Trotz internationaler Proteste wurden am 1. November die ersten Schritte des Abrisses des Hauses von Marlene Poelzig in Berlin-Westend begonnen.
Trotz internationaler Proteste wurden am 1. November die ersten Schritte des Abrisses des Hauses von Marlene Poelzig in Berlin-Westend begonnen. Initiative Marlene Poelzig

Es gab einen Aufschrei, internationale Protest-Aktionen, genützt hat es nichts. Ein architektonisches Kleinod, das frühere Haus von Marlene Poelzig (1894–1985) in Berlin-Westend, ist ein Opfer der Abrissbirne geworden. 

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„Trotz internationaler Proteste, Debatten und Einwände wurden am Montag, 1. November, die ersten Schritte des Abrisses des Hauses Marlene Poelzig in Berlin-Westend begonnen. Die Initiative Haus Marlene Poelzig, die sich seit Monaten intensiv um den Erhalt dieses einzigartigen Kulturdenkmals bemüht, ist darüber bestürzt.  Sie fordert den neuen Eigentümer auf, die Arbeiten mit sofortiger Wirkung für ein Verhandlungs-Moratorium zu stoppen und kurzfristig zu Gesprächen zusammenzukommen.“

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Dieses Schreiben der Initiative Haus Marlene Poelzig erreichte am Dienstag den KURIER, und man kann sich denken, wie den Verfassern zumute ist.

Außenansicht Haus Marlene Poelzig, Mai 2021, vor dem Abriss
Außenansicht Haus Marlene Poelzig, Mai 2021, vor dem Abriss Felix Zohlen

Das Wohn- und Atelierhaus der Familie Poelzig in Berlin-Westend wurde 1930 nach dem Entwurf der Bildhauerin und Architektin Marlene Poelzig (auch Moeschke-Poelzig) errichtet. Ihr Mann war der renommierte Architekt Hans Poelzig (1869–1936). Hans Poelzig entwarf  unter anderem das Filmtheater am Bülowplatz (heute Rosa-Luxemburg-Platz), vor dem Erich Mielke 1931 die Polizeioffiziere Paul Anlauf und Franz Lenck erschoss. Außerdem das Haus des Rundfunks in Westend.

Spontane Protestaktion „Letzte Chance Abriss stoppen“

„Das Haus von Marlene Poelzig ist ein herausragendes Beispiel der Architektur der Moderne und für die Emanzipation von Architektinnen im frühen 20. Jahrhundert“, so die Initiative. Als langfristige Vision strebe die Initiative die Etablierung eines Stipendien-Programms für Meisterinnen der Baukultur an, idealerweise am Ort des Hauses Marlene Poelzig.

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Um ein Zeichen zu setzen und der Bestürzung Ausdruck zu verleihen, sollte am Dienstag, den 2. November, um 12 Uhr in der Tannenbergallee 28 eine spontane Protestaktion „Letzte Chance Abriss stoppen“ am Haus stattfinden.