Privatisierung rückabgewickelt! Berlin kauft Berliner Ensemble zurück
Heute wäre Bertolt Brecht 125 Jahre alt, das Land Berlin rekommunalisiert sein Berliner Ensemble.

Das Land Berlin will das von Bertolt Brecht gegründete Berliner Ensemble als landeseigene Gesellschaft übernehmen. Dazu werde Berlin die bisher von Intendant Oliver Reese als privater Gesellschafter gehaltenen Anteile erwerben, kündigte Kultursenator Klaus Lederer am Freitag - dem 125. Geburtstag des Dramatikers - in Berlin an.
„Das Berliner Ensemble ist eine Institution, die zu Berlin gehört wie kaum eine andere“, sagte der Linke-Politiker. Dies sei die „Rückabwicklung der Privatisierung“.
Lesen Sie auch: Berlinale geht voran: Auf dem Filmfestival gibt es nur noch Hafermilch – Kuhmilch ist raus! >>
Theater am Schiffbauer Damm wurde mit Brecht Berliner Ensemble
Das traditionsreiche Theater am Schiffbauerdamm im Stadtteil Mitte war 1892 mit „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang Goethe eröffnet worden. Brecht übernahm das Haus 1954 mit seinem sechs Jahre zuvor gegründeten Berliner Ensemble und benannte es entsprechend um.
Lesen Sie auch: Hampelmensch statt Hampelmann – Berliner Vater klagt gegen Gendersprache in der Schule>>
Nach dem Fall der Mauer wurde das DDR-Staatstheater 1992 in ein privatrechtliches Unternehmen umgewandelt. Die Regisseure Heiner Müller, Matthias Langhoff, Fritz Marquardt, Peter Palitzsch und Peter Zadek waren erste Gesellschafter. In den folgenden Jahren durchlief das Haus eine wechselhafte Geschichte.

Berliner Ensemble gute aufgestelltes Haus
Seit 2017 ist Reese als Intendant alleiniger Gesellschafter. Seinen Anteil von 50.000 Euro übernimmt nun Berlin für die Gründung der landeseigenen Gesellschaft. Lederers Pläne, die noch von Senat und Parlament bestätigt werden müssen, sind den Angaben zufolge nicht mit weiteren zusätzlichen Kosten verbunden.
Umfragen, Ergebnisse, News, Analysen: Alles zur Berliner Wiederholungswahl 2023 >>>
Reese sprach von einem gut aufgestellten Haus. Seit Saisonbeginn liege die Auslastung bei 96 Prozent. Im Kalenderjahr 2022 habe das Theater rund 15.000 Besucherinnen und Besucher mehr gehabt als in der letzten Saison vor Corona. Auch der Jahresabschluss habe 2022 mit einer guten halben Million Euro über dem eigenen Wirtschaftsplan gelegen. „Ich finde, wir sind eine gute Partie“, sagte Reese mit Blick auf die Übernahme.
Am heutigen 10. Februar wäre der Gründer des Berliner Ensemble Bertolt Brecht 125 Jahre alt geworden. „Brecht ist ein Autor der Krise“, sagte Intendant Oliver Reese zur Feier. Er wolle auch weiter Brecht inszenieren. Oliver Reese behält nach der Re-Kommunalisierung des Hauses seinen Direktorenposten.

Das Theater-Gebäude am Schiffbauerdamm gehört weiter der von Rolf Hochhuth gegründeten Ilse-Holzapfel-Stiftung und wird vom Land Berlin gemietet. Re-Kommunalisiert wird das als Kapitalgesellschaft geführte Theaterensemble – also die Organisation des am Theater tätigen Personals.
Ohne Berlin ging es aber schon vorher nicht: Ohne einen jährlichen Zuschuss des Landes Berlin, der heute bei rund 17 Millionen Euro liegt, müsste die BE-gGmbH trotz ihrer beachtlichen 20 Prozent Eigeneinnahmen allerdings sofort Insolvenz anmelden. Weitere landeseigene Betriebe sind etwa die Volksbühne oder das Gorki-Theater.