Doreen Punkt in Fahrt! Seit 30 Jahren arbeitet sie schon bei der Bahn.  Der Vater war Lokführer. „In den Job wirst du hineingeboren“, sagt sie.
Doreen Punkt in Fahrt! Seit 30 Jahren arbeitet sie schon bei der Bahn. Der Vater war Lokführer. „In den Job wirst du hineingeboren“, sagt sie. Foto: Bk/privat

Die Zugbegleiterin erinnert sich noch genau an die Situation: Als der ICE in Spandau losfährt, kommt ihr eine gehbehinderte Dame im Gang entgegen. Mit Gepäck, sehr aufgelöst. Helga Peters (75, Name geändert) hatte ein „Defekt“-Schild an der Tür übersehen und es nicht geschafft, auszusteigen. Der nächste Halt ist erst in Hamburg. Doch Zugbegleiterin Doreen Punkt (46) hält den Zug in Brandenburg unplanmäßig an. Das ist mehr als ein netter Zug von ihr.

Unplanmäßiger Halt: Das klingt erst mal einfach, ist es aber nicht. Die Zugbegleiterin muss den Lokführer informieren, die Verkehrslenkung der Deutschen Bahn sowie das Stellwerk. Die Verspätung muss einkalkuliert werden. Und das alles schnell.  

„Ich habe intuitiv entschieden und gerne gehandelt“, sagt Doreen Punkt rückblickend. Der ICE stoppt in Nauen, wo ein Regionalzug am gegenüberliegenden Gleis schon auf Fahrgast Helga Peters wartet. Die sichtlich erleichterte Berlinerin kann auf schnellem Weg zurück in ihre Heimatstadt. „Es wäre unsinnig gewesen, sie mit nach Hamburg zu nehmen und dann wieder zurück“, sagt die Zugbegleiterin.

Den eigenen Ehemann im ICE nach Stralsund kennengelernt

Für Doreen Punkt ist das selbstverständlich. Doch ihr Handeln und die Freundlichkeit, die sie dabei an den Tag legt, fallen anderen Fahrgästen auf. Als der Zug in Nauen wieder Fahrt aufnimmt, gibt’s Lob. Für ihre Entschlossenheit kürt der Verein „Allianz pro Schiene“ Doreen Punkt zum „Eisenbahner mit Herz“. Eine Ehrung, die einmal im Jahr vorgenommen wird.

"Ein Lächeln ist manchmal wichtiger als die großen Dinge", sagt Doreen Punkt (46)
"Ein Lächeln ist manchmal wichtiger als die großen Dinge", sagt Doreen Punkt (46) Foto: BK/privat

Eisenbahner zu sein, ist für die Berlinern nicht nur ein Job, den sie seit 30 Jahren macht. Es ist Berufung und Familie. Ihr Vater war Lokführer, ihren Mann lernte sie auf der Fahrt von Berlin nach Stralsund kennen – auch ein Lokführer.

„Für den Zugbegleitdienst muss man geboren sein. Man hat jeden Tag mit sehr unterschiedlichen Menschen zu tun, die unterschiedliche Bedürfnisse haben“, sagt sie. Fragt man Doreen Punkt nach den schönsten Momenten, antwortet sie: „Das sind die kleinen Gesten der Fahrgäste. Ein Lächeln ist manchmal wichtiger als die großen Dinge.“