Ein Mann mit den Flügeln einer Friedenstaube vor dem Wrack eines russischen Panzers in Berlin. „Wenn Putin aufhört zu kämpfen, ist der Krieg vorbei“ steht auf dem Schild. „Wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen, hört sie auf zu existieren.“
Ein Mann mit den Flügeln einer Friedenstaube vor dem Wrack eines russischen Panzers in Berlin. „Wenn Putin aufhört zu kämpfen, ist der Krieg vorbei“ steht auf dem Schild. „Wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen, hört sie auf zu existieren.“ AP Photo/Markus Schreiber

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar vor genau einem Jahr ist der Alltag in Europa ein anderer, ist die Welt eine andere.  Mit zahlreichen Gedenkveranstaltungen und  Demonstrationen haben die Menschen in Berlin den Tag begangen und vor allem ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine bekundet und für Frieden demonstriert.

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Zerstörter russischer Panzer vor der Russischen Botschaft 

Das wohl sichtbarste Zeichen, dafür, dass Europa und die Welt Gewalt, Morden und Krieg verabscheuen, steht seit dem frühen Freitagmorgen ein Wochenende lang gegenüber der Russischen Botschaft in Berlin.

Aktivisten haben mit einem Sattelauflieger, das Wrack eines russischen Panzers vom Typ T-72 auf dem Boulevard Unter den Linden vor der Botschaft Russlands abgestellt. 
Aktivisten haben mit einem Sattelauflieger, das Wrack eines russischen Panzers vom Typ T-72 auf dem Boulevard Unter den Linden vor der Botschaft Russlands abgestellt.  Imago /A. Friedrichs

Von einem Parkplatz in Kiew, auf dem erbeutete und zerstörte Kriegsgeräte ausgestellt wurden, ist ein zerstörter russischer T-72 Panzer auf einem Sattelschlepper nach Berlin gebracht worden. Schrott mit Bedeutung.

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„Wir wollen den Terroristen ihren Schrott wieder vor die Tür stellen. Sie haben gemordet, geplündert, Millionen Menschen vertrieben und machen einfach jeden Tag weiter“, sagt Wieland Giebel, einer der Initiatoren vom Museum „Berlin Story Bunker“ zu der Aktion. Der Panzer sei ein Symbol des Untergangs. „Wer solche Kriegsverbrechen begeht, wird scheitern“, sagte er mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Hinter weißen Vorhängen 

Der Panzer gegenüber den mit weißen Vorhängen verdeckten Fenster der Russischen Botschaft ist ein starkes Symbol. Um dessen  Aufstellung hatte es monatelangen Streit gegeben.  Das Bezirksamt Mitte hatte die Aktion mit der Begründung abgelehnt, dass in dem Wrack „wahrscheinlich Menschen gestorben“ seien. Daher sei die Ausstellung nicht angemessen. Im Oktober 2022 hatte das Verwaltungsgericht Berlin das Bezirksamt verpflichtet, die Aufstellung zu genehmigen.

Schüler aus Berlin nehmen vor dem Reichstag an einer Demonstration gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine am Jahrestag des Kriegsbeginns teil. 
Schüler aus Berlin nehmen vor dem Reichstag an einer Demonstration gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine am Jahrestag des Kriegsbeginns teil.  Paul Zinken/dpa

„Ich äußere hier meine moralische Abscheu gegenüber den Verbrechen Putins“, so Giebel laut Manuskript bei der Enthüllung des Panzers. „Das Abschlachten an der Front, die Raketen gegen Schulen, Krankenhäuser, gegen ein Theater als Schutzraum und gegen Wohngebiete – das alles sind Kriegsverbrechen.“ Er selber sei in der Ukraine gewesen, die Menschen dort strebten genau wie hier nach einem glücklichen Leben. „Wie wir alle. Nichts mehr.“

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Zahlreiche Demonstrationen in Berlin

Ein starkes Zeichen setzen wollten auch all die Menschen, die sich ab 16 Uhr zum größten Demonstrationszug an diesem Tag versammeln, setzen. Unter dem Titel „Wir werden nie vergessen“ sind Ukrainer und ihre Unterstützer ab 16 Uhr von der Karl-Marx-Allee zur russischen Botschaft an der Straße Unter den Linden und dann weiter am Reichstagsgebäude vorbei zum Brandenburger Tor gelaufen. Mehr als 10.000 Teilnehmer zählte die Polizei. Der Zustrom hielt am Abend noch an.

Demonstranten laufen auf der Demo unter dem Motto «Wir werden nie vergessen» die Berliner Karl-Marx-Allee entlang. 
Demonstranten laufen auf der Demo unter dem Motto «Wir werden nie vergessen» die Berliner Karl-Marx-Allee entlang.  Fabian Sommer/dpa

Die Abschlusskundgebung stand unter dem Motto „Stand with Ukraine“. Bei der Kundgebung am Brandenburger Tor riefen Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev zur Unterstützung der Ukraine auf. Begleitet wurden sie auf der Bühne von vielen Botschaftern weiterer europäischer Länder.

Bereits am Vorabend hatte es am Brandenburger Tor ein beeindruckendes Zeichen für den Frieden gegeben.

Am Vorabend des  Jahrestages des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben Aktivisten ein übergroßes Peace-Zeichen aus Kerzen vor das Brandenburger Tor gestellt. 
Am Vorabend des  Jahrestages des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben Aktivisten ein übergroßes Peace-Zeichen aus Kerzen vor das Brandenburger Tor gestellt.  Paul Zinken/dpa

Bereits am Vormittag gedachte ein Trauerzug der Opfer des Krieges und führte von der Ukrainischen Botschaft nahe des Deutschen Theaters zum Brandenburger Tor. Eine weitere Demo mit dem Titel „Friedenszug: Frieden für die Ukraine und weltweit“ war vom Alexanderplatz mit 1000 Schülern und Schülerinnen zum Reichstagsgebäude unterwegs.

Steinmeier sagt Ukraine weiter Hilfe zu 

Im Schloss Bellevue hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einem Gedenkakt geladen. Er sagte dem  überfallenen Land weitere umfassende deutsche Hilfe zu.  Deutschland sei heute, auch militärisch, dessen größter Unterstützer auf dem europäischen Kontinent, sagte Steinmeier.

Video-Botschaft des ukrainischen Präsidenten.
Video-Botschaft des ukrainischen Präsidenten. Odd Andersen / AFP

„Und bei allen kontroversen, manchmal schrillen Debatten bin ich sicher: Wir werden es weiterhin sein.“ Mit Blick auf das noch Bevorstehende sage er: „Auf Deutschland ist Verlass.“ Per Video-Botschaft war auch der Ukrainische Präsident Selenskij zu sehen. 

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einem Gedenkakt im Schloss Bellevue. Unter den Anwesenden Bundeskanzler Olaf Scholz und der ukrainische Botschafter in Berlin. 
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einem Gedenkakt im Schloss Bellevue. Unter den Anwesenden Bundeskanzler Olaf Scholz und der ukrainische Botschafter in Berlin.  Odd Andersen / AFP

Am Sonnabend sind weitere Demonstrationen geplant. Darunter die, zu der die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und die Feministin Alice Schwarzer aufgerufen haben. Sie fordern Kompromisse „auf beiden Seiten“ und den Stopp von Waffenlieferungen. Ihr „Manifest für Frieden“ hatten bis Freitagmittag über 600 000 Menschen unterschrieben. Im Vorfeld zur Demo gab es Kritik, weil sich die Initiatorinnen nicht gegen Teilnehmer aus dem rechten Spektrum abgegrenzt hatten. Jeder sei willkommen, hatte Sahra Wagenknecht gesagt. Die Veranstalterinnen und Veranstalter der Demo  bitten jedoch darum, auf das Mitbringen von Parteifahnen und Nationalfahnen jeder Art zu verzichten. „Rechtsextreme Flaggen, Embleme und Symbole haben auf unserer Kundgebung keinen Platz“, heißt es in dem Aufruf.