Ein Hinweisschild auf dem Bahnsteig: Drei Jahre dauern die Sanierungsarbeiten auf der U6-Teilstrecke zwischen Alt-Tegel und Kurt-Schumacher-Platz.
Ein Hinweisschild auf dem Bahnsteig: Drei Jahre dauern die Sanierungsarbeiten auf der U6-Teilstrecke zwischen Alt-Tegel und Kurt-Schumacher-Platz. Imago/Jürgen Ritter

Sie ist eine der wichtigsten Linien im Berliner öffentlichen Nahverkehr. Doch die U6 ist seit Anfang November zwischen den U-Bahnhöfen Alt-Tegel und Kurt-Schumacher-Platz wegen Bauarbeiten dicht, die drei Jahre dauern. Täglich müssen 25.000 Berliner diese Strecke mit Pendlerbussen umfahren – oder mit der S-Bahn-Linie S25, die nur alle 20 Minuten kommt. Der CDU-Verkehrsexperte Oliver Friederici ist sauer, vermutet offenbar Fehlplanungen bei dem Vorhaben. Ganz direkt fragt er nun: Lieber Senat, müssen die Bauarbeiten auf der U6 wirklich bis 2025 dauern?

Seine Kritik macht der Politiker jetzt in einer parlamentarischen Anfrage an die Verwaltung von Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) öffentlich. „Warum lässt es der Senat zu, dass die U-Bahnlinie 6 wegen Bauarbeiten zwischen Alt-Tegel und Kurt-Schumacher[1]Platz für einen sehr langen Zeitraum bis 2025 gesperrt wird, obwohl umweltfreundliche Verkehrsmittel gemäß Mobilitätsgesetz absoluten Vorrang genießen?“, fragt Friederici konkret.

Die Antwort der Verkehrsverwaltung: Die grundhafte Sanierung des nördlichen Abschnitts der U6 sei „eine dringend erforderliche und bereits seit langem geplante Sanierungsmaßnahme der BVG“. Das Vorhaben sei alternativlos „um die technische Verfügbarkeit der Anlagen dauerhaft zu gewährleisten“. Dies sei kein Widerspruch zum Mobilitätsgesetz.

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CDU-Verkehrsexperte Oliver Friederici
CDU-Verkehrsexperte Oliver Friederici CDU

Die BVG erklärt dazu: „Bei der Sanierung der U6 muss eine 65 Jahre alte Strecke mit rund 2300 Meter Dammstrecke, 6500 Meter Gleise, acht Weichen, acht Brückenbauwerken und einer Vielzahl von Stromversorgungs-, Kommunikations- und Zugsicherungsanlagen erneuert werden. Darüber hinaus wird auch die U-Bahnbrücke über der Seidelstraße abgerissen und neugebaut.“

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Diese Arbeiten würden einen ausreichenden Zeitraum benötigen. „Der notwendige Busersatzverkehr ist in dichtem, attraktivem Takt mit gesonderter Bussonderfahrstreifen zur Beschleunigung geplant worden und trägt damit zur Beförderung in hoher Qualität für die Fahrgäste im ÖPNV bei“, heißt es weiter.

Am  Kurt-Schumacher-Platz müssen wegen der U6-Bauarbeiten die Fahrgäste in Bussen des Schienenersatzverkehrs umsteigen. Das wird bis 2025  so sein.
Am  Kurt-Schumacher-Platz müssen wegen der U6-Bauarbeiten die Fahrgäste in Bussen des Schienenersatzverkehrs umsteigen. Das wird bis 2025  so sein. Imago/Jürgen Ritter

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Drei Jahre Bauarbeiten auf der U6: Verkehrsexperte kritisiert Planungen

Doch CDU-Verkehrsexperte Friederici sieht dies anders. Er fragt nach, ob man nicht die Sanierungsarbeiten durch ein Drei-Schicht-System inklusive Nachtarbeit sowie durch Anreize mittels Bonizahlungen an die Baufirmen bei vorfristiger Fertigstellung, wie bei Autobahnprojekten in Berlin bereits mehrfach angewandt, beschleunigen könnte?

Die BVG erklärt dagegen, dass dies unmöglich sei: „Der Planfeststellungsbeschluss für das Vorhaben schließt Nacht- und Wochenendarbeiten aufgrund des dicht besiedelten Wohngebietes ausdrücklich aus. Die Lärm- und Arbeitsschutzverordnungen müssen entsprechend eingehalten werden.“

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Friederici vermutet Fehlplanungen im Vorfeld des U6-Bauvorhabens. Nach seiner Ansicht hätte der Senat erst einmal dafür sorgen müssen, dass die S25 als Umfahrungsmöglichkeit, schneller Fahrgäste befördern kann als jetzt im 20 Minuten-Takt. Warum wurde S-Bahn-Linie zwischen Tegel und Schönholz nicht rechtzeitig zum U6-Baubeginn zweigleisig ausgebaut, um die Taktzeiten zu verkürzen und so einer drohenden Überfüllung der Züge vorzubeugen?

Eine S-Bahn der Linie S25: Die Strecke soll als Umfahrung während der U6-Bauarbeiten dienen. Doch die Züge fahren nur im 20-Minuten-Takt.
Eine S-Bahn der Linie S25: Die Strecke soll als Umfahrung während der U6-Bauarbeiten dienen. Doch die Züge fahren nur im 20-Minuten-Takt. Sabine Gudath

Der Ausbau der Bahnstrecke sei im Vorfeld der U6-Arbeiten  nicht machbar gewesen, wiegelt die Verkehrsverwaltung in der Beantwortung der Frage ab. Das Vorhaben sei sehr komplex, für den Betrieb eines 10-Minuten-Taktes auf der S25 seien erheblicher Infrastrukturausbau erforderlich.

So müsse müssten neben den Bau eines zweiten Streckengleises, noch mehrere Weichenverbindungen, zahlreiche Ersatzneubauten für bestehende Eisenbahnüberführungen entlang der Strecke und der Ausbau und teilweise Neubau der S-Bahnhöfe sowie umfangreiche Ausbaumaßnahmen bei der technischen Infrastruktur (Stromversorgung, Signalisierung, Zugfunk) berücksichtigt werden. Allein das Planungsverfahren würde mehrere Jahre dauern.

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Warum man nicht vor den U6-Arbeiten wenigstens die Bahnsteige der S-Bahnhöfe der S25 verlängert hat, wollte der CDU-Verkehrsexperte wissen. Nach der Auffassung von Friederici könnten dann Züge mit acht Wagen statt nun mit sechs fahren und so mehr Pendler-Fahrgäste mitnehmen.

Und was sagt die Verkehrsverwaltung? „Auch dieses Infrastrukturvorhaben erfordert einen umfangreichen Planungs- und Realisierungsprozess, so dass eine Inbetriebnahme der längeren Bahnsteige auf allen Unterwegsbahnhöfen nicht vor Ende 2027 möglich sein wird“, hieß es in der Antwort.