht erteilt. „Es gibt eine Ausnahmegenehmigung, die Baumaßnahmen erlaubt, obwohl damit eine Tötung riskiert wird“, sagte ihr Sprecher Jan Thomsen der B.Z.
Die Naturschützer sehen das als Rechtsbruch. Denn die Zauneidechsen, deren Art vor allem durch das Zerstören ihres Lebensraumes (z.B. durch Bauvorhaben) akut gefährdet ist, steht laut Bundesnaturschutzgesetz unter besonderem Schutz. Daher ist es verboten, „sie zu fangen, zu verletzten oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören.“