Eine junge Lehrerin muss im Berliner Schulsystem eine dicke Haut haben. Die GEW ruft zum Streik für kleinere Klassen auf. 
Eine junge Lehrerin muss im Berliner Schulsystem eine dicke Haut haben. Die GEW ruft zum Streik für kleinere Klassen auf.  dpa

Streik an den Berliner Schulen! An diesem Mittwoch hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ihre Mitglieder wieder zu einem Ausstand aufgerufen. Am 28. September sollen Lehrer, Sozialpädagoginnen und Psychologen der Schule fernbleiben.  Eine Demonstration ist geplant. Sie soll ab 10 Uhr vom Moritzplatz in Kreuzberg zum Roten Rathaus in Mitte führen.

Ziel der Streiks ist der Abschluss eines Tarifvertrages zum Gesundheitsschutz. Damit setzt sich die Lehrergewerkschaft vor allem für kleinere Schulklassen ein. Wer schon einmal in einer Klasse mit knapp 30 Pubertierenden Unterricht beobachtet hat, weiß, dass alle Beteiligten von kleineren Klassen profitieren würden. Die GEW fordert daher, dass das Verhältnis von Schülern zu Lehrern verbindlich geregelt wird. Doch in Zeiten von gravierendem Lehrermangel - allein in diesem Schuljahr fehlen 1000 Lehrkräfte - stehen die Chancen auf angemessen große Klassen denkbar schlecht. 

Schon seit Jahren fordert die Lehrergewerkschaft kleinere Klassen an Berliner Schulen. 
Schon seit Jahren fordert die Lehrergewerkschaft kleinere Klassen an Berliner Schulen.  dpa / Felix Zahn 

Kollaps bei Schulplätzen droht in Berlin 

Auch eine weitere katastrophale Entwicklung, die sich anbahnt, dürfte die Probleme in den Berliner Schulen noch verschärfen: viele Schulneubauprojekte sind auf Eis gelegt, die Finanzierung gestrichen. Der Verband der Oberstudiendirektoren warnt: Es droht ein Kollaps bei den Schulplätzen.

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Schon heute ist der Wechsel an eine weiterführende Schule für viele Schüler nervenaufreibend. Ein guter Notendurchschnitt garantiert noch lange keinen Platz an der Wunschschule. Nun sollen mit den neuen Plänen zu Sanierung und Baumaßnahmen Schulplätze im vierstelligen Bereich verloren gehen.

An Berliner Schulen keinerlei Reserven 

„Schon in diesem Jahr haben die Oberschulen berlinweit zusätzliche Klassen über die Kapazität aufgenommen. Es gibt keinerlei Reserven, so Arnd Niedermöller“, der Vorsitzende der Vereinigung der Oberstudiendirektoren. Erst kürzlich gingen die Bilder des Gymnasiums am Europasportpark durch die Öffentlichkeit. Selbst die Schulsenatorin war schockiert über den Zustand. Ein Armutszeugnis für Berlin, das selbst Schimmelbauten und fensterlose Schulen nicht prioritär saniert.

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Arnd Niedermöller: „Es ist ein Skandal, dass Schulen nicht saniert werden sollen, bei denen selbst die Senatorin sagt, dass Sie solche Zustände in Berlin nicht für möglich gehalten hätte. Berlin baut Luxusschulen und lässt gleichzeitig Schimmelbauten und Schulen ohne Fenster zu. Das ist nicht gerecht. Gleichzeitig droht ein Kollaps beim Angebot an Schulplätzen. Die geplanten Ausbauten bei Bestandschulen müssen unbedingt umgesetzt werden, damit das Recht auf Bildung verwirklicht wird.“

2019 streikten Kita-Beschäftigte Angestellte von Bezirksämtern und Senatsverwaltungen, Lehrer, sowie Polizei und Feuerwehr. Das Motto von damals ist noch immer aktuell. 
2019 streikten Kita-Beschäftigte Angestellte von Bezirksämtern und Senatsverwaltungen, Lehrer, sowie Polizei und Feuerwehr. Das Motto von damals ist noch immer aktuell.  www.imago-images.de / Carsten Thesing

Berlin baut unnötig teuer Schulen nach Bayerischem Vorbild 

Gleichzeitig baue Berlin sehr teuer, wenn es bei Neubauten ein Compartmentsystem entsprechend des Münchner Lernhauskonzeptes verfolgt. In der Praxis ist die Idee, dass mehrere Klassen den ganzen Schultag in einem Compartment bleiben und  voneinander profitieren, nicht gut umzusetzen. Die Schuldirektoren fordern statt der teuren verglasten Bauten mehr Fachräume. Frei werdende Mittel sollten lieber in die Sanierung maroder Gebäude gesteckt werden.

Die andere Baustelle, der Personalmangel an Schulen kann aus Sicht der GEW kein Argument gegen kleinere Klassen sein. An den Berliner Schulen seien bessere Arbeitsbedingungen für Pädagogen nötig, wenn Fachkräfte gewonnen werden sollen. Mit einem Tarifvertrag müssten die Arbeitgeber vorausschauend Weichen stellen für Qualitätsverbesserungen in der Zukunft. Ein solcher Vertrag schaffe mehr Verbindlichkeit, damit der Senat dafür sorge, ausreichend Lehrkräfte auszubilden.