Berlin kapituliert vor dem Sumpfkrebs: Er breitet sich immer weiter aus
Die gefräßigen und wanderlustigen Tiere gelten als Bedrohung für heimische Arten und Ökosysteme: Rote Amerikanische Sumpfkrebse werden in Berlin seit Jahren von Fischern bekämpft.

Es scheint, als ob Berlin im Kampf gegen Roten Amerikanischen Sumpfkrebs kapituliert. Hunderte Kilogramm wurden in den letzten Jahren aus den Berliner Gewässern gefischt. Doch das Tier, das die für europäische Flusskrebse tödliche Krebspest übertragen kann, erobert immer neue Lebensräume. Fachleute gehen davon aus, dass die Ausbreitung nicht mehr gestoppt werden kann.
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Die gefräßigen und wanderlustigen Tiere gelten als Bedrohung für heimische Arten und Ökosysteme: Rote Amerikanische Sumpfkrebse werden in Berlin seit Jahren von Fischern bekämpft. Nun kommt das bisherige Vorgehen auf den Prüfstand.
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Zeitnah vor der bevorstehenden Erwärmung der Gewässer soll entschieden werden, ob das Befischen weiter notwendig ist, wie Derk Ehlert von der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz auf Anfrage sagte. Zudem stehe zur Debatte, ob ein wissenschaftlich begleitetes Monitoring an ausgewählten Orten stattfindet. „Es geht darum zu prüfen, ob der Fang tatsächlich auch nachhaltig eine Reduzierung des Bestandes verursacht“, sagt Ehlert.
Weitere Ausbreitung des Sumpfkrebses in Havel, Dahme und Spree kann nicht verhindert werden
Für dieses Jahr hätten noch kein Fischer und keine Firma die Genehmigung zum Befischen betroffener Gewässer, heißt es. „Es ist jetzt auch im April noch nicht erforderlich, weil es noch relativ kalt ist. Der richtig effektive Fang geht auch meist erst im Juni los“, sagt der Wildtierreferent. In den vergangenen Jahren waren die Fangmengen demnach rückläufig. Fachleute gehen allerdings davon aus, dass eine weitere Ausbreitung des Sumpfkrebses in Havel, Dahme und Spree nicht verhindert werden kann.

Ein Monitoring des Fischereiamts hat für voriges Jahr eine Zunahme auf 31 nachgewiesene Vorkommen in Berlin ergeben. Darunter sind etwa der Teltowkanal, die Unterhavel und der Landwehrkanal, wie die Senatsverwaltung für Umwelt auf eine parlamentarische Anfrage antwortete. An bisherigen Hotspots – Gewässer im Britzer Garten und im Tiergarten – wurden demnach voriges Jahr rund 840 Kilo Sumpf- und Kamberkrebse gefangen. Im Gegensatz zu den flachen Seen und Wasserläufen dort gelten viele andere Gewässer nicht als geeigneter Lebensraum. Die Krebse nutzen diese vielmehr zum Wandern.
Die Amerikanischen Sumpfkrebse gelten als extrem gefräßig und vermehren sich sehr schnell
Als Allesfresser hat der Sumpfkrebs laut der Senatsantwort „ernsthaft nachteilige Auswirkungen“ auf Amphibien, Gewächse und Wirbellose und die gesamte Artenzusammensetzung eines Gewässers.
Die etwa handtellergroßen Sumpfkrebse sind vermutlich Nachkommen ausgesetzter Tiere, etwa aus Aquarien. Sie gelten als extrem gefräßig und vermehren sich sehr schnell. Ihr Vorkommen blieb in Berlin lange weitestgehend unbemerkt, bis im August 2017 im Tiergarten wandernde Sumpfkrebse gesichtet wurden.
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Die Tiere kommen eigentlich im Süden der Vereinigten Staaten und in Nordmexiko vor. Ihre Eindämmung ist EU-weit geboten. Da die Krebse essbar sind, wurden sie in Berlin in den vergangenen Jahren auch als regionale Delikatesse vermarktet.