In der Berliner Verwaltung wird die Raumtemperatur auf 19 Grad gesenkt.
In der Berliner Verwaltung wird die Raumtemperatur auf 19 Grad gesenkt. imago/Panthermedia

In Berliner Amtsstuben versiegt der Wärmestrom. Die Temperaturen in den Büros klettern jetzt nur noch selten über die 19-Grad-Marke. Denn auch die Berliner Verwaltung muss sparen. Das ist die Vorgabe des Senats im Krisenjahr. Einen Vorteil gegenüber vielen anderen Arbeitnehmern in Berlin haben Beamte und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes trotzdem: Wenn es ihnen zu kalt wird, dürfen sie ins Homeoffice.

Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey hatte schon im Juli Maßnahmen angekündigt, um unter anderem in der öffentlichen Verwaltung den Strom- und Gasverbrauch um zehn Prozent zu senken. Das ist auch eine Bundesvorgabe. Nach dessen Regelungen, die Berlin Ende September übernommen hat, soll es in den Büros jetzt nicht wärmer als 19 Grad sein.

Das heißt konkret für andere Räume: Flure, Foyers und Treppenhäuser dürfen nicht mehr beheizt werden. Allerdings, ganz so einfach ist es mit der Umsetzung nicht, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Berliner Bezirksämtern ergeben hat.

So sparen einzelne Bezirksverwaltungen – eine Übersicht:

Tempelhof-Schöneberg hält sich an die Regeln: Für Büros in den Dienstgebäuden sind 19 Grad vorgesehen. Der Bezirk sei optimistisch, die vom Senat geforderten insgesamt zehn Prozent Energieeinsparung zu erreichen. Bisher werde die Temperaturabsenkung von den Mitarbeitern überwiegend akzeptiert. „Größere Proteste blieben bislang aus“, teilt das Bezirksamt mit. „Hinsichtlich des individuellen Temperaturempfindens setzt der Bezirk auf die Eigeninitiative der Beschäftigten, die sich durch angepasste Kleidung und wärmende Utensilien bisher zu helfen wussten.“

Wenig Kritik von Mitarbeitern an den Energiespar-Maßnahmen

Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf orientiert sich ebenfalls an den Vorgaben zum Energiesparen. Die Anpassungen der Heizungsanlagen seien allerdings nicht problemlos kurzfristig umzusetzen. Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern habe es mit Blick aufs Energiesparen mehr Eigeninitiative als Kritik gegeben. Das Bezirksamt hat außerdem Thermometer beschafft, die ausgegeben werden können, falls jemand die Temperatur überprüfen möchte. Wenn es tatsächlich zu kalt sei, werde gegengesteuert.

In Friedrichshain-Kreuzberg sind die Erfahrungen mit dem Absenken der Raumtemperatur nach Angaben des Bezirksamts vergleichsweise gut. Problematisch sei allerdings, dass bei einem generellen Absenken der Vorlauftemperatur – mit der das heiße Wasser den Heizkessel verlässt – keine Differenzierung an einem Standort möglich sei. So hingen Schulen und Sporthallen oft am selben Heizkreislauf. Kitas und Grundschulen sind von der Temperaturabsenkung ausgenommen.

Beschwerden über zu kalte Arbeitsräume gebe es kaum. „Die Akzeptanz ist gut“, heißt es vom Bezirksamt. „Bisher gibt es einige Rückmeldungen oder Hinweise von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder auch Fachämtern, die wir berücksichtigen können.“

Individuell könne es immer Möglichkeiten geben, die Situation zu verbessern. Lösungen könnten etwa ein Arbeitsplatzwechsel von der Nordseite eines Gebäudes zur Südseite sein, der Austausch von Fensterdichtungen – oder an besonders kalten Tagen eine flexible Nutzung des Homeoffice-Angebots.

Zehn Prozent Energie kann eingespart werden

Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf weist darauf hin, die Umsetzung der Regeln sei vor allem bei unter Denkmalschutz stehenden Dienstgebäuden, in denen nur begrenzte energetische Maßnahmen möglich seien, eine Herausforderung. Zehn Prozent Energieeinsparung hält das Bezirksamt aber für realistisch. „Im Idealfall sind auch höhere Einspareffekte möglich.“ Die Energiesparmaßnahmen seien eine Belastung für die Beschäftigten. „Dennoch besteht eine hohe Bereitschaft, mit Blick auf die gesellschaftliche Gesamtsituation einen Beitrag zu leisten.“

In Neukölln gab es einzelne Hinweise von Mitarbeitenden auf zu geringe Raumtemperaturen, die man sehr ernst genommen habe, teilt das Bezirksamt mit. Mithilfe sogenannter Datenlogger sollen die Temperaturen in den Räumen längerfristig erfasst und dokumentiert werden, auch um die Heizungsanlage zu optimieren. „Dennoch wird es aufgrund baulicher Gegebenheiten nicht möglich sein, im gesamten Gebäude einheitliche Temperaturen zu garantieren.“ Fälle, in denen Mitarbeiter frieren, müssten individuell entschieden werden. „Möglich wären in Einzelfällen beispielsweise auch die Nutzung anderer Büroarbeitsplätze oder das zeitweise Arbeiten im Homeoffice.“

Das Bezirksamt Reinickendorf hat darauf hingewiesen, dass sich in Berlins Nordwesten die Temperatur in den Diensträumen nur per Hand an den Raumthermostaten regulieren lasse. „Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bezirksamtes Reinickendorf sind darüber mit einer Tagesmeldung vor Beginn der Heizperiode informiert worden.“ Beschwerden von Mitarbeitern gebe es bisher nicht. „Die Akzeptanz der Maßnahmen ist derzeit sehr groß.“

Energiesparen ja, Legionellen nein!

Andere Berliner Bezirke müssen sich ebenfalls an die Vorgaben des Bundes halten, nennen hier aber keine konkreten Maßnahmen. Spannend und bisher ungelöst ist auch die Frage, wie hoch die Temperatur der Warmwasseranlage in den jeweiligen Gebäuden eingestellt sein muss. Damit Erreger wie Legionellen abgetötet werden, sollte die Temperatur eigentlich bei knapp über 60 Grad liegen. Damit ist aber ein nachhaltiges Sparen nur bedingt möglich.

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Bleibt also abzuwarten, wie sich die Legionellen-Situation in den einzelnen Bezirksverwaltungen in einigen Wochen darstellt. Erst dann kann für dieses nicht zu unterschätzende Gesundheitsthema eine Lösung gefunden werden.

Übrigens: In etlichen Berliner und Brandenburger Firmen wurde die Raumtemperatur in Treppenhäusern, Fluren, Hallen und Büros schon zurückgefahren. Umstritten ist die Entwicklung im Daimler-Werk in Ludwigsfelde: In den dortigen Produktionshallen herrschen manchmal nur noch 16 Grad, was besonders für die Schichtarbeiter in der Nacht ein Problem ist.