Berlin bereitet die Verlegung von Corona-Patienten vor
Auch in Brandenburg wurde das Notfall-Konzept aktiviert. Nur im Norden Deutschlands und in Hessen gibt es noch freie Klinik-Plätze.

Die Corona-Lage in den Kliniken spitzt sich zu. In der Hauptstadt-Region wird in den Intensivstationen am Limit gearbeitet. Daher wurde nun unter anderem für Berlin und Brandenburg das sogenannte „Kleeblatt“-Notfallkonzept aktiviert. In den nächsten Tagen soll eine „größere Anzahl“ von Covid-19-Patienten in die Kliniken anderer Bundesländer verlegt werden, teilte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) mit.
Am Mittwoch komme die Steuerungsgruppe zusammen, welche die Verlegungen koordiniert, sagte eine Divi-Sprecherin der Nachrichtenagentur AFP. Dabei solle auch geklärt werden, mit welchen Transportmitteln die betroffenen Patienten verlegt würden. Mit Berlin und Brandenburg bereiten auch Bayern, Sachsen und Thüringen die Verlegung von Corona-Intensivpatienten vor und haben ebenfalls das „Kleeblatt“-Notfallkonzept aktiviert. Die Steuerungsgruppe soll demnach die Verlegung von insgesamt 80 Patienten prüfen.
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Nach der Runde der Steuerungsgruppe wurde festgelegt: Aus Thüringen sollen etwa in den kommenden Tagen zehn Patienten nach Schleswig-Holstein geflogen werden. Weitere Anfragen in Richtung Hamburg, Bremen und Niedersachsen seien gestellt worden, hieß es aus dem dortigen Gesundheitsministerium. Aus Sachsen könnten 20 Patienten verlegt werden, in Bayern sind 50 Patienten betroffen. Berliner Patienten werden aktuell noch nicht verlegt.
Das sogenannte Kleeblatt-Konzept wurde in der Corona-Pandemie entwickelt, um bei einer hohen regionalen Auslastung der Intensivstationen die Verteilung von Patienten zu erleichtern. Die 16 Bundesländer sind dabei in fünf Gruppen aufgeteilt - die Kleeblätter Nord, Ost, Süd, Südwest und West. Bayern bildet das Kleeblatt Süd, die Länder Thüringen, Sachsen, Berlin, Brandenburg und federführend Sachsen-Anhalt befinden sich im Kleeblatt Ost.
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Wenn in einer dieser Regionen absehbar keine freien Plätze mehr vorhanden sind, wird im Austausch mit dem Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) die Verlegung auch in andere Gebiete organisiert.
Nur noch in Norddeutschland und in Hessen gibt es freie Betten
Auf Grund der steigenden Fallzahlen und Belegungen in den Kliniken habe man nur noch im Norden Deutschlands und in Hessen freie Betten-Kapazitäten, um Corona-Patienten aus anderen Bundesländern aufzunehmen. In Brandenburg wurden bereits erste Patienten in andere Landeskreise verlegt. Von den insgesamt 1000 Intensivbetten könnten wegen Personalknappheit nur 720 bis 750 betrieben werden, hatte Detlef Troppens, Vorstandsvorsitzender der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg (LKB) am Montag erklärt. Aktuell seien davon 600 belegt, darunter 370 Beatmungsplätze. 92 Intensivbetten sind mit Covid-Patienten belegt, darunter werden 73 beatmet.
Auch in Berlin ist die Lage angesichts steigender Fallzahlen sehr ernst. Der Inzidenzwert für die Hauptstadt liegt bei 348,6 (Stand 24. 11.). Knapp 3000 Menschen sind innerhalb eines Tages an Corona erkrankt. Laut Lagebericht der Gesundheitsverwaltung sind die Bezirke Reinickendorf, Treptow-Köpenick und Pankow am stärksten betroffen. Die meisten Corona-Fälle treten in der Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen auf.
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Das wirkt sich auch auf die Berliner Kliniken aus. 639 Corona-Patienten sind dort derzeit in stationärer Behandlung, davon liegen 449 auf den Intensivstationen, 139 von ihnen werden beatmet. Der Corona-Tsunami droht das Versorgungs-System endgültig zum Kollabieren zu bringen. Steffen Weber-Carstens, Leiter des DIVI-Intensivregisters und Teil der Charité-Klinikleitung, hatte am Montag erklärt, in Berlin seien von 1051 Intensivbetten nur noch 91 frei belegbar.
Der Rufe nach härteren Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie werden angesichts der katastrophalen Betreuungslage auf den Intensivstationen immer lauter. Der Vorstand der Kassenärztliche Vereinigung Berlin (KV) forderte, dass Corona-Patienten, die sich nicht impfen ließen, einen Anteil für ihre Krankenhaus-Behandlung selber bezahlen sollen!