Bei Anruf Kokain: Wie der „Schöne Paul“ auf die schiefe Bahn geriet
Früher sorgte er im Gerichtssaal für Ruhe: Paul P. (37) soll der Fahrer eines Koks-Taxis gewesen sein.

Bei Anruf Koks: Eine Bande soll über einen „Lieferservice“ mehr als tausend Kunden versorgt haben. Ein Justizwachtmeister soll als Ausfahrer mitgemischt haben. Einst sorgte er für Ruhe und Ordnung im Gerichtssaal und bewachte Angeklagte, nun steht Paul P. (37) selbst vor Gericht. Der „schöne Paul“ ist einer von sechs Männern, die an einem Drogen-Lieferservice beteiligt gewesen sein sollen.
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Als Kopf der Bande gilt Marvin N. (37). Er soll vor rund zwei Jahren als „Einzeldealer“ begonnen haben. Einer seiner Kunden sei P. gewesen. N. sowie die Angeklagten Julien J. (31) und Tristan H. (22) hätten sich dann „spätestens ab dem 27. September“ zu einer Drogenbande zusammengeschlossen, so die Anklage.
Die Koks-Bande hatte in Berlin über 1000 Kunden
Zwei Monate später sollen sich P. sowie Stefan S. (51) und Kenan K. (38) beteiligt haben. Sie seien als „Ausfahrer“ fest in die Strukturen der Gruppierung eingebunden gewesen – „sie arbeiteten in Schichten, wobei die Öffnungszeiten des Lieferdienstes variierten“, so die Anklage.
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Stadtweit sollen sie Abnehmer versorgt haben – von einem „festen Kundenstamm von weit über 1000 Personen“ geht die Staatsanwaltschaft aus. Es seien mindestens 5465 Verkaufseinheiten Kokaingemisch verkauft worden – knapp zweieinhalb Kilogramm. Für 0,45 Gramm hätten Kunden 50 Euro gezahlt.
Paul P. (37) hat seinen Job bei der Justiz verloren
Kokain wie Pizza per Handy bestellen: Die Geschäfte liefen laut Ermittlungen über speziell dafür eingerichtete „Tickernummern“. Treffen mit Kunden wurden vereinbart, Fahrer mit Stoff losgeschickt. Anklage: „J. und H. hielten in ihrer primären Funktion als Disponenten den Kontakt zu den Ausfahrern und Erwerbern.“
Am 24. März stoppte die Polizei den Koks-Lieferdienst. Bei einer Großrazzia mit 150 Polizisten im Einsatz wurden Wohnungen und andere Räume in Borsigwalde, Britz, Lichtenrade, Reinickendorf, Rummelsburg, Steglitz, Wedding und Wilmersdorf durchsucht, fünf Verdächtige festgenommen.
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Abgeführt wurde auch Wachtmeister P. Er allerdings kam in den Genuss von Haftverschonung gegen Meldeauflagen. Mit seinem Job bei der Justiz ist es vorbei. Er und weitere Angeklagte kündigten Aussagen an. Fortsetzung: 8. September.