Mit zusätzlichen BER-Mitarbeitern gelingt es am Freitagvormittag, die Reisenden einigermaßen zeitnah abzufertigen.&nbsp;<br><br>
Mit zusätzlichen BER-Mitarbeitern gelingt es am Freitagvormittag, die Reisenden einigermaßen zeitnah abzufertigen. 

Volkmar Otto 

.Auch am zweiten Ferienwochenende werden am Flughafen Berlin-Brandenburg viele Passagiere erwartet. Der heutige Freitag soll mit 70.000 Gästen der stärkste Tag sein. Er beginnt 5:30  mit einem Flug nach Korfu. Wer den oft zitierten Rat der Lufthansa befolgte und vier Stunden vor Abflug am BER sein wollte, musste da mitten in der Nacht los. Nach einem chaotischen letzten Wochenende, an dem es jede Menge Kritik hagelte, will man es am BER diesmal besser machen.

BER am Morgen: voll, aber nicht chaotisch 

Gegen zehn am Morgen füllt sich die Halle unter der roten Wirr-Wolke zusehends, doch chaotisch ist es nicht. Menschen stehen in gefalteten Schlangen und haben Geduld, sie wissen worauf sie sich hier einlassen. Schon im Regionalzug zum BER haben sich die ersten Gespräche entsponnen. Keiner hier, der auf den letzten Drücker unterwegs ist. Eine Mutter, die mit ihrer Tochter in den Ferien in die Türkei fliegen will, ist drei Stunden vorher aus Grünheide losgefahren. Im Radio hat sie noch einen guten Tipp gehört. Man solle die rechtzeitige Ankunft am Flughafen mit einem Foto dokumentieren, damit man im schlimmsten Fall belegen kann, dass das Problem woanders lag.

Am Check-In etwa. Eine weitere Familie, Mutter Nadine, mit ihren Kindern Luca und Leonie aus Lichtenberg wartet schon seit einer halben Stunde geduldig vor dem Schalter nach Antalya. Mindestens genau so lange müssen sie noch einmal ausharren, bevor sie sich dann in die nächste Schlange am Sicherheitscheck einreihen können, wo sie ebenfalls noch einmal eine halbe Stunde anstehen werden. Eine Anzeige weist für alle fünf Security-Reihen die maximale Wartezeit aus. Immerhin sind jetzt sieben der neun Schleusen geöffnet.

Luca (9), Leonie (11) mit Mutter Nadine (36) und stehen schon länger in der Schlange vor&nbsp; dem Check-In. Sandra (31, rechts) kennt das Problem von anderen Flughäfen.&nbsp;&nbsp;<br><br>
Volkmar Otto
Luca (9), Leonie (11) mit Mutter Nadine (36) und stehen schon länger in der Schlange vor  dem Check-In. Sandra (31, rechts) kennt das Problem von anderen Flughäfen.  

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Flaschenhals am BER Sicherheitscheck 

Was die User auf Twitter am frühen Morgen berichten, potenziert sich im Laufe des Tages noch. Der Sicherheit-Check ist der Flaschenhals, durch den alle hindurch müssen. Auch Till Vill. Der Filmemacher aus Berlin, der mit seinem Equipment nach Toronto will. Zwei Monate Kanada liegen vor ihm, da machen ihn die paar Stunden, die der 28-Jährge hier am Flughafen zubringen wird, nicht nervös. Er  hat Handy, Musik, Computer um sich die Zeit zu vertreiben, wenn er denn erst einmal durch die Schleuse durch ist. 

Till Vill ist Filmproduzent und will nach Toronto.&nbsp; Der 28-Jährige war vier Stunden vor Abflug da.&nbsp;<br><br>
Till Vill ist Filmproduzent und will nach Toronto.  Der 28-Jährige war vier Stunden vor Abflug da. 

Volkmar Otto

Unaufhörlich ist der Strom an Menschen, der über die Rolltreppe aus dem Untergeschoss in die große Halle befördert wird. Betrachtet man ihn, kann man sich schon vorstellen, dass es im Laufe des Tages doch noch hektischer zugehen wird.

BER-Eingreiftruppe will die Abläufe optimieren

Die 40-Mann starke schnelle Eingreiftruppe, die sich aus Freiwilligen des Flughafenpersonals gebildet hat, um Abläufe zu optimieren, ist an roten Westen zu erkennen. Die Männer und Frauen helfen, wenn Passagiere ihre Schlange nicht finden. Das hilft aber nur bedingt, weil die Bereiche vor den Check-In Schaltern oft zu klein dimensioniert sind. Und wenn Personal fehlt. Etwa 44 Prozent der sogenannten Bodenkräfte haben die Branche während der Pandemie dauerhaft verlassen, schätzt man bei ver.di. Jetzt, wo die Menschen wieder Fliegen wollen, fehlen sie.

Einer der BER-Mitarbeiter, die sich freiwillig gemeldet haben, um den Ansturm besser zu bewältigen.&nbsp;&nbsp;<br><br>
Volkmar Otto
Einer der BER-Mitarbeiter, die sich freiwillig gemeldet haben, um den Ansturm besser zu bewältigen.  

Eine Gruppe aus Dresden ist vier Stunden vor dem Flug nach Island da. Anderthalb Stunden haben sie mit dem Auto bis Berlin gebraucht. Gut zu erreichen ist er ja, der BER, Langmut braucht man, wenn man angekommen ist. 

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Sandra aus Treptow kennt das Problem auch von anderen Flughäfen. Eine Freundin arbeitet am Check-In in Düsseldorf. Auch dort komme es zu lange Wartezeiten, weiß die 31-Jährige. 

Gegen Mittag dann weist der Flughafen via Twitter darauf hin, dass nun alle Sicherheitskontrollbereiche genutzt werden können. Doch wenn man keinen Internetempfang hat, nützt das wenig. 

Im Starbucks sitzt derweil nämlich ein Passagier und ärgert sich sehr darüber, dass er nicht ins Wlan des Airports kommt. Auch dass er eine Euromünze für den Kofferwagen hätte bereit halten sollen, wurmt ihn. Wenn man Mängel finden will, findet man sie auch. 

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Doch die Urlaubslaune lassen sich Menschen wie Philip, Michaela und Tobias und ihre Freundin Alexandra nicht verderben. Sie sind fest entschlossen, entspannt in der Türkei anzukommen, als sie sich ans Ende der Schlange vor dem Counter stellen. Dass sie wohl über anderthalb Stunden brauchen, um im Boarding-Bereich auch nur in die Nähe ihres Flugzeugs zu kommen, wissen sie da noch nicht. 

&nbsp;Philipp (9), Tobias (37), und Michaela (37) wollen in den Herbstferien in die Türkei fliegen.&nbsp;<br><br>
 Philipp (9), Tobias (37), und Michaela (37) wollen in den Herbstferien in die Türkei fliegen. 

Volkmar Otto

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Als dieser Text fertig geschrieben ist, ist für ihren Flug, der eigentlich jetzt um 12.25 Uhr abheben sollte, auf der BER-Webseite erst das Ende des Einstiegs gekennzeichnet. Sie sind also nah dran, am Urlaubsvergnügen, das andauert, bis sie in einer Woche wieder hier am BER landen.  

Alexandra aus Falkensee lässt sich wie ihre Mitreisenden trotz langer Wartezeiten die gute Laune nicht verderben. <br><br>
Alexandra aus Falkensee lässt sich wie ihre Mitreisenden trotz langer Wartezeiten die gute Laune nicht verderben.

Volkmar Otto