Berlin will Energie sparen, kommt aber mit dem Lichtabschalten der Wahrzeichen nicht hinterher. Und Sie glauben ja gar nicht, was das auch noch kostet
Nur 100 Bauwerke sind abgeschaltet, weniger als geplant. Sogar die Fahnen vom Roten Rathaus werden noch beleuchtet.

In der Ukraine ist Krieg, die Energiekosten steigen daher drastisch, also müssen wir Strom sparen! Sieht auch so der Senat und Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne). Vor einem Monat wurde beschlossen, abends die Beleuchtung an Berliner Wahrzeichen und Behörden abzuschalten. Das begann Ende Juli. Doch nicht alles ist jetzt dunkel wie geplant.
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Natürlich sieht die Umweltverwaltung das Lichtausknipsen als erfolgreiche Sparmaßnahme. Die Ende Juli begonnene Abschaltung der nächtlichen Beleuchtung öffentlicher Gebäude und Wahrzeichen in Berlin kommt voran, teilt die Behörde der Deutschen Presse-Agentur mit. Derzeit werden etwa 100 davon nicht mehr angestrahlt. Insgesamt wurden zuletzt 150 Objekte in Verantwortung der Umweltverwaltung zumindest am Abend oder in der Nacht beleuchtet, so ein Behörden-Sprecher.

Energiesparprogramm: Weniger Wahrzeichen abgeschaltet
Moment: War da nicht von mehr Bauwerken und Wahrzeichen die Rede, die abgeschaltet werden sollten? Die Umweltverwaltung teilt mit, dass die zunächst genannte Zahl von 200 entsprechenden Bauwerken falsch und irrtümlich mitgeteilt worden sei.
Wie dem auch sei: Am 27. Juli, also vor rund zweieinhalb Wochen, hatte Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) die Abschaltung der nächtlichen Beleuchtung angekündigt. Allerdings hat sich inzwischen herausgestellt, dass das gar nicht bei allen der fraglichen 150 Bauwerke möglich ist.
So bleiben das Jüdische Museum, die Neue Synagoge, das sowjetische Ehrenmal im Tiergarten oder das Landgericht am Tegeler Weg nach Absprache mit der Innenverwaltung beleuchtet, so der Sprecher der Umweltverwaltung weiter sagte. Man leistet sich in Berlin sogar den Luxus, Fahnen nachts zu beleuchten. Aus der Umweltverwaltung heißt es: Die Beflaggung vor und auf dem Roten Rathaus werde aus protokollarischen Gründen weiter angestrahlt.

Aber: Bis Ende August soll der Prozess der Abschaltung weitestgehend beendet sein, heißt es aus der Behörde von Umweltsenatorin Jarasch. Und sollte das nicht klappen, lege es daran, dass es keine zentrale Abschaltsteuerung gibt. Die Techniker müssen jeden einzelnen Strahler händisch ausknipsen. Gegebenenfalls seien auch nach dem voraussichtlichen Abschlusstermin noch einzelne Nacharbeiten erforderlich, so der Sprecher. Das betreffe zum Beispiel Strahler an Brücken, die nur vom Wasser aus erreichbar sind.
Preis fürs Abschalten ist fast so hoch wie die Stromkosen der Wahrzeichen
Viel Aufwand. Doch spart Berlin dadurch wirklich Energiekosten? Der Stromverbrauch für die Beleuchtung der 150 Bauwerke, zu denen etwa Siegessäule, Berliner Dom, Gedächtniskirche, Schloss Charlottenburg, Staatsoper oder die Ruine des Anhalter Bahnhofs gehören, liegt laut Umweltverwaltung bei etwa 150.000 bis 200.000 Kilowattstunden pro Jahr. Nach aktuellen Preisen kostet das 40.000 Euro pro Jahr.
Allerdings hatte Jarasch im Juli mitgeteilt, dass die manuelle Abschaltung der einzelnen Strahler durch eine Firma einmalige Kosten voraussichtlich in ähnlicher Höhe nach sich ziehe. Entscheidend für die Maßnahme sei daher der kurzfristige Energiespar-Effekt und nicht die reine Wirtschaftlichkeit.